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Dreißigjähriger Krieg

"Der geharnischte Reiter" von Hans Ulrich Franck ([1]) [Public domain], via Wikimedia Commons - Ein Reiter mit Rüstung verfolgt im Dreißigjährigen Krieg flüchtende Bewohner, nachdem deren Dorf ausgeplündert worden war.
„Der geharnischte Reiter“ von Hans Ulrich Franck ([1]) [Public domain], via Wikimedia Commons – Ein Reiter mit Rüstung verfolgt im Dreißigjährigen Krieg flüchtende Bewohner, nachdem deren Dorf ausgeplündert worden war.

Im Jahr 1618 begann eine Leidenszeit für die Escher, die beinahe zum Aussterben des Ortes geführt hätte. Viele Häuser wurden zertstört, zahlreiche Einwohner starben oder flüchteten. Am Ende stand Esch beinahe als ein verlassenes Dorf dar. Ab 1620 zogen abwechselnde Heerscharen durch den Taunus, nahmen Quartier und Essen von den Einwohnern, teils auch die Tiere und die Vorräte, so dass schwere Hungersnöte die Folge waren. Gewalttaten waren dabei ebenfalls nicht selten. So zogen Spanier, Wallonen und viele andere hindurch, lagen über Winter und teils auch im Sommer in den Orten und mussten versorgt werden. Von vorher 42 Häusern waren 1630 nur noch 25 bewohnt.

Im Schwedischen Krieg 1630 bis 1635 kam es erneut zu Einquartierungen. 1931 lagen die Schweden in Esch, benahmen sich zwar einigermaßen, blieben dem Wirt Alexander Himmel aber einen großen Betrag für Essen, Wein und Hafer Schuldig.  1633 berichtete der Pfarrer Brühl, dass er aufgrund der unsicher gewordenen Straßen nur noch mit einer Leibwache zum Dienst in die Filiale Reinborn gehen könne.

1634 wurden die Schweden bei Nördlingen schwer geschlagen. Sie zogen sich über Frankfurt in das östliche Taunusgebiet zurück. Ihnen folgten Truppen von Ferdinand von Spanien, und wie der Escher Schultheis Andreas Ortmann zu Protokoll gibt, wurde damals das Dorf beinahe ganz eingeäschert. Dabei wären nur wenige Leute am Leben geblieben, weshalb die Felder verwilderten. So seien diejenigen, die nicht an der Pest gestorben sind letztlich vom Hunger hinfort getrieben worden. Der Pfarrer Plebanus berichtet, dass er am 20. Oktober 1636 den Pfarrherren von Strinz Magarethä zu grabe geleitet hätte.

Nun ist in der ganzen Idsteiner Gegend kein Pfarrer mehr außer mir. Auch in Kettenbach. Michelbach, Dörsdorf, Rettert, Miehlen,Wlterod, Strinz Trinitatis, Strin Magarethä. Breithardt, Bleidenstadt, Wehen, Bechtheim, auroff, Wörsdorf, Esch und Walsdorf fehlen die Geistlichen.

Tagebuch des Pfarrers Plebanus aus dem 30jähr. Krieg, in Land Nassau, 1926

Erschwerend kam hinzu, dass der protestantische Graf Johannes von Nassau-Idstein in der folge von den katholischen Gewinnern des Krieges vertrieben wurde und so de facto keine funktionsfähige Regierung mehr bestand, die den Aufbau hätte koordinieren können. Das spiegelt sich auch in den Einwohnerzahlen wieder. Während 1630 noch etwa 115 Einwohner in Esch vorhanden waren wohnen dort 1648 nur noch 6 Familien vorhanden. Der Wiederaufbau und die Rückbesiedlung des Ortes dauerte lange und wurde zeitweise durch erneute Kriege behindert. 1646 durfte Graf Johannes zurückkehren, womit sich erstmals wieder eine Art von zentraler Regierung einstellte. Ab 1650 kümmerte sich der Walsdorfer Pfarrer Rüger zumindest zeitweise mit um die Pfarrei, bis 1665 wieder einen Pfarrer, sein Sohn Johann Conrad Rüger, fest nach Esch zog. Dort konnte er aber aufgrund der geringen Einwohnerzahl zunächst nicht von den Einkünften der Pfarrei leben und betrieb eine umfangreiche Landwirtschaft. Langsam richtete sich die Bevölkerung wieder auf, auch durch den Zuzug von Flüchtlingen aus anderen Teilen des Landes. Eine Geschichte aus dieser Zeit ist „Eine schlimme Wolfsjagd„, die aus Aufzeichnungen des Pfarrers Rüger Senior resultiert.

Die Kriege Ludiwgs des XIV. brachten in der Folge weitere Schwierigkeiten, so lagen in den 1670er und 1680er Jahren wiederum Winter für Winter Soldaten in den Dörfern. Dazu kamen Durchmärsche verschiedener Armeen. 1688 lagen die Truppen des Grafen von der Lippe in Esch und an die Franzosen, die in Mainz lagen, mussten Kontributionen abgegeben werden und Fuhrdienste geleistet werden. Viele Escher Bauern schafften es in der Folge nicht mehr, ihre Felder zu bestellen, und verdingten sich mit Fuhr- und Vorspanndiensten auf der Frankfurter Straße. Dennoch gab es 1691 wieder 20 Hofreiten und Untertanen, die im Schätzungsregister genannt werden. Darunter finden sich bereits einige Namen, die sich in der in oder anderen Form bis ins 20. Jahrhundert in Esch erhalten haben, so z.B.: Hirtes, Engel, Baum und Stamm. Conrad Pfeiffer war seinerzeit der Schultheiß.

Erst 1722 wurde mit 47 Hausständen wieder das Vorkriegsniveau verzeichnet. Ob gegebenenfalls der Untergang des Dörfchens Harbach mit dem Verlauf des Krieges in Zusammenhang steht ist historisch nicht belegt, in manchen Publikationen aber so aufgeführt. Fest steht aber anhand archäologischer Funde, dass es nicht viel länger existiert hat, und der Untergang ganzer Dörfer im Zuge des Krieges ist andernorts durchaus belegt. Für Esch dürfte der 30jährige Krieg eine der größten Zäsuren gewesen sein – viele der ursprünglichen Einwohner hatten ihn nicht überlebt oder waren geflüchtet, Flüchtlinge aus anderen Teilen des Landes kamen hinzu und legten schlussendlich den Grundstein für die Entwicklung des Ortes bis heute.

Quellen:

Sternberg, L. (1926) Land Nassau. Leipzig (Brandstetters Heimatbücher Deutscher Landschaften, 26).
Kreisausschuß des Rheingau-Taunus-Kreises (1988) Jahrbuch Rheingau-Taunus-Kreis.
‘Das Gebiet der Pfarrei Esch und die Anfänge ihrer Dörfer’ (no date).
Gärth, S. and Faust, P. (2010) Alt Idstein. Available at: http://www.alt-idstein.info.