Archiv der Kategorie: Geschichte

Gordon-Benett-Cup 1904

Karte vom Grodon-Benett-Autorennen 1904. Unten links die Idsteiner Chaussee bei Esch.

Karte vom Grodon-Benett-Autorennen 1904. Unten links die Idsteiner Chaussee bei Esch.

Das Grodon-Benett-Autorennen war eine in den Jahren 1900 bis 1905 ausgetragene Motorsprotveranstaltung, bei der sich erstmals internationale Auto-Marken einem Leistungsvergleich stellten. In der direkten Folge entstand der so genannte Grand Prix und danach ab 1950 die Formel 1. Nachdem im Jahr 1903 der Belgier Camille Jenatzy mit einem Mercedes gewonnen hatte, durfte das Deutsche Reich das Rennen 1904 austragen. Die Wahl fiel auf einen Rundkurs von rund 140 km Länge über Usingen — Weilburg — Limburg — Neuhof — Idstein — Esch — Königstein — Oberursel — Bad Homburg, der vier mal durchfahren wurde. In Esch wurden demnach die heutige Schwalbacher Straße, die Limburger Straße und die Frankfurter Straße befahren.

Da das Automobil in dieser Zeit noch so gut wie gar nicht im Taunus verbreitet war, stellte das Rennen einen absoluten Publikumsmagneten dar, und man erwartete, dass eine große Zahl von Zuschauern sich aus den nahen Städten und Dörfern auf den Weg machen würde, um es sich anzuschauen. Auch Kaiser Wilhelm II. kam als Zuschauer nach Bad Homburg. Bereits im Vorfeld hatte dieses Ereignis zu einer für diese Zeit gigantischen Medienresonanz geführt. Zudem waren auch bauliche Voraussetzung geschaffen worden, wie Straßenverbreiterungen, Überhöhungen in Kurven sowie Zuschauerbereiche mit Überbrückungen der Straßen. Am 19. Mai 1904 nahmen Offizielle und Repräsentanten der Regierung die Strecke ab.

Am 17. Juni 1904 wird um 7 Uhr dann das Rennen gestartet. Etwa 20 Fahrzeuge nehmen teil. Auf der Strecke werden teilweise für die damaligen Verhältnisse gigantische Geschwindigkeiten von bis zu 135 km/h erreicht. Zwischen 16 Uhr und 16 Uhr 30 endet das Rennen mit einem Sieg des Franzosen Léon Théry auf einem Wagen des französischen Herstellers Richard-Brasier. Der Kaiser schickt daraufhin ein Glückwunschtelegramm an den französischen Präsidenten. Bei dem Rennen kam es zu keinen Unfällen und es gab auch keine Verletzten. Am Ende hatten, den Berichten zufolge, etwa eine Million Menschen das Rennen vor Ort verfolgt und an vielen Stellen regelrechte Volksfeste mit Bier und Apfelwein gefeiert.

Quellen:

Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe (no date). Available at: http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/index/sn/edb.

 

Jüdische Gemeinde

Mauer und ehemaliger Friedhof am „Heftricher Weg“, Februar 2010

Bereits um 1700 lebten in Esch und Idstein jüdische Familien, die eine gemeinsame Gemeinde bildeten. In Idstein wurde 1793 auch eine Synagoge gebaut. Der Friedhof für diese Gemeinde wurde in Esch, am heutigen Ortsausgang der Eschtalstraße in Richtung Heftrich angelegt, der bis 1887 genutzt wurde. Danach wurde ein neuer jüdischer Friedhof in Idstein, gegenüber der heutigen Lore-Bauer-Halle, angelegt. Spätestens während der NS-Herrschaft wurde der Friedhof in Esch restlos abgeräumt, so dass heute weder Grabhügel noch Grabsteine, wohl aber eine Mauer, erhalten sind.

Die jüdischen Familien hatten bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch keine festen Familiennamen. Meist gab es nur einen Vornamen, dem der Vorname des Vaters als weiterer Name beigegeben wurde. Dazwischen konnte „ben“ für Sohn, oder „bat“ für Tochter stehen, was hier aber wohl nicht der Fall gewesen ist. Das konnte dann so aussehen:

Herz Salomon war der Sohn von Salomon. Der Sohn von Herz hieß dann wiederum z.B. Löb Herz.

Die Auswirkungen dieser abweichenden Namensgebung zeigt sich z.B. bei der Nacherzählung einer Begebenheit aus dem Jahre 1801. Damals soll der bekannte Räuber Johannes Bückler, genannt „Schinderhannes“, einen Teil des Raubgutes aus dem Überfall auf die Post in Würges an einen Juden namens Herz Salomon aus Esch verkauft haben, allerdings passen die Altersangabe aus den Prozessakten und das tatsächliche Alter und von Herz Salomon, dem Urgroßvater von Hermann Eschenheimer, nicht zusammen. Vermutlich handelte es sich daher um einen seiner Söhne, der kurz darauf den Namen gewechselt haben wird.

Unter der französichen Besatzung zu dieser Zeit änderte sich nämlich die Namensregelung, und die Juden mussten sich, als Bedingung für die Erlangung erweiterter Bürgerrechte, Nachnamen nach „deutschem“ Muster zulegen. Unter Übersetzung aus dem Hebräischen entstand dann aus Löb (Löwe) der Name Löwenstein, und mit Bezug auf den Herkunftsort der Name Eschenheimer, die sich teilweise bis in die NS-Zeit hielten. Im Jahr 1871 wurden bei einer Volkszählung 14 jüdische Einwohner erfasst, was allerdings aufgrund der vorliegenden Geburtstdaten recht wenig erscheint.

In den Kriegen des 19. Jahrhunderst, so z.B. 1870/71 und insbesondere im 1. Weltkrieg wurden viele jüdische Einwohner als Soldaten eingesetzt, teilweise meldeten sie sich freiwillig um ihre Zugehörigkeit zu Gemeinde und Staat zu beweisen. Im 1. Weltkrieg fielen Julius Eschenheimer und Max Löwenstein.

Die jüdischen Einwohner waren ab dem Zeitpunkt als das Vereinswesen liberalisiert wurde, also etwa Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts, stets auch in den Escher Vereinen vertreten, so waren Hermann und Otto Eschenheimer ausweißlich der Inschrift auf dem Kriegerdenkmal Mitglieder des Kriegervereins, Otto Eschenheimer war Gründungsmitglied des Sportverein 1921 Esch e.V.

Gasthaus zur Krone, rechts am Bildrand Anwesen Eschenheimer, 1940er Jahre, Foto von R. Wick

Gasthaus zur Krone, rechts am Bildrand Anwesen Eschenheimer, 1940er Jahre, Foto von R. Wick

Über die Generationen entstanden mehrere „Judenhäuser“, also die Stammhäuser der Familien, die entsprechend weiter vererbt wurden. Eines stand neben dem Hof Lanz, zwischen dem heutigen Gasthaus Zur Krone und dem „Aahle„. Vor dem Krieg beherbergte es Teile der Familie Eschenheimer, stand dann aber wohl eine Zeit lang leer. Nach dem Krieg wurden dort noch Flüchtlinge einquartiert, irgendwann wurde es aber weitgehend abgerissen, so dass heute nur noch ein Teil der Mauern erhalten ist,  die als Wände für Schuppen des Anwesens Lanz genutzt werden.

Ehemals jüdisches Haus, heute Schwalbacher Str. 20, um 1963, Foto: Fam. Bund

Ehemals jüdisches Haus, heute Schwalbacher Str. 20, um 1963, Foto: Fam. Bund

Ein anderes jüdisches Haus war „Nathans Haus“, dort, wo heute die Schwalbacher Str. 20 mit Bank, Arztpraxis und Apotheke ist, am Anfang der Borngasse. Dort wohnte das letzte Mitglied der jüdischen Gemeinde Esch, Rebecca Löwenstein, vermutlich bis 1938. Das Haus wurde unter der NS-Herrschaft eingezogen. Das Grundstück wurde in den 1960er Jahren von Walter Bund gekauft und das Haus wurde abgerissen.

Ortsansicht und Geschäft von Feist Löwenstein

Gegenüber von Nathans Haus befand sich das Geschäft von seinem Bruder Ferdinand Löwenstein, der dort als Vieh- und Warenhändler aktiv war. Nach 1934 übergab er sein Geschäft an seinen Sohn Albert, 1936 zog die Familie nach Königstein. Heute befindet sich hier die Bäckerei Ries.

Die Geschäftsbeziehungen der Escher Einwohner mit den jüdischen Geschäftsleuten wurden nach der Machtergreifung des NS-Unrechtsregimes zusehends schwieriger. So berichtet Wilhelm Jung aus Reichenbach von Repressalien gegen ihn aufgrund seiner Geschäfte mit einem jüdischen Viehhändler aus Esch.

Karl Bund, der in den 1930er Jahren neben dem Geschäft von Ferdinand Löwenstein ein Dependance der Firma Goldschmidt (vermutlich Meier Goldschmidt & Cie) aus Idstein unterhielt, wurde nach Erinnerungen von Albert Bund zeitweise mit einem Boykott belegt, dem er sich wohl auch anfänglich widersetzte. Er entging entsprechenden Folgen wohl nur durch eine verwandschaftliche Beziehung mit der Frau des NSDAP-Bürgermeisters Adolf Heilhecker.

Da die jüdische Gemeinde Ende der 1930er Jahre faktisch nicht mehr existierte kam es auch zu keinen Deportationen direkt aus Esch. Dennoch ist ein Angriff auf das Haus von Nathan und Rebecca Löwenstein überliefert, und zahlreiche ehemalige Escher Einwohner starben auf der Flucht oder in den Vernichtungslagern der Nazis (Aufzählung vermutlich nicht vollständig).

1940: Willi Eschenheimer, Bertha Löwenstein (geb. Weinberg)

1941: Mathilde Issselbächer (geb. Löwenstein), David Löwenstein

1942: Selma Kahn (geb. Löwenstein), Frieda Stern (geb. Löwenstein), Selma Hermann (geb. Löwenstein),  Hermann Löwenstein, Selma Löwenstein (geb. Vogel), Ilse Löwenstein

1943: Bertha Nachmann (geb. Eschenheimer), Ruth Löwenstein

2019 wurden in Idstein drei Stolpersteine für die Familie von David Löwenstein verlegt. Foto: Stefan Gärth

Bei den Orten, an denen die Menschen zu Tode kamen, finden sich viele Ortsnamen die zu Symbolen der menschenverachtenden Vernichtungspolitik der NSDAP geworden sind. Dazu gehören die Tötungsanstalt Prina Sonnenstein, die Gehttos Minsk und Theresienstadt sowie die Vernichtungslager Sobibor und Auschwitz.

Einigen Familienmitgliedern gelang die Ausreise bzw. Flucht in sichere Länder, so dass sowohl in Israel als auch in den USA und Südamerika heute die Escher Namen Löwenstein und Eschenheimer weiter exisitieren.

Quellen:

Königlisches statistisches Büro (1873) Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Hessen-Nassau und ihre Bevölkerung nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871. Available at: http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11157798_00006.html.
Wald, H. (2012) Eine kleine Chronik von Einem, der die Straßen von klein auf erlebt und auf ihnen gelebt hat. Waldems.
Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum (no date) Alemannia Judaica. Available at: http://www.alemannia-judaica.de.

Besitzverhältnisse und Einwohner

Flagge des Herzogtums Nassau 1806 – 1866

Um 1300 erfolgt die erste bekannte urkundliche Erwähnung im Zinsregister des Kloster Arnstein. 1357 ist Esch als Besitz des Grafen von Nassau-Idstein verzeichnet. 1566 Unterstand es dem Amt Idstein. Damals gab es 43 nassauische Haushalte im Ort.

Anfang des 17. Jahrhunderts spielten die Pest und Missernten wie etwa die von 1611 den Eschern schwer mit. Vor dem Dreißigjähriger Krieg standen 1630 im Ort 36 Häuser, danach wohnten nur noch wenige Menschen hier und ein Großteil der Häuser war zerstört und erst in den Jahren um 1680 wieder besiedelt. Um 1722 gab es wieder 47 Häuser. 1728 ging Esch an das Fürstentum Nassau-Usingen, 1806 entstand nach den Revolutionskriege das Herzogtum Nassau, wo Esch dann zum Amt Idstein gehörte. 1821 gab es 436 Einwohner. 1863 wurden im „Geschäftlichen Adressbuch des Herzogtums Nassau“ 537 Einwohner verzeichnet. An Gewerben gab es zwei Leineweber, zwei Mahlmühlen, einen Kaufmann ohne Laden, fünf Kaufleute, eine Spedition, vier Fuhrleute, zwei Bäcker, drei Metzger, einen Barbier, drei Maurer, einen Anstreicher, einen Zimmermann, zwei Wagner, zwei Schmiede, drei Schlosser, zwei Schuhmacher, einen Sattler, zwei Schneider, zwei Schreiner und drei Böttcher. Zudem wird der Petershammer als Betrieb zur Hestellung von Stabeisen und als Knochenmühle benannt. Der Ort war also gut ausgestattet, um sich über die Landwirtschaft hinaus selbst zu versorgen.

Nach 1866, nachdem Nassau als Provinz Hessen-Nassau zu Preußen kam, entstand der Untertaunuskreis, dem Esch zugeordnet wurde. So kam Esch dann als Teil Preußens in das Deutsche Reich. In der Volkszählung von 1871 wurden 99 Wohngebäude mit 21 Einzel- und 117 Familien-Haushalten festgestellt. Von den 528 Bewohnern waren 250 männlich und 278 weiblich, 421 waren „ortsgebürtig“. Die Religionsverteilung viel einseitig aus: Es gab 500 evangelische, 14 katholische und 14 jüdische Bewohner. 1895 wurden 662 Einwohner verzeichnet.

Die nächste größere politische Umgliederung ist sicher die Gründung des Bundeslandes Hessen nach dem 2. Weltkrieg zu nennen. Preußen hörte auf zu existieren, der Untertaunuskreis blieb und Esch blieb weiter Bestandteil. Hatte es 1939 noch 622 Einwohner gegeben, wurden 1946 wohl bedingt durch Heimatvertriebenen aus dem Osten, schon 919 Einwohner gezählt.

Nachdem Esch 1972 der Gemeinde Waldems zugeordnet wurde ging der Untertaunuskreis nach mehr als 100 Jahren seines Bestehens 1977 in den neu geschaffenen Rheingau-Taunus-Kreis über.

Quellen:

Königlisches statistisches Büro (1873) Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Hessen-Nassau und ihre Bevölkerung nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871. Available at: http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11157798_00006.html.
Staats- und Adresshandbuch des Herzogtums Nassau (1863). Available at: http://www.dilibri.de/rlb/periodical/titleinfo/147294.
Hessische Landesamt für geschichtliche Landeskunde (no date) Historisches Ortslexikon, LAGIS. Available at: http://www.lagis-hessen.de/.

Deutsche Revolution

Die Deutsche Revolution bezeichnet eine durch die französische Februarrevolution inspirierte Bewegung in den Jahren 1848/1849, die das Ziel hatte, dass althergebrachte Standesdenken abzuschaffen und die „einfachen Bürger“ den Grundbesitzern und Adeligen gleich zu stellen. Recht deutlich wird das an den „9 Forderungen der Nassauer“. Im März 1848 forderten in Wiesbaden etwa 30.000 Menschen auf Initative von August Hergenhahn:

  1. Volksbewaffnung
  2. Pressefreiheit
  3. Einberufung eines deutschen Parlaments
  4. Vereidigung des Militärs auf die Verfassung
  5. Vereinigungsfreiheit
  6. Öffentlichkeit der Schwurgerichtsverfahren
  7. Umwandlung der Domänen in Staatseigentum
  8. Wahlrecht für alle Staatsbürger
  9. Religionsfreiheit

Der Landbevölkerung ging es auch um die Abschaffung des „Zehnten“, einer Naturalsteuer, die an den Herzog abzugeben war. Eine Auswirkung der Revolution war die Einberufung der Frankfurter Nationalversammlung, die aber schnell wieder an Bedeutung verlor. Teilweise kam es zu gewalttätigen und teils militärisch geführten Auseinandersetzungen, etwa in Baden, wo auch nassauische Truppen an der Bekämpfung der Aufstände beteiligt waren. Mit Ihnen war auch Adam Schüttig im Feld, der auf dem Kriegerdenkmal als Veteran dieses Waffenganges erwähnt wird.

Anders als in anderen Ländern blieb die Revolution in Nassau weitgehend unblutig und führten zu einer Wahlrechtsreform und einigen bürgerlichen Freiheiten, die in den folgenden Jahren, der so genannten Reaktion, nach und nach wieder zum Teil eingeschränkt wurden.

Im Rahmen der Revolution bildeten sich Ende 1848 in vielen Gemeinden so genannte Volksvereine, deren Ziel die Umsetzung der demokratischen Gedanken war. Einen solchen Verein gab es auch in Esch, wie die „Freie Zeitung“ am 21.12.1848 meldete. Sein Vorsitzender war der Pfarrer Wilhelm Höfeld, dessen Stellvertreter der Steinfischbacher Pfarrer Johannes Reber, der wiederum dort ebenfalls einen Volksverein anführte. Beide Vereine waren zudem noch Mitglied in dem Volksverein von Idstein.

Verkündung der Paulskirchenverfassung. Von Unbekannt – unknown, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=34982009

Die revolutionären Bestrebungen führten zur Frankfurter Nationalversammlung, die mit der so genannten Paulskirchenverfassung die erste demokratische Verfassung auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik erarbeitete. Letztlich konnte sich die Revolution jedoch noch nicht durchsetzen. Noch heute streiten die Gelehrten, ob die Paulskirchenverfassung jemals wirksam geworden ist. Unstreitig stellte sie aber eine große Leistung dar und war beispielgebend für die nachfolgenden demokratischen Bestrebungen bis hin zur Weimarer Republik. Im Taunus indessen verloren die Volksvereine nach und nach an Bedeutung, da sich die Bewohner einen kurzfristigeren Erfolg versprochen hatten. Im Mai 1849 gehörten Höfeld und Reber nochmals zu den 450 Deputierten eines Demokratenkongresses in Frankfurt. Dennoch gewann die Reaktion die Oberhand und revidierte vieles von dem, was im Rahmen der Revolution erreicht wurde.

Natürlich gab es, als die Revolution an Schwung verlor, entsprechende Repressalien gegen die Antreiber. Reber wurde z.B. nach Merenberg veresetzt. Die Volksvereine starben nach und nach wieder aus. Dennoch führte die Revolution insgesamt zu demokratischen Tendenzen, die sich in der so genannten Paulskirchenverfassung wieder fanden und damit letztlich, wenn auch nur teilweise, Eingang in einige Länderverfassungen fanden.

Quellen:

Buck, G. (2000) Steinfischbach im Laufe seiner Geschichte. Natur- und Wanderfreunde Steinfischbach e.V.

Hexenprozesse

Viele Überlieferungen zu diesem Thema gibt es bezogen auf Esch nicht.

Für die Jahre 1602 bis 1607 ist allerdings im Hessischen Hauptstaatsarchiv (HHStAW Bestand 369 Nr. 319) ein Vorgang aktenkundig, bei dem es um eine Beschwerden des Pfarrers Johann Jäger zu Esch gegen die Äbtissin Magdalena von Irmtraut zu Gnadenthal, die ihn offenbar der Zauberei, insbesondere des Wettermachens, bezichtigte, woraufhin er sie selbst wegen Schmähreden belangen lassen wollte. Über den Ausgang der Verfahren ist nichts bekannt.

Im November des Jahres 1630 hält Tobias Weber, ein kirchlicher Beamter, in Idstein eine so genannte „Hexensynode“ ab, und beauftragt die Pfarrer der Gemeinden, die Bürger vor den „vermaledeiten Zubereysünden und Hexenwesen“ zu warnen. Dies müsste dann besagter Johann Jäger auch in Esch umgesetzt haben, sofern ihn der Dreißigjährige Krieg nicht daran gehindert hat.

Nach dem Krieg kam es unter der Regentschaft von Johann von Nassau-Idstein zu einer Welle von Hexenprozessen in Idstein. Zwischen 1676 und 1677 wurden dort von 51 Angeklagten wegen Hexerei 39  hingericghtet.

Quellen:

‘Das Gebiet der Pfarrei Esch und die Anfänge ihrer Dörfer’ (no date).

Dreißigjähriger Krieg

"Der geharnischte Reiter" von Hans Ulrich Franck ([1]) [Public domain], via Wikimedia Commons - Ein Reiter mit Rüstung verfolgt im Dreißigjährigen Krieg flüchtende Bewohner, nachdem deren Dorf ausgeplündert worden war.
„Der geharnischte Reiter“ von Hans Ulrich Franck ([1]) [Public domain], via Wikimedia Commons – Ein Reiter mit Rüstung verfolgt im Dreißigjährigen Krieg flüchtende Bewohner, nachdem deren Dorf ausgeplündert worden war.

Im Jahr 1618 begann eine Leidenszeit für die Escher, die beinahe zum Aussterben des Ortes geführt hätte. Viele Häuser wurden zertstört, zahlreiche Einwohner starben oder flüchteten. Am Ende stand Esch beinahe als ein verlassenes Dorf dar. Ab 1620 zogen abwechselnde Heerscharen durch den Taunus, nahmen Quartier und Essen von den Einwohnern, teils auch die Tiere und die Vorräte, so dass schwere Hungersnöte die Folge waren. Gewalttaten waren dabei ebenfalls nicht selten. So zogen Spanier, Wallonen und viele andere hindurch, lagen über Winter und teils auch im Sommer in den Orten und mussten versorgt werden. Von vorher 42 Häusern waren 1630 nur noch 25 bewohnt.

Im Schwedischen Krieg 1630 bis 1635 kam es erneut zu Einquartierungen. 1931 lagen die Schweden in Esch, benahmen sich zwar einigermaßen, blieben dem Wirt Alexander Himmel aber einen großen Betrag für Essen, Wein und Hafer Schuldig.  1633 berichtete der Pfarrer Brühl, dass er aufgrund der unsicher gewordenen Straßen nur noch mit einer Leibwache zum Dienst in die Filiale Reinborn gehen könne.

1634 wurden die Schweden bei Nördlingen schwer geschlagen. Sie zogen sich über Frankfurt in das östliche Taunusgebiet zurück. Ihnen folgten Truppen von Ferdinand von Spanien, und wie der Escher Schultheis Andreas Ortmann zu Protokoll gibt, wurde damals das Dorf beinahe ganz eingeäschert. Dabei wären nur wenige Leute am Leben geblieben, weshalb die Felder verwilderten. So seien diejenigen, die nicht an der Pest gestorben sind letztlich vom Hunger hinfort getrieben worden. Der Pfarrer Plebanus berichtet, dass er am 20. Oktober 1636 den Pfarrherren von Strinz Magarethä zu grabe geleitet hätte.

Nun ist in der ganzen Idsteiner Gegend kein Pfarrer mehr außer mir. Auch in Kettenbach. Michelbach, Dörsdorf, Rettert, Miehlen,Wlterod, Strinz Trinitatis, Strin Magarethä. Breithardt, Bleidenstadt, Wehen, Bechtheim, auroff, Wörsdorf, Esch und Walsdorf fehlen die Geistlichen.

Tagebuch des Pfarrers Plebanus aus dem 30jähr. Krieg, in Land Nassau, 1926

Erschwerend kam hinzu, dass der protestantische Graf Johannes von Nassau-Idstein in der folge von den katholischen Gewinnern des Krieges vertrieben wurde und so de facto keine funktionsfähige Regierung mehr bestand, die den Aufbau hätte koordinieren können. Das spiegelt sich auch in den Einwohnerzahlen wieder. Während 1630 noch etwa 115 Einwohner in Esch vorhanden waren wohnen dort 1648 nur noch 6 Familien vorhanden. Der Wiederaufbau und die Rückbesiedlung des Ortes dauerte lange und wurde zeitweise durch erneute Kriege behindert. 1646 durfte Graf Johannes zurückkehren, womit sich erstmals wieder eine Art von zentraler Regierung einstellte. Ab 1650 kümmerte sich der Walsdorfer Pfarrer Rüger zumindest zeitweise mit um die Pfarrei, bis 1665 wieder einen Pfarrer, sein Sohn Johann Conrad Rüger, fest nach Esch zog. Dort konnte er aber aufgrund der geringen Einwohnerzahl zunächst nicht von den Einkünften der Pfarrei leben und betrieb eine umfangreiche Landwirtschaft. Langsam richtete sich die Bevölkerung wieder auf, auch durch den Zuzug von Flüchtlingen aus anderen Teilen des Landes. Eine Geschichte aus dieser Zeit ist „Eine schlimme Wolfsjagd„, die aus Aufzeichnungen des Pfarrers Rüger Senior resultiert.

Die Kriege Ludiwgs des XIV. brachten in der Folge weitere Schwierigkeiten, so lagen in den 1670er und 1680er Jahren wiederum Winter für Winter Soldaten in den Dörfern. Dazu kamen Durchmärsche verschiedener Armeen. 1688 lagen die Truppen des Grafen von der Lippe in Esch und an die Franzosen, die in Mainz lagen, mussten Kontributionen abgegeben werden und Fuhrdienste geleistet werden. Viele Escher Bauern schafften es in der Folge nicht mehr, ihre Felder zu bestellen, und verdingten sich mit Fuhr- und Vorspanndiensten auf der Frankfurter Straße. Dennoch gab es 1691 wieder 20 Hofreiten und Untertanen, die im Schätzungsregister genannt werden. Darunter finden sich bereits einige Namen, die sich in der in oder anderen Form bis ins 20. Jahrhundert in Esch erhalten haben, so z.B.: Hirtes, Engel, Baum und Stamm. Conrad Pfeiffer war seinerzeit der Schultheiß.

Erst 1722 wurde mit 47 Hausständen wieder das Vorkriegsniveau verzeichnet. Ob gegebenenfalls der Untergang des Dörfchens Harbach mit dem Verlauf des Krieges in Zusammenhang steht ist historisch nicht belegt, in manchen Publikationen aber so aufgeführt. Fest steht aber anhand archäologischer Funde, dass es nicht viel länger existiert hat, und der Untergang ganzer Dörfer im Zuge des Krieges ist andernorts durchaus belegt. Für Esch dürfte der 30jährige Krieg eine der größten Zäsuren gewesen sein – viele der ursprünglichen Einwohner hatten ihn nicht überlebt oder waren geflüchtet, Flüchtlinge aus anderen Teilen des Landes kamen hinzu und legten schlussendlich den Grundstein für die Entwicklung des Ortes bis heute.

Quellen:

Sternberg, L. (1926) Land Nassau. Leipzig (Brandstetters Heimatbücher Deutscher Landschaften, 26).
Kreisausschuß des Rheingau-Taunus-Kreises (1988) Jahrbuch Rheingau-Taunus-Kreis.
‘Das Gebiet der Pfarrei Esch und die Anfänge ihrer Dörfer’ (no date).
Gärth, S. and Faust, P. (2010) Alt Idstein. Available at: http://www.alt-idstein.info.

Koalitions- und Befreiungskriege

Während der Revolutionskriege, den so genannten 1. und 2. Koalitionskriegen von 1792 bis 1802 standen zunächst Österreich und Preußen, später Großbritannien, Spanien, die Niederlande und Neapel gegen Frankreich, später verhielt sich Preußen neutral. Teile Hessens und Nassaus kamen in der Folge unter französischen Einfluss und erst mit den Befreiungskriegen 1813 bis 1815 erhielten die Ländereien wieder in eine echte Selbstständigkeit.

Bereits im Jahr 1792 begann der Krieg, Esch zu betreffen. So lag am 15. Juli 1792 das preussische Füsilierbataillon von Thadden in Esch. Nach dessen Abzug in Richtung Reichenbach und Steinfischbach folgte am 18. Juli der Stab des Infanterieregimentes Erbprinz von Hohenlohe. Bis 1794 folgten fast ständig weitere preußische Einheiten. Die Escher mussten jeweils Hafer, Heu, Stroh, Fleisch, Brot, Wein, Bier und Branntwein abliefern.

Im Frühsommer 1795 richteten zudem noch Hagel und Gewitter schwere Schäden, das Jahr 1795 brachte dann wechselnde Durchmärsche und Einquartierungen der kaiserlichen und französischen Armeen. Im Oktober plünderten die Franzosen den Ort komplett aus, kein Saatkorn blieb übrig und die Einwohner blieben teils nur mit den Kleidern zurück, die sie am Leib trugen. Die Tiere wurden aus den Ställen geholt und geschlachtet, das Inventar der Häuser teilweise verbrannt.

Am 9. Juli 1796 verloren die Österreicher ein Gefecht gegen die Franzosen zwischen Camberg und Selters. Am darauf folgenden Tag, dem 10. Juli 1796 scheiterte auch der österreichische Widerstand bei Esch. Abermals kam es zur Abgabe von Kontributionen und zu Plünderungen. So äußert der Schultheiß von Esch, dass die Bauern das gemachte Heu „auf dem Rücken in die Scheuern transportieren“ mussten, da alle Ochsen und Pferde weggenommen worden waren.

Mit dem Ende des 18. Jahrhunderts endeten auch zunächst mit einer sich verstetigenden Besetzung durch die Franzosen der ständige Durchmarsch unterschiedlicher Einheiten und Völker. Aber auch das machte das Leben nicht friedlicher. Alleine 1797 hatten umherziehende französische Banden die Orte in der Ems dreimal überfallen, und Banden wie die des Schinderhannes trieben auch Anfang des 19. Jahrhunderts ihr Unwesen. So mancher Einwohner muss bei all diesen Wirren seine Zuflucht im Trank gesucht haben. So wird aus dem Jahr 1803 vom damaligen Pfarrer Bender berichtet, er habe das Kind des Schulmeisters Lanz im Zustand der Trunkenheit getauft und sich im Wirtshaus Zum Grünen Baum eine Schlägerei mit einem durchreisenden Malergesellen geliefert.

Auf Druck des französischen Kaisers Napoleon entstand 1806 das Herzogtum Nassau, welches sogleich dem Rheinbund, einer Allianz zu Gunsten französischer Interessen, beitrat. Dies brachte Aushebungen, die Teile der männlichen Bevölkerung auf die Schlachtfelder Napoleons in aller Welt führte. So war etwa der Sohn des Zimmermanns Michael Wolfsheimer, Philipp, der 1808 die Obermühle in Oberems ersteigerte, zu diesem Zeitpunkt noch zum Militärdienst eingeschrieben. Dies brachte aber auch die Einführung zeitgemäßer Gesetze, die zur Abschaffung der Leibeigenschaft und zur Einführung der Reise- und Niederlassungsfreiheit führte. Zudem galten nun liberalere Vorschriften für Handel und Gewerbe, der Zunftzwang wurde abgeschafft.

Nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 wandte sich das Blatt, der Rheinbund zerbrach und die Franzosen begannen einen Rückzug, der sie über Hanau auch wieder durch den Taunus Richtung Rhein führte. Das Herzogtum Nassau trat nun dem antinapolionischen Bund bei und die im Feld stehenden nassauischen Truppen erhielten den Befehl, die Front zu wechseln. In der Nacht vom 4. auf den 5. November 1813 rückte das Corps des Fürsten Czernitschew über Esch in Richtung Limburg vor. Dabei müssen es die Escher mit der Angst zu tun bekommen haben und sie flüchteten sich teilweise nach Bermbach. Es folgten die Einheiten des Feldmarschall Blücher, die erst am 1. Januar 1814 ihren berühmten Rheinübergang bei Kaub machten. Solange mussten die Gemeinden im Taunus wiederum die Soldaten mit Lebens- und Futtermitteln unterhalten.

Im September 1814 wurde im Herzogtum Nassau die landständische Verfassung erlassen. Die Landstände bildeten demnach so etwas wie eine frühe Form des Parlamentes. U.a. war Philipp Reinhard Seybert aus Esch einer der ersten Landstände.

Gemälde von William Sadler (1782–1839) – gemeinfrei

Ab 1814 beteiligten sich neu ausgehobene nassauische Truppen an der Belagerung von Mainz und 1815 kämpften die Nassauer an der Seite von Großbritannien und den Niederlanden, später auch verstärkt durch Blüchers Preussen, in Waterloo und bereiteten der Herrschaft Napoleons ein Ende. Erkenntnisse über mögliche Verluste Escher Einwohner aus dieser Zeit liegen nicht vor. Der spätere Escher Pfarrer Karl Wilhelm Albert Erwin Gros verfasste die Kurzgeschichte Veteran Schlössermann die die verwirrenden Zustände in dieser Zeit humorvall beschreibt.

Quellen:

Gros, E. (1925) Winkelhude und anderes. Oranien-Verlag Herborn.
‘Das Gebiet der Pfarrei Esch und die Anfänge ihrer Dörfer’ (no date).
Kreisausschuß des Rheingau-Taunus-Kreises (2002) Das Nassauer Land Geschichte Landschaft Menschen.
Baumann, H.-J. and Seyberth (1989) Die Seyberths. Bilder zur Geschichte einer Nassauischen Familie. Wiesbaden.

1. Weltkrieg

Die Tafel für die Opfer des 1. Weltkrieges am Ehrenmal
Die Tafel für die Opfer des 1. Weltkrieges am Ehrenmal

Im 1. Weltkrieg, der am 28. Juni durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand ausgelöst wurde und einen Monat später begann, lagen die Fronten im Osten und im Westen, Kampfhandlungen auf dem Gebiet des Deutschen Reiches gab es kaum. So blieb auch Esch vor direkter Kriegseinwirkung verschont. Dennoch wurden zahlreiche Männer aus dem Ort als Soldaten in den Kampf geschickt und nicht wenige wurden verwundet, getötet oder gelten bis heute als vermisst.

Gemäß der Inschrift auf dem Ehrenmal am Friedhof sind die folgenden Escher Männer im 1. Weltkrieg gefallen oder werden vermisst:

1914 Heinrich Moog, Karl Moog, August Schaus, Ludwig Moll (vermisst)

1915 Julius Eschenheimer, Hermann Werner, Wilhelm Hölzer, Karl Preiß,

1916 ./.

1917 Karl Weber, Karl Schüttig, Theodor Gies, Karl Kimpel, Karl Moog

1918 Wilhelm Freund, Georg Schüttig, Georg Engel, Wilhelm Leichtfuß, Wilhelm Saame, Emil Stamm, August Stahl, Christian Moog, Adolf Schaus, Adolf Schüttig, Max Löwenstein, Albert Bund (vermisst)

Darüber hinaus wurden viele Escher Soldaten in den Kämpfen teils schwer verwundet, so etwa Adolf Kimpel, Wilhelm Engel, Wilhelm Baum, Hermann Saame, Heinrich Weller, Willy Schneider, Karl Schönborn, Karl Moll und sicher noch einige mehr. Einige trugen dabei Behinderungen davon, die sie zeitlebens begleiten sollten.

Auch wenn es zu keinen Kampfhandlungen in Esch und der Umgebung gekommen ist waren die Auswirkungen des großen Krieges überall sichtbar. Bereits im August 1914 wurden auf Befehl des kommandierenden generels des XVIII. Armeekorps, von Schenck, alle Schulen geschlossen, damit die notwendigen landwirtschaftlichen Arbeiten auch ohne die zum Kriegsdienst einberufenen Männer durchgeführt werden konnten.

Schulgärten, später auch Turn- und Spielplätze sollten mit Kartoffeln und Gemüse bestellt werden. Es wurden durch die Kinder der Orte Sammlungen von Gummi- und Lederresten, Altpapier und Bucheckern (zur Ölgewinnung) durchgeführt.

Unmittelbar nach dem Kriegsende wurde in Folge des Waffenstillstand von Compiègne, der am 11. November 1918 unterzeichnet wurde, die alliierte Besetzung aller linksrheinischen Gebiete und aller Gebiet in 30 Kilometern Radius von strategisch wichtigen Brückenköpfen durchgeführt. Esch lag gerade am Rand diese Besatzungszone, die Grenze verlief im Goldenen Grund zwischen Walsdorf und Würges. Starke französische Truppenkontingente lagen in Idstein. 1925 wechselte die Besatzung von den Franzosen an die Briten, von denen wiederum Einheiten in Idstein lagen.

Quellen:

Kreisausschuß des Rheingau-Taunus-Kreises (ed.) (2016) Jahrbuch Rheingau-Taunus-Kreis.
Gärth, S. and Faust, P. (2010) Alt Idstein. Available at: http://www.alt-idstein.info.
Kreisausschuß des Rheingau-Taunus-Kreises (2014) Jahrbuch Rheingau-Taunus-Kreis.
Verein für Computergenealogie e.V. (no date) Verlustlisten Erster Weltkrieg, genealogy.net/. Available at: http://wiki-de.genealogy.net/Verlustlisten_Erster_Weltkrieg/Projekt.

2. Weltkrieg

Wehrmachtssoldaten 1940 beim Gasthaus Zum Taunus, mit Tankstelle. Foto: R. Wick

Wehrmachtssoldaten 1940 beim Gasthaus Zum Taunus, mit Tankstelle. Foto: R. Wick

Der 2. Weltkrieg hatte großen Einfluss auf die Entwicklung des Dorfes. Zwar blieb Esch im Allgemeinen von größeren Kampfhandlungen verschont, dennoch musste ein Großteil der männlichen Bevölkerung zum Wehrdienst einrücken und nicht wenige wurden verwundet, getötet oder werden bis heute vermisst. Schon 1938 zeigte sich, dass das Reich auf einen Krieg eingestellt wurde. So wurde die Escher Feuerwehr wie alle Feuerwehren im gesamten Deutschen Reich aufgrund des „Gesetzes über das Feuerlöschwesen“ als „Feuerlöschpolizei“ der Zuständigkeit des Reichsministers des Inneren unterstellt.

Nach dem Überfall auf Polen kam es im Winter 1939/1940 zu ersten Einquartierungen von Wehrmachtseinheiten. Nach der Erinnerung meines Großvaters wurden damals auch Nachrichtenleitungen verlegt, die in Zusammenhang mit dem geplanten Westfeldzug und dem Führerhauptquartier Adlerhorst in Ziegenberg standen. Diese folgten wohl der „Landsteiner Straße“ und waren  bei den Bauarbeiten zum Gewerbegebiet Auf der Lind noch zu sehen. Zumindest hatte mein Großvater mir ein altertümlich anmutendes Kabel gezeigt und erklärt, diese Kabel wären im Kalten Krieg auch vom Warnamt in Bodenrod zur Sirenensteuerung genutzt worden.

Die Einberufungen beeinträchtigten auch das dörfliche Leben. So hatte die Feuerwehr die Einberufung ihres Ortsbrandmeisters Adolf Pabst und weiterer Wehrmänner zu verkraften, so dass 1943 nur noch 18 Aktive zu verzeichnen waren (gegenüber 36 im Vorjahr). Mit dieser um 50 % geschrumpften Mannschaft mussten dann schwierige Einsätze nach Bombenangriffen in Wiesbaden und Frankfurt bewältigt werden. Nach der Erinnerung von Albert Bund gab es zweitweise auch eine Frauenmannschaft, um die Brandbekämpfung überhaupt noch sicher stellen zu können. Auch im Turn- und Sportverein ruhte kriegsbedingt der Sportbetrieb weitgehend. Die Landwirte wurden zur Abgabe von Lebensmitteln verpflichtet, das Schlachten von Vieh wurde reguliert, „Schwarzschlachtungen“ oder die Weiterverarbeitung von Rohmilch zu Butter konnten bestraft werden.

Im Zuge der Kampfhandlungen im Westen wurden durch die Wehrmacht viele Gefangene gemacht. Einige davon, nach Erzählungen von Karl Moll und der Familie Müller meist Franzosen, kamen nach Esch und wurden den Landwirten als Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt. Dabei wurde durch die örtlichen NS-Authoritäten darauf geachtet, dass diese nicht zu gut behandelt wurden. Es existierte z.B. das Verbot, die Gefangenen mit der Familie am Tisch essen zu lassen. Dies wurde jedoch von den Eschern auch oft missachtet. Die Kriegsgefangenen sollen laut Karl Moll im oberen Teil des Anwesens Schneider / Zum Taunus gesammelt untergebracht gewesen sein, wo sich heute die Pizzeria „Da Giorgio“ befindet.

Im Verlauf des Krieges hatten auch die Escher Familien zunehmend mehr Gefallene zu verzeichnen. Gemäß der Inschrift auf dem Ehrenmal auf dem Friedhof sind in diesem Krieg die folgenden Escher Männer gefallen oder als vermisst gemeldet:

1940 Helmut Hahn

1941 Ernst Ries, Johann Vogel

1942 Siegfried Richter, Otto Moos, Willi Reuscher, Otto Wiegand, Wilhelm Leichtfuß, Hans Kirchhof

1943 Rudolf Richter, Otto Diehl, Franz Peregrin, Edmund Müller, Walter Lieber, Richard Scheid, Adolf Wissig, Helmut Schönborn, Wilhelm Konrad, Willi Engel

1944 Erich Moog, Ernst Pabst, Walter Moog, Wilhelm Klapper, Hans Hentschel, Adolf Klecker, Franz Assmann, Adolf Engel, Adolf Kohnle, Hermann Stamm, Otto Bohatschek, Erich Bastian, Fritz Grünig, Karl Christmann, Berthold Golda, Richard Rassbach, Alwin Leichtfuß, Karl Adolf Moog, Willi Weller, Ambrosius Kraft

1945 Franz Sziltzl, Franz Pitz, Hans Weller, Robert Müller, Willi Guckes, Helmut Ernst, Karl Schönborn, Helmut Ott, Wilhelm Kopp, Walter Pabst, Werner Sträter, Julius Modl, Alwin Hies, Hermann Bund, Karl Mehl, Ernst Maibaum, Karl Hölzer, Wilhelm Engel

Das Ehrenmal auf dem Freidhof

Das Ehrenmal auf dem Freidhof

In der Gefangenschaft bzw. an den Spätfolgen des Krieges starben Hermann Saame (1946) und Otto Martin (1948).

Unmittelbare Kriegseinwirkungen gab es in und vor allem um Esch vor allem durch Luftkämpfe und Tieffliegerangriffe. Helmut Wald berichtet, dass er einmal einen Angriff auf ein Fahrzeug der Wehrmacht in der Eschtalstraße beobachtet hatte. Mit Brandplättchen und Brandbomben versuchten die Alliierten auch im Untertaunus die Ernte zu vernichten und den Wald in Brand zu setzen. So fielen im Untertaunus am 11. April 1943 über 3.000 Brandbomben. Zudem kam es zu so genannten Notabwürfen. Dabei warfen angeschossene Bomber ihre Bombenlast aus Sicherheitsgründen ab. Die Walsdorfer Schulchronik berichtet in der zweiten Septemberhälfte 1943 von zwei Brandbomben in der Escher Gemarkung, die aber keinen Schaden angerichtet hätten. Munition und Blindgänger blieben über den Kriegsverlauf hinweg eine Gefahr für die Escher. So wurde beim Spielen mit gefundener Brandmunition im Feld Ottmar Moog schwer verletzt und zeitlebens entstellt, was ihm schlimme Schimpfnamen einbrachte. Nach und nach erlangten die Alliierten nach der Landung in der Normandie die Lufthoheit über dem Deutschen Reich. So nahm sukzessive auch die Tieffliegergefahr zu. An den Straßen wurden teilweise Splittergräben ausgehoben, so dass die Menschen dort Deckung suchen konnten.

Wald berichtet weiter von den Eindrücken von den Bombenangriffen gegen größere Städte, wie etwa Frankfurt, und Industrieanlagen, bei denen die Bomber auch Esch überflogen und zu denen auch die Escher Feuerwehr alarmiert wurde. Dabei wurden die anfliegenden Bomber häufig von deutschen Jägern angegriffen und es gab Luftalarm. Improvisierte Erdbunker gab es hinter der Mühle der Familie Lanz in der Schulgasse und in der Lehmgrube in der Frankfurter Straße, in der Borngasse befand sich ein Luftschutzkeller im Hof der Familie Bund.

Helmut Wald Berichtet von einem abgestürzten Bomber zwischen Escher Kopp und Schanz (wohl am Fürstenweg). In der Literatur findet sich der Abschuss eines amerikanischen Bombers am 17. August 1943 in Esch (wobei hier auch ein anderes Esch gemeint sein könnte) und der Walsdorfer Schulchronik nach stürzte am 27. Januar 1944 ein kanadischer Lancaster-Bomber von Esch her kommend im Goldenen Grund ab. Am 12. Mai desselben Jahre kam es zu einem großen Luftkampf über dem Gebiet, der fast den ganzen Tag dauerte. Ein deutsches Jadgflugzeug soll in der Ardenbach abgestürzt sein.

Laut der Walsdorfer Schulchronik soll am 3. März 1945 in Esch auch eine Scheune durch einen Fliegerangriff in Flammen aufgegangen sein. Das konnte ich bislang nicht verifizieren. Ende März 1945, es war kurz vor Ostern, rückte die Front auf Esch zu. Die Tieffliegergefahr nahm noch einmal zu. Der Landwirt Karl Schönborn wurde am 27. März auf dem Weg von oder nach Idstein von einem Tiefflieger getötet.

Wie Helmut Wald berichtet, wurde in Esch nur mäßiger Widerstand organisiert. So wurde in der heutigen Schwalbacher Straße eine Panzersperre aus Baumstämmen und Holz der Wagnerei Bund errichtet, die aber weiter keinen Einfluss auf die Entwicklung hatte. Das lag mitunter auch daran, dass die ersten Einheiten in Esch nicht wie erwartet aus Richtung Idstein kamen, sondern sich durch den Goldenen Grund vorarbeiteten. Dort kam es am 29. und 30. März zu heftigen Käpfen mit der kuz zuvor aus Norwegen in das Kampfgebiet verlegten 6. SS-Gebirgsdivision und weiteren Wehrmachtseinheiten. Dazu gehörte, wie in einigen Berichten erwähnt, auch eine Einheit aus Fahnenjunkern der Offiziersschule Weilburg. Die SS-Einheiten hätten, so Karl Moll, in den letzten Kriegstagen noch versucht, in Esch 13 – 15jährige Jungen zu rekrutieren, die teilweise von ihren Eltern versteckt wurden, bis die Soldaten nach Osten abzogen. Helmut Wald berichtet ebenfalls von einem Versuch, eine Volkssturmeinheit aus älteren Männern aufzustellen.

Die vorrückenden amerikanischen Truppen wahren wahrscheinlich Einheiten der amerikanischen 76. Infanterie-Division. Auch die 87. US-Infantrie-Division sowie die 9. US-Panzerdivision operierten im Bereich. Die US-Einheiten kamen aus dem Brückenkopf Remagen. Sie erreichten Esch wohl endgültig am 31. März. Es fanden Durchsuchungen in Scheunen und Wohnhäusern statt, und der Bürgermeister der NSDAP, Adolf Heilhecker, wurde schnell durch Hermann Leidig ersetz. Wald berichte weiter, dass es zeitweise in Richtung Hirtesenmühle einen kleinen amerikanischen Feldflugplatz für Artillerie-Aufklärer und am Wingertsberg eine Geschützbatterie der US-Armee gegeben haben soll. Von letzterer soll auch in Richtung Nordosten noch gefeuert worden sein. Hier könnte er Kämpfe um die Tenne und Riedelbach beobachtet haben, die deutlich heftiger ausfielen. Die Versorgung der amrikanischen Truppen wurde in diesen Tagen durch eine Feldküche im Hof der Familie Bund in der Borngasse sicher gestellt. Die US-Soldaten machten sich schnell bei den Kindern und Jugendlichen durch das verteilen von Kaugummis und Zigaretten beliebt.

Auch nach dem Krieg hatten die Escher Unheil und Entbehrungen zu tragen. So berichten sowohl Helmut Wald als auch die Walsdorfer Schulchronik, dass ehemalige Zwangsarbeiter plündernd umher zogen und auch mindestens einmal die Hirtesenmühle überfallen hätten. Zudem kamen die in Gefangenschaft geratenen Escher erst nach und nach wieder nachhause. So konnte das Vereinsleben langsam wieder aufgenommen werden. Die Sängervereinigung begann 1947 wieder mit dem Gesangsbetrieb, ebenso wurde in diesem Jahr auch die freiwillige Feuerwehr neu gegründet.

Eine weiter große Aufgabe war die Integration der Heimatvertriebenen aus den besetzten Gebieten im Osten. Das das einige waren, zeigt auch der Blick in die Einwohnerzahlen: 1939 hatte Esch 622 Einwohner, 1946 waren es trotz der Entbehrungen des Krieges deutlich mehr, nämlich 919. Die Flüchtlinge, wie die Menschen oft genannt wurden, wurden teils in gemeindlichen Immobilien, teils privat untergebracht.

Quellen:

Rusiecki, S. M. (2010) In Final Defense of the Reich: The Destruction of the 6th SS Mountain Division ‘Nord’. U S Naval Inst Pr.
Foreman, J. and Parry, S. W. (2004) Luftwaffe Night Fighter Combat Claims, 1939-1945.
Mauloff (no date). Available at: www.mauloff.de.
76TH Infantry Division ‘Onaway’ (no date). Available at: http://76thdivision.com/.
Idsteiner Zeitung (2016) ‘Zeitzeuge Helmut Wald berichtet von seinen Erinnerungen an die Zeit des Nationalsozialismus’, 5 October. Available at: http://www.wiesbadener-tagblatt.de/lokales/untertaunus/idstein/zeitzeuge-helmut-wald-berichtet-von-seinen-erinnerungen-an-die-zeit-des-nationalsozialismus_16885141.htm.
Lietz, B. (1985) Walsdorf im 2. Weltkrieg. Chronik der Volksschule Walsdorf 1939-45. Bad Camberg.
Hessische Landesamt für geschichtliche Landeskunde (no date) Historisches Ortslexikon, LAGIS. Available at: http://www.lagis-hessen.de/.
Wald, H. (2012) Eine kleine Chronik von Einem, der die Straßen von klein auf erlebt und auf ihnen gelebt hat. Waldems.

Waldems

Nach oft jahrhundertelang praktizierter Selbstständigkeit, teils in unterschiedlichen Landkreisen, wurden die ehemals selbstständigen Gemeinden Bermbach, Esch, Niederems, Reichenbach, Steinfischbach und Wüstems im Jahr 1972 zu Ortsteilen der neuen Gemeinde Waldems, die nunmehr dem Untertaunuskreis zugeordnet wurde.

Das Wappen von Waldems

Verwaltungssitz wurde Esch, das Rathaus der Gemeinde in der ehemaligen Schule eingerichtet. Kommunale Aufgaben wurden zentralisiert, durch die Mitgliedschaft in verschiedenen Verbänden konnten Aufgaben wie die Ver- und Entsorgung optimiert werden. So wurde Waldems 1977 Mitglied im Abwasserverband Obere Ems, im Wasserbeschaffungsverband Tenne und 1994 in der Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft mbH. Ebenfalls 1977 kam die Gemeinde mit dem Zusammenschluss des Untertaunus- und des Rheingaukreises in den neu geschaffenen Rheingau-Taunus-Kreis.

Im Jahr 1982 wurde die Verschwisterung mit der französischen Gemeinde Champsaur im Departement Hautes Alpes besiegelt. 1984 bildete sich unter Vorsitz von Sieglinde berbalk aus Wüstems ein Partnerschaftskomitee, in der Folge wurden immer wieder gegenseitige Besuche unternommen, so besuchte die Freiwillige Feuerwehr 1934 Esch e.V. im Jahr 1985 die Kameraden in Champsaur.

Seit den 1970er jahren wurde die Infrastruktur der Gemeinde wesentlich modernisiert, neben der zentralen Trinkwasser- und Abwasserversorgung wurde Waldems an das Kabelfernseh-Netz (Mai 1985) und an die Erdgasversorgung angeschlossen. Im Jahr 2007 wurde die ÖPNV-Anbindung unter anderem mittels Bau des Busbahnhofes Auf der Lind grundlegend modernisiert und in den Tagesrandzeiten ein Rufbussystem eingeführt. Ab 2018 wurden umfangreiche Anstrengungen zur flächendeckenden Anbindung an das breitbandige Internet unternommen.

Nach und nach bildeten sich auch Vereine für die gesamte Gemeinde, so etwa der Gewerbeverein Waldems e.V., der Heimatverein Waldems e.V. und im Jahr 2020 der FC Waldems e.V. Der Gewerbeverein veranstaltete in den 1980er und 1990er Jahren regelmäßig eine Gewerbeschau in Steinfischbach und einen Weihnachtsmarkt in Esch.

Nach der Bildung der Gemeinde gab es nur noch einen Bürgermeister. In den Ortsteilen gab es Ortsbeiräte, die von einem Ortsvorsteher geleitet wurden.

Bürgermeister der Gemeinde Waldems waren:

Bürgermeistervon … bis
Helmut Gottlieb1972 bis ….
Hans Hikade…. bis 1993
Rudolf Dörr1993 bis 2003
Werner Scherf2003 bis 2015
Markus Hiesseit 2015

Ortsvorsteher des Ortsteils Esch waren:

Ortsvorstehervon … bis
Gerhard Kynast
Klaus Martin
Stefan Moog

Es besteht im Rahmen von Verwaltungsvereinbarungen eine Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden im so genannten Idsteiner Land. So ist z.B. das Standesamt für die Gemeinde in Idstein und auch beim Ordnungsamt greift man auf einen gemeinsamen Außendienst zurück.

Quellen:

Kreisausschuss des Rheingau-Taunus-Kreises (ed.) (1986) Jahrbuch Rheingau-Taunus-Kreis.
Becker, K., Berbalk, S. and Krieger, H. (eds) (1992) 20 Jahre Waldems / 10 Jahre Verschwisterung mit Champsaur.