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Evangelische Kirche

Ansichtskarte mit Panorama vom Kohlberg, Schwalbacher Straße und Kirche
Ansichtskarte mit Panorama vom Kohlberg, Schwalbacher Straße und Kirche

Seit spätestens 1343 gab es eine Kirchengemeinde in Esch. Diese wurde 1540 von einem Pfarrer Tönges gekauft, der in der Folge die Reformation einführte. Seitdem sind die Einwohner von Esch überwiegend evangelischer Konfession.

Zum Kirchspiel Esch gehörten bis ins 16. Jahrhundert die heutige Wüstung Alsdorf bei Würges, ab 1594 Reinborn, dazu später Niederems. Heute bilden Esch und Walsdorf eine Pfarrei. Während des Dreißigjährigen Krieges lag die Pfarrei zweitweise brach. 1633 berichtet noch der Pfarrer Brühl von den Einquartierungen und Zerstörungen durch fremde Truppen, im Jahre 1636 erfahren wir von Pfarrer Plebanus:

Nun ist in der ganzen Idsteiner Gegend kein Pfarrer mehr außer mir. Auch in Kettenbach. Michelbach, Dörsdorf, Rettert, Miehlen,Wlterod, Strinz Trinitatis, Strin Magarethä. Breithardt, Bleidenstadt, Wehen, Bechtheim, auroff, Wörsdorf, Esch und Walsdorf fehlen die Geistlichen.

Tagebuch des Pfarrers Plebanus aus dem 30jähr. Krieg, in Land Nassau, 1926

Erst im Jahre 1650 übernahm Pfarrer Rüger aus Walsdorf wieder die Amtsgeschäfte in Esch und Reinborn, einen eigenen Pfarrer in Esch gab es erst 1665 mit Rügers Sohn Johann Conrad. Dieser erbaute auch 1686 ein neues Pfarrhaus in der Kirchgasse.

Bereits um 1705 gab es einen Streit um die Unterhaltung des Pfarrhauses zwischen den Orten Esch und Niederems, der dann offenbar 1708 in einem weiteren Neubau in der Kirchgasse 5 endete.

In erhöhter Lage am südlichen Ortsrand wurde 1786 die evangelische Kirche erbaut. Im selben Jahr wurden auch neue Glocken angeschafft. Innen gibt es zwei Emporen an den Schmalseiten und eine Kanzel aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, die Altarplatte stammt von 1761 und der Taufstein von 1732. Die Orgel wurde 1845 von Gustav Raßmann erbaut.  Unter Pfarrer Röhrborn wurde in den 1960er Jahren ein umfassender Umbau vorgenommen. Der Eingang befand sich bis dato direkt oberhalb des Treppenaufgangs von der Kirchgasse, dort befindet sich noch bis heute eine ungenutzte Tür. In diesem Bereich müsste es auch einen Gedenkstein für den einzigen Escher Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges gegeben haben. Der ursprünglich quer zum Dachfirst orientiert Innenraum wurde in seine heute Position gedreht.

Evangelische Kirche, etwa 2010, vom Borhain aus gesehen
Evangelische Kirche, etwa 2010, vom Borhain aus gesehen

Pfarrer in Esch

AmstbeginnAmstendeName
1508Mader
1526Birgel, Philips
15401576Thönges
15761586Areularius, Christianus
15861594Jäger, Johannes
1594Rikelius, Adamus
Jäger, Johannes
16331635Brühl
16351635Dilman, Johan Philips
16651703Rüger, Johann Conrad
17031742Thiel, Johann Daniel
17421784Thomä, Johann Philipp
17851790Kaiser, Philip Reinhard
17901810Bender, Johann Gottfried
18101813Thomä, Johann Daniel
18131828Hermann, Georg Christian
18291842Syberth, Johann Philipp Ludwig
18431862Höfeld, Wilhelm
18621873Lade, Heinrich
18731880Bickel, Ernst Ludwig Friedrich August
18801887Wenzel, Christian
18881898Stahl, Albert Ludwig Hermann Wilhelm
18981919Gros, Karl Wilhelm Albert Erwin
19201934Wick, Heinrich
1934Bauer, Wilhelm
1954Abels, Klaus
1983Röhrborn
19831998Muntanjohl, Felizitas
19982011Krone, Andreas
Krause, Angela
2016Prosenjak-Jenkins, Katarina

Quellen:

Sternberg, L. (1926) Land Nassau. Leipzig (Brandstetters Heimatbücher Deutscher Landschaften, 26).
Kreisausschuß des Rheingau-Taunus-Kreises (1988) Jahrbuch Rheingau-Taunus-Kreis.
Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS) (no date). Available at: http://lagis.online.uni-marburg.de/de/kat1.
‘Das Gebiet der Pfarrei Esch und die Anfänge ihrer Dörfer’ (no date).
Recherche nach Kulturdenkmälern und Gesamtanlagen (no date). Available at: http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de.

Koalitions- und Befreiungskriege

Während der Revolutionskriege, den so genannten 1. und 2. Koalitionskriegen von 1792 bis 1802 standen zunächst Österreich und Preußen, später Großbritannien, Spanien, die Niederlande und Neapel gegen Frankreich, später verhielt sich Preußen neutral. Teile Hessens und Nassaus kamen in der Folge unter französischen Einfluss und erst mit den Befreiungskriegen 1813 bis 1815 erhielten die Ländereien wieder in eine echte Selbstständigkeit.

Bereits im Jahr 1792 begann der Krieg, Esch zu betreffen. So lag am 15. Juli 1792 das preussische Füsilierbataillon von Thadden in Esch. Nach dessen Abzug in Richtung Reichenbach und Steinfischbach folgte am 18. Juli der Stab des Infanterieregimentes Erbprinz von Hohenlohe. Bis 1794 folgten fast ständig weitere preußische Einheiten. Die Escher mussten jeweils Hafer, Heu, Stroh, Fleisch, Brot, Wein, Bier und Branntwein abliefern.

Im Frühsommer 1795 richteten zudem noch Hagel und Gewitter schwere Schäden, das Jahr 1795 brachte dann wechselnde Durchmärsche und Einquartierungen der kaiserlichen und französischen Armeen. Im Oktober plünderten die Franzosen den Ort komplett aus, kein Saatkorn blieb übrig und die Einwohner blieben teils nur mit den Kleidern zurück, die sie am Leib trugen. Die Tiere wurden aus den Ställen geholt und geschlachtet, das Inventar der Häuser teilweise verbrannt.

Am 9. Juli 1796 verloren die Österreicher ein Gefecht gegen die Franzosen zwischen Camberg und Selters. Am darauf folgenden Tag, dem 10. Juli 1796 scheiterte auch der österreichische Widerstand bei Esch. Abermals kam es zur Abgabe von Kontributionen und zu Plünderungen. So äußert der Schultheiß von Esch, dass die Bauern das gemachte Heu „auf dem Rücken in die Scheuern transportieren“ mussten, da alle Ochsen und Pferde weggenommen worden waren.

Mit dem Ende des 18. Jahrhunderts endeten auch zunächst mit einer sich verstetigenden Besetzung durch die Franzosen der ständige Durchmarsch unterschiedlicher Einheiten und Völker. Aber auch das machte das Leben nicht friedlicher. Alleine 1797 hatten umherziehende französische Banden die Orte in der Ems dreimal überfallen, und Banden wie die des Schinderhannes trieben auch Anfang des 19. Jahrhunderts ihr Unwesen. So mancher Einwohner muss bei all diesen Wirren seine Zuflucht im Trank gesucht haben. So wird aus dem Jahr 1803 vom damaligen Pfarrer Bender berichtet, er habe das Kind des Schulmeisters Lanz im Zustand der Trunkenheit getauft und sich im Wirtshaus Zum Grünen Baum eine Schlägerei mit einem durchreisenden Malergesellen geliefert.

Auf Druck des französischen Kaisers Napoleon entstand 1806 das Herzogtum Nassau, welches sogleich dem Rheinbund, einer Allianz zu Gunsten französischer Interessen, beitrat. Dies brachte Aushebungen, die Teile der männlichen Bevölkerung auf die Schlachtfelder Napoleons in aller Welt führte. So war etwa der Sohn des Zimmermanns Michael Wolfsheimer, Philipp, der 1808 die Obermühle in Oberems ersteigerte, zu diesem Zeitpunkt noch zum Militärdienst eingeschrieben. Dies brachte aber auch die Einführung zeitgemäßer Gesetze, die zur Abschaffung der Leibeigenschaft und zur Einführung der Reise- und Niederlassungsfreiheit führte. Zudem galten nun liberalere Vorschriften für Handel und Gewerbe, der Zunftzwang wurde abgeschafft.

Nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 wandte sich das Blatt, der Rheinbund zerbrach und die Franzosen begannen einen Rückzug, der sie über Hanau auch wieder durch den Taunus Richtung Rhein führte. Das Herzogtum Nassau trat nun dem antinapolionischen Bund bei und die im Feld stehenden nassauischen Truppen erhielten den Befehl, die Front zu wechseln. In der Nacht vom 4. auf den 5. November 1813 rückte das Corps des Fürsten Czernitschew über Esch in Richtung Limburg vor. Dabei müssen es die Escher mit der Angst zu tun bekommen haben und sie flüchteten sich teilweise nach Bermbach. Es folgten die Einheiten des Feldmarschall Blücher, die erst am 1. Januar 1814 ihren berühmten Rheinübergang bei Kaub machten. Solange mussten die Gemeinden im Taunus wiederum die Soldaten mit Lebens- und Futtermitteln unterhalten.

Im September 1814 wurde im Herzogtum Nassau die landständische Verfassung erlassen. Die Landstände bildeten demnach so etwas wie eine frühe Form des Parlamentes. U.a. war Philipp Reinhard Seybert aus Esch einer der ersten Landstände.

Gemälde von William Sadler (1782–1839) – gemeinfrei

Ab 1814 beteiligten sich neu ausgehobene nassauische Truppen an der Belagerung von Mainz und 1815 kämpften die Nassauer an der Seite von Großbritannien und den Niederlanden, später auch verstärkt durch Blüchers Preussen, in Waterloo und bereiteten der Herrschaft Napoleons ein Ende. Erkenntnisse über mögliche Verluste Escher Einwohner aus dieser Zeit liegen nicht vor. Der spätere Escher Pfarrer Karl Wilhelm Albert Erwin Gros verfasste die Kurzgeschichte Veteran Schlössermann die die verwirrenden Zustände in dieser Zeit humorvall beschreibt.

Quellen:

Gros, E. (1925) Winkelhude und anderes. Oranien-Verlag Herborn.
‘Das Gebiet der Pfarrei Esch und die Anfänge ihrer Dörfer’ (no date).
Kreisausschuß des Rheingau-Taunus-Kreises (2002) Das Nassauer Land Geschichte Landschaft Menschen.
Baumann, H.-J. and Seyberth (1989) Die Seyberths. Bilder zur Geschichte einer Nassauischen Familie. Wiesbaden.