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Dorfentwicklungsplan Waldems-Esch

Im Jahr 1987 wurde der Dorfentwicklungsplan, der vom Architekturbüro Freischladt/Holz aus Darmstadt entwickelt wurde, veröffentlicht. Der gebundenen, farbige Plan mit Erläuterungen wurde an jeden Haushalt verteilt. Die Umsetzung der Maßnahmen dauert bis in die Gegenwart an.

Das damit verbundene Dorfentwicklungsprogramm verfolgt das Ziel, die ortsbildtypischen, unverwechselbaren Elemente der Bebauung und der Begrünung zu erhalten oder wieder herzustellen. Dabei sollen zukünftige Maßnahmen, die Esch zum zentralen Mittelpunkt der Gemeinde entwickeln sollen, die Eigenart des Ortes berücksichtigen und erhalten.

Über die Zeit veränderten sich Ziele und es traten weitere Maßnahmen hinzu, andere Vorhaben wurden aufgegeben oder durch andere ersetzt.

Umgesetzt wurden vor allem die Umgestaltung des Geländes „Beulecke“ und der Bau des Dorfgemeinschaftshaus, die Schließung von Baulücken im Verlauf der Schwalbacher Straße und Am Kohlberg, die Umgestaltung der Schwalbacher Straße – Bushaltestelle, die Sanierung der Kirchgasse und der Hofgasse.

Nicht umgesetzt werden konnte der Bau einer Grundschule, an der vorgesehenen Stelle entstand aber der neue Kindergarten. Der Bauhof wurde nicht zum Rathaus umgebaut, dafür wurde das Rathaus angebaut und neben dem Bauhof entstand ein neues Feuerwehrhaus. Die Verbesserung der landschaftlichen Einbindung des Festplatzes ist bis dato nicht erfolgt, ebenso die Vervollständigung des Fußwegenetzes am südwestlichen Ortsrand mit Brücke über den Schlabach. Dies ist aber im Bebauungsplan Turnhallenweg enthalten.

Durch die nicht weiter vorangetriebene Planung einer Umgehungsstraße zur B 275 konnte ein Rückbau der Ortsdurchfahrt Schwalbacher Straße nicht erfolgen, ebenso nicht die Arrondierung der Bebauung Auf der Schur. Eine Bebauung des Areals Im Brühl erfolgte ab dem Jahr 2020.

In die Erstellung des Planes war neben der Gemeinde Waldems, dem Architekturbüro und dem Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung auch ein Planungsbeirat aus Escher Bürgerinnen und Bürgern eingebunden. Dieser bestand aus:

Otto Baum, Werner Dambeck, Werner Diehl, Fritz Flören, Hermann Heilhecker, Peter Hundegger, Klaus Martin, Stefan Moog, Hans-Peter Labonte, Horst Ries, Heinz Rücker, Kurt Rücker, Kurt Saame, Otto Schaus, Monika Thies und Theo Weller.

Quellen:

Architektur + Planung v. Freischlad B. Holz (1987) ‘Dorfentwicklungsplan Waldems-Esch’. Edited by Gemeinde Waldems.
Horrer, R. (2016) ‘BEBAUUNGSPLANENTWURF “TURNHALLENWEG” DER GEMEINDE WALDEMS’.

Obst- und Gartenbauverein

Ausweißlich des Telefonbuchs für Waldems von 1977 exisitierte zu diesem Zeitpunkt ein Obst- und Gartenbauverein, dessen Vorsitzender Karl-Heinz Diehl I war.

Quellen:

SPD Ortsverein Waldems (ed.) (1977) Waldemser Telefonbuch.

Eschtalstraße 6

Eschtalstraße 6, Haus Klapper/Diehl vermutlich um 1949. Foto von Christel Diehl

Das Haus Eschtalstraße 6 wurde im 19. Jahrhundert von der Familie Klapper in Klinkermauerwerk gebaut. Es gab zwei heute noch erhaltene Stallgebäude und zwei Scheunen, die beide nicht mehr stehen. Durch Heirat änderte sich der Name der Eigentümer-Familie um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert in Leichtfuß, der Hausnahme erhielt sich aber bis zur heutigen Besitzerin, Klappers Christel, eigentlich geborene Leichtfuß, inzwischen Diehl.

Die Scheune an der Straße wich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer Garage, Anfang des 21. Jahrhunderts machte die hintere Scheune einem weiteren Wohnhaus Platz. Das Anwesen befindet sich heute noch im Familienbesitz.

Schwalbacher Straße 33

Hier gab es laut Helmut Wald einst eine Gaststätte namens „Zum Lindenwirt“. Die Bewohner, wohl eine aus Kröftel stammende Familie Schütz, später wohl Knieling, erwarb sich daher den Hausnamen „Lennewerts“. Eine Tochter, Emma, heiratete Hermann Lanz, dessen Familie in der Schulgasse eine Mühle besaß und nahm ihren Hausnamen mit. Bis zu ihrem Tod 1983 wurde sie daher Lennewerts-Emma genannt.

Anwesen Schwalbacher Str. 33, später Diehl, 2. März 1930. Fotograf Adolf Jung, Esch. Foto von Irmgard Pfeil

In den 1930er Jahren kauften das Haus Wilhelm Diehl und seine Frau Ella (geb. Frankenbach auch Mauloff). Beide bewohnten es bis zu ihrem Tod Anfang der 1990er Jahre, zeitweise mit ihren Kindern Liselotte (später Moll) und Karl-Heinz. Das Haus blieb in der Familie bis zum heutigen Tag und wird von Wilhelm Diehls Enkelin Tatjana bewohnt.

Schwalbacher Straße 33 mit Blick auf den Lennebaam, November 1987. Foto: Günter Seybert

Quellen:

Kindergarten

Der wohl erste Escher Kindergarten befand sich nach Erzählungen im Haus Kirchgasse 8. Dieses Haus wird bei einigen Eschern auch noch „Alter Kindergarten“ genannt. Nach den Erinnerungen von Stefan Moog befand sich die Toilette noch in einem „Häuschen“ auf der anderen Seite des Weges zur Kirche. Einen Spielplatz gab es oberhalb des Pfarrhauses.

Tauziehen beim Kindergartenfest 1984, im Hintergrund der Kindergarten vor dem letzten Umbau
Tauziehen beim Kindergartenfest 1984, im Hintergrund der Kindergarten vor dem letzten Umbau. Im Bild Gudrun und Kurt Ermel, Matthias Ott, Carsten Schneider, Peter Sedlak jun., Dorian Schwed
Kindergartenfest 1984, Dosenlaufen. Im Bild Gerhard Ott und Christine Schwed
Kindergartenfest 1984, Dosenlaufen. Im Bild Gerhard Ott und Christine Schwed

Etwa 1962/1963 wurde in der Flur „Kautwies“, dem heutigen Turnhallenweg, ein neues Gebäude eigens für den Kindergarten gebaut. Auch ein eigener Kindergartenspielplatz entstand, das Areal war dabei bei weitem größer als es tatsächlich hätte sein müssen. Dieser Kindergarten wurde bis 2001 genutzt und hatte zuletzt Räume für zwei Gruppen sowie eine überdachte Außenterasse, ein Büro im ehemaligen Eingang vom Turnhallenweg her und einen Flur der es ermöglichte, die beiden Gruppen separat zu erreiche. Zuvor gab es nur einen großen Raum, der durch eine Faltwand getrennt werden konnte.

Bis in die 1980er / 1990er Jahre wurden die Kindergärtnerinnen in Esch meist „Tante“ genannt – den meisten bekannt sein dürften sicher Tante Elfriede (Elfriede Fischer, Leiterin des alten Kindergartens in der Kirchgasse und Anfangs auch im neuen Kindergarten in der Kautwiese), Tante Rosel (Rosel Werner, später in Bermbach tätig), Tante Christel (Christel Diehl bzw. „Klappers Christel“) und Tante Helga (Helga Paul – Leiterin bis zu ihrem Ruhestand).

Kindergarten Esch, 2016
Kindergarten Esch, 2016

2001 wurde der neue Kindergarten mit zwei Gruppen (Drachen- und Katzengruppe) neben dem Dorfgemeinschaftshaus in Betrieb genommen. Seit 2007 ist er eine Kindertagesstätte und es ist dort ein Mittagessen für die Kinder erhältlich. 2017 wurde für 320.000,00 € eine dritte Gruppe angebaut, die als Krippengruppe mit dem Namen „Igelgruppe“ ausgeführt wurde. Daher gibt es nun auch neben dem bereits vorhandenen Bewegungsraum einen Schlafraum. Es können mehr als 60 Kinder die Einrichtung besuchen.

Im Jahr 2020 wurde der Kindergarten aufgrund der Corona-Pandemie ab dem 16. März geschlossen und konnte erst nach und nach bis Anfang Juni den Regelbetrieb wirder aufnehmen. Mit steigenden Infektionszahlen im Winter 2020/2021 erging erneut die Empfehlung der Landesregierung, die Kinder möglichst zuhause zu betreuen. Eine erneute Schließung erfolgte aber nicht.

Quellen:

Jahrbuch Rheingau-Taunus-Kreis (2018).
Gemeinde Waldems (no date) ‘Kindertagesstätte Esch’. Available at: http://www.gemeinde-waldems.de/userdata/files/dokumente/Flyer_Kiga_Esch.pdf.

Steinbrüche und Lehmgruben

Am Ort finden sich Reste von ehemaligen Steinbrüchen und Lehmgruben. Zu deren Betrieb ist mir wenig bekannt, auch die zeitliche Einordnung fällt schwer. Als recht sicher anzusehen ist, dass die Brüche wie auch die Lehmgruben hauptsächlich den Bedarf an Baumaterial für den eigenen Ort deckten und nicht der industriellen Fertigung für den Absatz in großem Stil dienten.

In den Steinbrüchen wurde Schiefergestein abgebaut. Es diente hauptsächlich als Baumaterial für Kellergeschosse, nur vereinzelt wurde auch höher gemauert, wie etwa im Ahlen zu sehen. Zudem kommen Schiefer-Verblendungen an Fassaden und auch Dacheindeckungen in Betracht, wie etwa in großem Stil an der evangelischen Kirche zu sehen.

Der Grillplatz im Herbst 2015
Der Grillplatz im Herbst 2015

Schieferbergbau, im Tagebau, wurde zumindest an zwei Stellen betrieben. Am heutigen Grillplatz sind die Spuren deutlich zu erkennen. Gegenüber des Petershammer finden sich ebenfalls Reste eines Tagebaus, allerdings gibt es dort auch einen Stollen, so dass hier ggf. auch ein Untertage-Abbau oder eine Sondierung für den Abbau anderer Materialien in Betracht kommt.

Lehm für Decken und Gefache wie auch Lehmziegel waren ebenfalls ein verbreitetes Baumaterial. Im Bereich der oberen Frankfurter Straße gab es, dort wo heute das Haus Frankfurter Str. 25 (ehemals Werner Diehl) steht, bis in die 1940er Jahre eine Lehmgrube. Diese wurde auch als „Säukaut“ bezeichnet und im frühen 20. Jahrhundert vom Schweinehirten Fritz Moll genutzt. Der obere Teil dieser Grube, heute der Grünstreifen zwischen B8 und alter Frankfurter Straße zwischen dem Anwesen Muth und der Treppe zum Grillplatz wurde verfüllt, u.a. sollen hier auch Abfälle der Gerberei Rheingans abgelagert worden sein, erinnert sich Wilhelm Hahn.

Auch im Bereich der heutigen Schwalbacher Straße, unterhalb des Treff3000-Marktes, existierte eine solche Grube sowie eine Ziegelbrennerei, die Helmut Wald der Familie Jung zuordnet. Auch hier ist die zeitliche Einordnung schwierig, Wald berichtet, das das heute dort stehende Haus Schwalbacher Str. 55 der Familie Görke (früher Jahnke) um 1925 gebaut worden sei.

Zudem dürfte Esch im frühen 20. Jahrhundert noch mittelbar vom Bergbau in Heftrich betroffen gewesen sein. Dort war um 1900 in der Flur „In dem Böhrer“ ein Silbervorkommen entdeckt worden, von 1912 bis 1925 wurden dort Erze im Untertagebau abgebaut, es gab sogar einen Förderturm. Die Abfuhr des gewonnenen Matrials erfolgte durch die Firma Lob aus Würges mit Pferdefuhrwerken über die Straße nach Esch und weiter zur Bahn nach Camberg.

Quellen:

Kreisausschuss des Rheingau-Taunus-Kreises (ed.) (1986) Jahrbuch Rheingau-Taunus-Kreis.
Kreisausschuss des Untertaunuskreises (ed.) (1970) Heimatjahrbuch ‘Der Untertaunus’.
Walter, E. (no date) Heftrich-online.de. Available at: http://www.heftrich-online.de/.
Wald, H. (2012) Eine kleine Chronik von Einem, der die Straßen von klein auf erlebt und auf ihnen gelebt hat. Waldems.

Hermann Diehl

Hermann Diehl war in den 1950er Jahren Bürgermeister der Gemeinde Esch. 1955 beschaffte er die erste Tragkraftspritze der Feuerwehr.

Quellen:

Kreisausschuss des Untertaunuskreises (ed.) (1950) Heimatjahrbuch ‘Der Untertaunus’.
Freiwillige Feuerwehr 1934 Esch e.V. (no date) Chronik der Feuerwehr Esch. Available at: http://www.fw-esch.de/index.php/verein/cffwesch.

2. Weltkrieg

Wehrmachtssoldaten 1940 beim Gasthaus Zum Taunus, mit Tankstelle. Foto: R. Wick

Wehrmachtssoldaten 1940 beim Gasthaus Zum Taunus, mit Tankstelle. Foto: R. Wick

Der 2. Weltkrieg hatte großen Einfluss auf die Entwicklung des Dorfes. Zwar blieb Esch im Allgemeinen von größeren Kampfhandlungen verschont, dennoch musste ein Großteil der männlichen Bevölkerung zum Wehrdienst einrücken und nicht wenige wurden verwundet, getötet oder werden bis heute vermisst. Schon 1938 zeigte sich, dass das Reich auf einen Krieg eingestellt wurde. So wurde die Escher Feuerwehr wie alle Feuerwehren im gesamten Deutschen Reich aufgrund des „Gesetzes über das Feuerlöschwesen“ als „Feuerlöschpolizei“ der Zuständigkeit des Reichsministers des Inneren unterstellt.

Nach dem Überfall auf Polen kam es im Winter 1939/1940 zu ersten Einquartierungen von Wehrmachtseinheiten. Nach der Erinnerung meines Großvaters wurden damals auch Nachrichtenleitungen verlegt, die in Zusammenhang mit dem geplanten Westfeldzug und dem Führerhauptquartier Adlerhorst in Ziegenberg standen. Diese folgten wohl der „Landsteiner Straße“ und waren  bei den Bauarbeiten zum Gewerbegebiet Auf der Lind noch zu sehen. Zumindest hatte mein Großvater mir ein altertümlich anmutendes Kabel gezeigt und erklärt, diese Kabel wären im Kalten Krieg auch vom Warnamt in Bodenrod zur Sirenensteuerung genutzt worden.

Die Einberufungen beeinträchtigten auch das dörfliche Leben. So hatte die Feuerwehr die Einberufung ihres Ortsbrandmeisters Adolf Pabst und weiterer Wehrmänner zu verkraften, so dass 1943 nur noch 18 Aktive zu verzeichnen waren (gegenüber 36 im Vorjahr). Mit dieser um 50 % geschrumpften Mannschaft mussten dann schwierige Einsätze nach Bombenangriffen in Wiesbaden und Frankfurt bewältigt werden. Nach der Erinnerung von Albert Bund gab es zweitweise auch eine Frauenmannschaft, um die Brandbekämpfung überhaupt noch sicher stellen zu können. Auch im Turn- und Sportverein ruhte kriegsbedingt der Sportbetrieb weitgehend. Die Landwirte wurden zur Abgabe von Lebensmitteln verpflichtet, das Schlachten von Vieh wurde reguliert, „Schwarzschlachtungen“ oder die Weiterverarbeitung von Rohmilch zu Butter konnten bestraft werden.

Im Zuge der Kampfhandlungen im Westen wurden durch die Wehrmacht viele Gefangene gemacht. Einige davon, nach Erzählungen von Karl Moll und der Familie Müller meist Franzosen, kamen nach Esch und wurden den Landwirten als Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt. Dabei wurde durch die örtlichen NS-Authoritäten darauf geachtet, dass diese nicht zu gut behandelt wurden. Es existierte z.B. das Verbot, die Gefangenen mit der Familie am Tisch essen zu lassen. Dies wurde jedoch von den Eschern auch oft missachtet. Die Kriegsgefangenen sollen laut Karl Moll im oberen Teil des Anwesens Schneider / Zum Taunus gesammelt untergebracht gewesen sein, wo sich heute die Pizzeria „Da Giorgio“ befindet.

Im Verlauf des Krieges hatten auch die Escher Familien zunehmend mehr Gefallene zu verzeichnen. Gemäß der Inschrift auf dem Ehrenmal auf dem Friedhof sind in diesem Krieg die folgenden Escher Männer gefallen oder als vermisst gemeldet:

1940 Helmut Hahn

1941 Ernst Ries, Johann Vogel

1942 Siegfried Richter, Otto Moos, Willi Reuscher, Otto Wiegand, Wilhelm Leichtfuß, Hans Kirchhof

1943 Rudolf Richter, Otto Diehl, Franz Peregrin, Edmund Müller, Walter Lieber, Richard Scheid, Adolf Wissig, Helmut Schönborn, Wilhelm Konrad, Willi Engel

1944 Erich Moog, Ernst Pabst, Walter Moog, Wilhelm Klapper, Hans Hentschel, Adolf Klecker, Franz Assmann, Adolf Engel, Adolf Kohnle, Hermann Stamm, Otto Bohatschek, Erich Bastian, Fritz Grünig, Karl Christmann, Berthold Golda, Richard Rassbach, Alwin Leichtfuß, Karl Adolf Moog, Willi Weller, Ambrosius Kraft

1945 Franz Sziltzl, Franz Pitz, Hans Weller, Robert Müller, Willi Guckes, Helmut Ernst, Karl Schönborn, Helmut Ott, Wilhelm Kopp, Walter Pabst, Werner Sträter, Julius Modl, Alwin Hies, Hermann Bund, Karl Mehl, Ernst Maibaum, Karl Hölzer, Wilhelm Engel

Das Ehrenmal auf dem Freidhof

Das Ehrenmal auf dem Freidhof

In der Gefangenschaft bzw. an den Spätfolgen des Krieges starben Hermann Saame (1946) und Otto Martin (1948).

Unmittelbare Kriegseinwirkungen gab es in und vor allem um Esch vor allem durch Luftkämpfe und Tieffliegerangriffe. Helmut Wald berichtet, dass er einmal einen Angriff auf ein Fahrzeug der Wehrmacht in der Eschtalstraße beobachtet hatte. Mit Brandplättchen und Brandbomben versuchten die Alliierten auch im Untertaunus die Ernte zu vernichten und den Wald in Brand zu setzen. So fielen im Untertaunus am 11. April 1943 über 3.000 Brandbomben. Zudem kam es zu so genannten Notabwürfen. Dabei warfen angeschossene Bomber ihre Bombenlast aus Sicherheitsgründen ab. Die Walsdorfer Schulchronik berichtet in der zweiten Septemberhälfte 1943 von zwei Brandbomben in der Escher Gemarkung, die aber keinen Schaden angerichtet hätten. Munition und Blindgänger blieben über den Kriegsverlauf hinweg eine Gefahr für die Escher. So wurde beim Spielen mit gefundener Brandmunition im Feld Ottmar Moog schwer verletzt und zeitlebens entstellt, was ihm schlimme Schimpfnamen einbrachte. Nach und nach erlangten die Alliierten nach der Landung in der Normandie die Lufthoheit über dem Deutschen Reich. So nahm sukzessive auch die Tieffliegergefahr zu. An den Straßen wurden teilweise Splittergräben ausgehoben, so dass die Menschen dort Deckung suchen konnten.

Wald berichtet weiter von den Eindrücken von den Bombenangriffen gegen größere Städte, wie etwa Frankfurt, und Industrieanlagen, bei denen die Bomber auch Esch überflogen und zu denen auch die Escher Feuerwehr alarmiert wurde. Dabei wurden die anfliegenden Bomber häufig von deutschen Jägern angegriffen und es gab Luftalarm. Improvisierte Erdbunker gab es hinter der Mühle der Familie Lanz in der Schulgasse und in der Lehmgrube in der Frankfurter Straße, in der Borngasse befand sich ein Luftschutzkeller im Hof der Familie Bund.

Helmut Wald Berichtet von einem abgestürzten Bomber zwischen Escher Kopp und Schanz (wohl am Fürstenweg). In der Literatur findet sich der Abschuss eines amerikanischen Bombers am 17. August 1943 in Esch (wobei hier auch ein anderes Esch gemeint sein könnte) und der Walsdorfer Schulchronik nach stürzte am 27. Januar 1944 ein kanadischer Lancaster-Bomber von Esch her kommend im Goldenen Grund ab. Am 12. Mai desselben Jahre kam es zu einem großen Luftkampf über dem Gebiet, der fast den ganzen Tag dauerte. Ein deutsches Jadgflugzeug soll in der Ardenbach abgestürzt sein.

Laut der Walsdorfer Schulchronik soll am 3. März 1945 in Esch auch eine Scheune durch einen Fliegerangriff in Flammen aufgegangen sein. Das konnte ich bislang nicht verifizieren. Ende März 1945, es war kurz vor Ostern, rückte die Front auf Esch zu. Die Tieffliegergefahr nahm noch einmal zu. Der Landwirt Karl Schönborn wurde am 27. März auf dem Weg von oder nach Idstein von einem Tiefflieger getötet.

Wie Helmut Wald berichtet, wurde in Esch nur mäßiger Widerstand organisiert. So wurde in der heutigen Schwalbacher Straße eine Panzersperre aus Baumstämmen und Holz der Wagnerei Bund errichtet, die aber weiter keinen Einfluss auf die Entwicklung hatte. Das lag mitunter auch daran, dass die ersten Einheiten in Esch nicht wie erwartet aus Richtung Idstein kamen, sondern sich durch den Goldenen Grund vorarbeiteten. Dort kam es am 29. und 30. März zu heftigen Käpfen mit der kuz zuvor aus Norwegen in das Kampfgebiet verlegten 6. SS-Gebirgsdivision und weiteren Wehrmachtseinheiten. Dazu gehörte, wie in einigen Berichten erwähnt, auch eine Einheit aus Fahnenjunkern der Offiziersschule Weilburg. Die SS-Einheiten hätten, so Karl Moll, in den letzten Kriegstagen noch versucht, in Esch 13 – 15jährige Jungen zu rekrutieren, die teilweise von ihren Eltern versteckt wurden, bis die Soldaten nach Osten abzogen. Helmut Wald berichtet ebenfalls von einem Versuch, eine Volkssturmeinheit aus älteren Männern aufzustellen.

Die vorrückenden amerikanischen Truppen wahren wahrscheinlich Einheiten der amerikanischen 76. Infanterie-Division. Auch die 87. US-Infantrie-Division sowie die 9. US-Panzerdivision operierten im Bereich. Die US-Einheiten kamen aus dem Brückenkopf Remagen. Sie erreichten Esch wohl endgültig am 31. März. Es fanden Durchsuchungen in Scheunen und Wohnhäusern statt, und der Bürgermeister der NSDAP, Adolf Heilhecker, wurde schnell durch Hermann Leidig ersetz. Wald berichte weiter, dass es zeitweise in Richtung Hirtesenmühle einen kleinen amerikanischen Feldflugplatz für Artillerie-Aufklärer und am Wingertsberg eine Geschützbatterie der US-Armee gegeben haben soll. Von letzterer soll auch in Richtung Nordosten noch gefeuert worden sein. Hier könnte er Kämpfe um die Tenne und Riedelbach beobachtet haben, die deutlich heftiger ausfielen. Die Versorgung der amrikanischen Truppen wurde in diesen Tagen durch eine Feldküche im Hof der Familie Bund in der Borngasse sicher gestellt. Die US-Soldaten machten sich schnell bei den Kindern und Jugendlichen durch das verteilen von Kaugummis und Zigaretten beliebt.

Auch nach dem Krieg hatten die Escher Unheil und Entbehrungen zu tragen. So berichten sowohl Helmut Wald als auch die Walsdorfer Schulchronik, dass ehemalige Zwangsarbeiter plündernd umher zogen und auch mindestens einmal die Hirtesenmühle überfallen hätten. Zudem kamen die in Gefangenschaft geratenen Escher erst nach und nach wieder nachhause. So konnte das Vereinsleben langsam wieder aufgenommen werden. Die Sängervereinigung begann 1947 wieder mit dem Gesangsbetrieb, ebenso wurde in diesem Jahr auch die freiwillige Feuerwehr neu gegründet.

Eine weiter große Aufgabe war die Integration der Heimatvertriebenen aus den besetzten Gebieten im Osten. Das das einige waren, zeigt auch der Blick in die Einwohnerzahlen: 1939 hatte Esch 622 Einwohner, 1946 waren es trotz der Entbehrungen des Krieges deutlich mehr, nämlich 919. Die Flüchtlinge, wie die Menschen oft genannt wurden, wurden teils in gemeindlichen Immobilien, teils privat untergebracht.

Quellen:

Kriegerdenkmal

Kriegerdenkmal in der Frankfurter Straße

Kriegerdenkmal in der Frankfurter Straße

Nach den so genannten „Deutschen Einigungskriegen“ 1864, 1866 und 1870/71 wurden, besonders in den 1890er Jahren, nachdem per Gesetz die Befugnis zur Errichtung von Denkmalen an die Gemeinden überging, zahlreiche Kriegerdenkmale errichtet. Das bekannteste davon dürfte die Germania am Niederwalddenkmal in Rüdesheim sein. Anders als nach dem 1. und 2. Weltkrieg wurden darauf oft nicht (nur) den gefallenen Soldaten gedacht, sondern, wie auch bei dem Denkmal in Esch, allen Teilnehmern des „glorreichen Feldzuges“. In diesem Falle denjenigen, die am deutsch-französischen Krieg 1870/71 teilgenommen hatten.

Gestiftet wurde das Denkmal vom Kriegerverein. Solche Vereine bildeten sich nach den Koalitionskriegen, in der Regel ab den 1840er Jahren, nachdem auch hierfür eine gesetzliche Grundlage geschaffen worden war. Durch die, in der Bevölkerung als erfolgreich wahrgenommenen Einigungskriege, erhielten diese Vereine weiteren Aufschwung. Es handelt sich um eine Säule, die auf der Straßenseite mit Eisernem Kreuz in Eichenlaub verziert ist. Obenauf sitzt ein Adler. Auf drei Mamor-Tafeln sind die Namen der Kriegsteilnehmer und der Stifter sowie der Schriftzug „Zur Erinnerung an den glorreichen Feldzug 1870/71“ zu lesen. Auf Bändern um den Sockel der Säule waren die Namen von erfolgreichen Schlachten aus dem Krieg zu lesen. Auf der Seite zur Frankfurter Straße kann man noch „Weissenburg“ erahnen. Auch sonst hat das Denkmal schon viel gelitten. Um den fehlenden rechten Adlerflügels gibt es das Gerücht, dass dieser nach dem 2. Weltkrieg durch Beschuss verlorgen gegangen sei. Insgesamt ist das Denkmal nicht mehr im allerbesten Zustand, der Beton bröckelt und es zeigen sich viele Risse. Vermutlich wurde es in den 1890er Jahren errichtet. Es ist ein Kulturdenkmal.

Ansichstkarte mit Lindenbaum und Kriegerdenkmal

Ansichstkarte mit Lindenbaum und Kriegerdenkmal

Die aufgeführten Namen der Teilnehmer (auf der Seite zum ehemaligen Gasthaus „Zum Taunus“) und der Vereinsmitglieder (auf der Seite in Richtung Frankfurter Straße) beinhalten zahlreiche alte Escher Familiennamen, die man teilweise bis heute nachvollziehen kann. Leider sind die Vornamen nicht ausgeschrieben, so dass eine Zuordnung einzelner Personen nur ungenau möglich ist. Einzig Conrad Leichtfuß, der am 18. August 1870 in der Schlacht um Gravelotte in Lothringen gefallen ist, wird mit vollem Namen genannt. Er war einer von 31.640 Toten und Verwundeten dieser Schlacht, an der auf beiden Seiten mehr als 180.000 Soldaten teilnahmen. Am Ende siegten die Deutschen.

Als weitere Teilnehmer werden aufgeführt:

Ph. Stamm, Ad. Kimpel(+), W. Kopp, K. Ries, S. Oppenheimer, A. Pabst, K. Hölzer(+), F. Schmidt, F. Ries, O. Ries, F. Diehl(+), F. A. Ries, Ph. K. Christmann, P. Pabst, D. Heilhecker, A. Stricker, O. Moog, W. Leichtfuß, W. Christ, Ph. Paul, A. Höhn, W. Schuhmann, Ph. Müller, F. K. Ries, L. Lanz, F. Leichtfuß, N. Löwenstein.

Die Vereinsmitglieder waren Adam Schüttig (sein Name wurde mit dem Vermerk „Veteran von 1848-49“ ausgeschrieben), F. Schüttig, O. Ries, O. Leichtfuß, Th. Saame, C. Füll, K. Konradi, K. Schüttig, W. Leichtfuß, K. Leichtfuß, K. Heilhecker, H. Eschenheimer, H. Schönborn, O. Eschenheimer, Th. Schüttig, O. Leichtfuß, K. Göbel, Ph. Weller, L. Link und Ph. Christmann

Quelle: