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Hermann Bund

Hermann Bund wurde 1902 als Sohn des Turners und Heimatdichters Ludwig Bund in Esch geboren. Im 2. Weltkrieg diente er an der Ostfront und gilt seit dem 1. Februar 1945 in der Nähe der damaligen Festungsstadt Breslau als vermisst. Dort war ein Teil der deutschen 269. Infanterie-Division in schwere Kämpfe mit der Roten Armee verwickelt. Seine Daten sind auf dem Friedhof von Groß Nädlitz, heute Nadolice Wielkie / Polen, verzeichnet.

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. (no date) Gräbersuche online. Available at: http://www.volksbund.de/graebersuche.html.

Kloster Reinborn

Fern rauscht der Wald, beraubt noch von den Blättern,
im Sonntagsfrieden, Feld und Fluren leer,
der Sonne Gold strahlt noch des Winters Wettern,
da hält es mich im engen Raum nicht mehr.

Zum reinen Born geht heut mein Frühlingsfahren,
da, wo einmal ein stilles Kloster stand,
wo fromme Mönche schon vor vielen Jahren
sein Wasser tranken aus der hohlen Hand.

Ein Waldtal schmal und eine grüne Wiese
durchschreite ich: das Tal der Tiefenbach.
Es mutet heimisch wie im Paradiese,
und ich vergaß des Alltags Ungemach.

Die Drossel singt hinaus vom hohen Baume,
dem holden Frühling ihren ersten Gruß,
Schneeglöckchen ist erwacht aus seinem Traume,
in Blüten prangen Weid und Haselnuss.

Das Bächlein rinnt und raucht und eilt zum Meere,
leicht über Schieferstein das Tal hinab,
es dreht das Mühlrad sich von seiner Schwere,
bis es versinkt in fernen Flutengrab.

So komm ich denn allmählich bis zur Höhe,
in dieser stillen Waldeseinsamkeit.
Nur scheu und schüchtern flüchten einge Rehe,
hab keine Angst, ich tu Euch nichts zur Leid.

Am Hünengrab Goldkessel bleib ich stehen,
durch Jahrtausende schweift hin mein Blick...
So ist das Leben, Werden und Vergehen...
Und nur ein kühler Hügel bleibt zurück.

Das Kloster ist verbrannt in Kriegesnöten,
es steht nur noch sein stilles Gotteshaus.
Wallfahrer, Pilger pflegten da zu beten,
in seinem Alter strahlt es Erfurcht aus.

Am reinen Born und tausendjähriger Linde,
da liebe ich die stille Einsamkeit.
Und wenn das Kloster heute noch da stünde,
so tauschte ich die Kutte mit dem Kleid.

Text: Ludwig Bund, Palmsonntag 1938

Esch im goldnen Grund

Zwischen Bergen, zwischen Wäldern,
in der Sonne goldnem Strahl,
zwischen dunkelgrünen Feldern,
ist mein schönes Heimattal.
Wo zwei Bäche sich vereinen,
schließen ihren ewgen Bund.
Stolz von Dörfern gross und kleinen,
liegt mein Esch im goldnen Grund.

Schöne Mädchen, schlanke Knaben,
halten noch das Turnen wert.
Stählen ihres Körpers Gaben,
wie es "Vater Jahn" gelehrt.
Kühn im Wägen. Mut im Wagen,
turnen recht aus Herzensgrund,
turnen noch in älteren Tagen,
Heil mein Esch im goldnen Grund.

Drum Ihr Töchter rund Ihr Söhne,
ais dem schönen Heimmattal,
kommt in Eurer Jugendschöne,
kommt zum Turnen allzumal.
Turnt zu Eurem Nutz un Frommen,
turnen macht das Herz gesund.
Herzlich seid ihr uns willkommen,
turnt mit uns im goldnen Grund.

Text: Ludwig Bund
Melodie: Peter Johann Peters "Strömt herbei ihr Völkerscharen", 1867 

Der erste Kartoffelkäfer

Feldarbeit 1941. Foto von Irmgard Pfeil

Die Kartoffel wurde wohl um 1615 in Nassau zunächst als Zierpflanze heimisch. Erst im 18. Jahrhundert wurde sie auch zur Ernährung der Bevölkerung genutzt, anfangs noch als seltene Sonntagsspeise. Um 1750 wurde sie in Preußen mit den so genannten „Kartoffelbefehlen“ Friedrich II. massiv verbreitet. Auch in den Nassauer Herzogtümern halfen Kartoffeln, die Auswirkungen von Missernten in den 1770er Jahren zu mildern. Seither gehört die Kartoffel zu den grundlegenden Nahrungsmitteln.

Da die Kartoffel aus Südamerika importiert worden war gab es zunächst keine Schädlinge, die der Pflanze im großen Umfang gefährlich werden konnten. Erst im 19. Jahrhundert kamen die Kartoffelkäfer über die großen Häfen nach Europa. Bis in die 1910er Jahre beschränkte sich ihr Vorkommen auf das westliche Europa, vor allem Frankreich. Im 1. Weltkrieg verbreitetet Deutschland im Rahmen der Propaganda, dass Frankreich die Käfer per Flugzeug über Deutschland abwerfen wolle, um die Kartoffelernte zu vernichten.

In den 1930er Jahren tauchten dann tatsächlich erstmals im nennenswerten Umfang Kartoffelkäfer in Deutschland auf. Im 2. Weltkrieg wurde der Käfer wieder Mittel zur Propaganda. Deutschland und England beschuldigten sich gegenseitig, die Insekten aus Flugzeugen über dem jeweils anderen gebiet abzuwerfen. Dafür, dass das tatsächlich passierte, gibt es keine historischen Belege.

Albert Bund berichtete Esch historisch von der ersten Entdeckung des Käfers in Esch. Es muss wohl im Jahr 1942 gewesen sein, als erstmals ein Käfer auf dem Kartoffelacker von Julius Fischer am Heftricher Weg gegenüber des jüdischen Friedhofes entdeckt wurde. Das ganze Ort kam aufgeregt an Ort und Stelle zusammen, und natürlich war man sich sicher, dass der Ami die Käfer abgeworfen haben muss. In der Folge wurden Maßnahmen des 1935 gegründeten „Kartoffelkäfer-Abwehrdienstes KAD“ des Reichsernährungsamtes umgesetzt. Da gab es z.B, die Kartoffelkäfer-Fiebel, die an die Schulkinder verteilt worden waren. Die Kinder bekamen auch in den Folgejahren, in denen die Kartoffelkäfer-Plage sich zusehends ausweitete, mit Ihren Lehrern fallweise den Auftrag, im Feld „Kartoffelkäfer lesen“ zu gehen. Das bedeutete statt Schulbank einen Tag im freien und wurde, so Albert Bund, in der Regel begeistert aufgenommen.

In der Folge versuchte man dem Käfer mit allerhand Mitteln bei zu kommen, u.a. brachten die amerikanischen Besatzer Pestizide mit, wie etwa das gesundheitlich sehr bedenkliche Lindan. In Ermangelung geeigneter Gefäße haben dies die Escher in den Hungerjahren nach dem Krieg, wie etwa 1947, in Strümpfen nach Hause getragen und teils deutlich überdosiert aufgebracht, erinnert sich Albert Bund. Dennoch hat sich der Kartoffelkäfer bis heute in Esch gehalten, und ich kann mich auch noch daran erinnern, wie ich als Kind in den 1980er Jahren mit meinem Opa in der Besch die Käfer und Larven in eine alte Blechdose gelesen habe, um sie dann in der Emsbach zu ersäufen.

Albert Bund

Albert Bund wurde 1899 als eines von sechs Kindern von Friedrich August, genannt Fritz Bund und Lina Jung geboren. Er diente im 1. Weltkrieg und gilt seit dem 9. August 1918 als vermisst.

Quellen:

Schulgasse 10

In der Schulgasse 10 war um 1900 die Familie Dächer zuhause. Anfang des 20. Jahrhunderts heiratete Otto Bund Minna Dächer. Die beiden bekamen vier Kinder, Liselotte, Lydia, Ursula und Adolf. Ursula Bund heiratete Dieter Guckes. Ebenso wie sein Schwiegervater war er Metzger und er betrieb bis in die 1990er Jahre dort eine Metzgerei sowie eine Landwirtschaft, und von seinem Schwiegervater erbete er den Rufnamen „Bunde Metzger“.

Anzeige "Metzgerei Guckes", Festschrift "100 Jahre Chrogesang in Esch, 1983

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Borngasse 1

Anwesend Bund, Borngasse, Foto von Karsten11 - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6295410

Anwesend Bund, Borngasse, Foto von Karsten11 – Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6295410

Rest eines Schildes aus der Borngasse 1 – vermutlich 1643

Das Anwesen der Familie Bund in der Borngasse 1 geht vermutlich auf das 17. Jahrhundert zurück. Die Gebäude wurden über die Zeit immer wieder verändert und erweitert, so dass sich heute das Bild eines Vier-Seiten-Hofes ergibt. Die ursprünglichen Gebäudeteile dürfte der  niedrige, langezogene Bau im Norden des Hofes sein. Darin befindet sich ein Brunnenschacht, der nach Auskunft von Walter Bund bei einer großen Trockenheit 1947 die Nachbarschaft mit Trinkwasser Versorgung konnte.

Hinweis auf den Bauherren Adam Bund im Keller des Gebäudes Borngasse 1

Das heutige Hauptgebäude, dass im späten 20. Jahrundert mit Fachwerk-Blenden verziert wurde, und die ehemaligen Scheunen- und Stallgebäude im Süden und Westen des Hofes kamen wahrscheinlich später dazu und wurden Stück für Stück ergänzt. So erbaute Adam Bund 1899 einen Keller an der Südweste-Ecke der Scheune, unterhalb der Kirche bzw. des heutigen Anwesens Schlaudt. Wie Walter Bund berichtete, diente dieser Keller im 2. Weltkrieg, mit Abstützungen ergänzt, als Luftschutzraum. In der Borngasse 1 befand sich von den 1930er Jahren bis 1983 die Schreinerei Bund, die ursprünglich als Wagnerei gegründet wurde. Dann zog der Betrieb aus Platzgründen nach Bad Camberg und die ehemals für den Betrieb und die Landwirtschaft genutzten Gebäude wurden zu Wohnraum umgestaltet.

Das heutige Erscheinungsbild von Haupthaus und ehemaliger Scheune entspricht nicht mehr dem Urzustand. Bei dem Sichtfachwerk handelt es sich um eine Anfang der 1990er Jahre aufgebrachte Verblendung.

Wie Walter Bund weiter berichtete, wurde in dem großen Hauptgebäude mit seinem massiven Dachstuhl auch Getreide gelagert, welches über Rutschen in einen Raum neben dem Pferdestall, der heute als Hausanschlussraum genutzt wird, befördert und dort geschrotet wurde. Als weitere Anekdote weiß er zu berichten, dass sich in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges im Hof des Anwesens eine amerikanische Feldküche befand, die sowohl den Feldflugplatz an der Hirtesenmühle als auch die Artilleriestellungen am Wingertsberg versorgte.

Anzeige "Schreinerei Bund", Festschrift "100 Jahre Chrogesang in Esch, 1983

Anzeige „Schreinerei Bund“, Festschrift „100 Jahre Chrogesang in Esch, 1983

Otto Bund

Otto Bund (auch Otto Bund II) wurde 1904 als eines von sechs Kindern von Friedrich August, genannt Fritz Bund und Lina Jung geboren. Er gründete in den 1930er Jahren die Schreinerei Bund in der Borngasse und war zusammen mit seinem Bruder Karl 1934 Gründungsmitglied der Freiwilligen Feuerwehr 1934 Esch e.V. Er heiratete Elli Schneider, mit der er zwei Kinder bekam, Albert und Walter. Otto Bund starb 1972.

Er hatte einen Großneffen der ebenfalls Otto Bund hieß und ein Jahr älter war als er selbst.

Quellen:

Nathans Haus

Ehemals jüdisches Haus, heute Schwalbacher Str. 20, um 1963, Foto: Fam. Bund

Ehemals jüdisches Haus, heute Schwalbacher Str. 20, um 1963, Foto: Fam. Bund

Das ehemals im Besitz der Familie Löwenstein befindliche Haus am Anfang der Borngasse, genannt „Nathans Haus“, stand dort, wo heute die Schwalbacher Str. 20 mit Bank, Arztpraxis und Apotheke ist. Der Hausnahme stammt von Nathan Löwenstein, der es zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern bewohnte. Seine Frau Rebecca wohnte dort bis 1938 und war somit wahrscheinlich die letzte in Esch lebende jüdische Einwohnerin vor dem 2. Weltkrieg. Das Haus wurde unter der NS-Herrschaft eingezogen. Das Grundstück wurde in den 1960er Jahren von Walter Bund gekauft und das Haus wurde abgerissen. Zuvor, nach dem 2. Weltkrieg, wohnten dort verschiedene Familien und es gab einen Milchverkauf, den eine Frau Namens Guckes betrieb.

Jüdische Gemeinde

Mauer und ehemaliger Friedhof am „Heftricher Weg“, Februar 2010

Bereits um 1700 lebten in Esch und Idstein jüdische Familien, die eine gemeinsame Gemeinde bildeten. In Idstein wurde 1793 auch eine Synagoge gebaut. Der Friedhof für diese Gemeinde wurde in Esch, am heutigen Ortsausgang der Eschtalstraße in Richtung Heftrich angelegt, der bis 1887 genutzt wurde. Danach wurde ein neuer jüdischer Friedhof in Idstein, gegenüber der heutigen Lore-Bauer-Halle, angelegt. Spätestens während der NS-Herrschaft wurde der Friedhof in Esch restlos abgeräumt, so dass heute weder Grabhügel noch Grabsteine, wohl aber eine Mauer, erhalten sind.

Die jüdischen Familien hatten bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch keine festen Familiennamen. Meist gab es nur einen Vornamen, dem der Vorname des Vaters als weiterer Name beigegeben wurde. Dazwischen konnte „ben“ für Sohn, oder „bat“ für Tochter stehen, was hier aber wohl nicht der Fall gewesen ist. Das konnte dann so aussehen:

Herz Salomon war der Sohn von Salomon. Der Sohn von Herz hieß dann wiederum z.B. Löb Herz.

Die Auswirkungen dieser abweichenden Namensgebung zeigt sich z.B. bei der Nacherzählung einer Begebenheit aus dem Jahre 1801. Damals soll der bekannte Räuber Johannes Bückler, genannt „Schinderhannes“, einen Teil des Raubgutes aus dem Überfall auf die Post in Würges an einen Juden namens Herz Salomon aus Esch verkauft haben, allerdings passen die Altersangabe aus den Prozessakten und das tatsächliche Alter und von Herz Salomon, dem Urgroßvater von Hermann Eschenheimer, nicht zusammen. Vermutlich handelte es sich daher um einen seiner Söhne, der kurz darauf den Namen gewechselt haben wird.

Unter der französichen Besatzung zu dieser Zeit änderte sich nämlich die Namensregelung, und die Juden mussten sich, als Bedingung für die Erlangung erweiterter Bürgerrechte, Nachnamen nach „deutschem“ Muster zulegen. Unter Übersetzung aus dem Hebräischen entstand dann aus Löb (Löwe) der Name Löwenstein, und mit Bezug auf den Herkunftsort der Name Eschenheimer, die sich teilweise bis in die NS-Zeit hielten. Im Jahr 1871 wurden bei einer Volkszählung 14 jüdische Einwohner erfasst, was allerdings aufgrund der vorliegenden Geburtstdaten recht wenig erscheint.

In den Kriegen des 19. Jahrhunderst, so z.B. 1870/71 und insbesondere im 1. Weltkrieg wurden viele jüdische Einwohner als Soldaten eingesetzt, teilweise meldeten sie sich freiwillig um ihre Zugehörigkeit zu Gemeinde und Staat zu beweisen. Im 1. Weltkrieg fielen Julius Eschenheimer und Max Löwenstein.

Die jüdischen Einwohner waren ab dem Zeitpunkt als das Vereinswesen liberalisiert wurde, also etwa Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts, stets auch in den Escher Vereinen vertreten, so waren Hermann und Otto Eschenheimer ausweißlich der Inschrift auf dem Kriegerdenkmal Mitglieder des Kriegervereins, Otto Eschenheimer war Gründungsmitglied des Sportverein 1921 Esch e.V.

Gasthaus zur Krone, rechts am Bildrand Anwesen Eschenheimer, 1940er Jahre, Foto von R. Wick

Gasthaus zur Krone, rechts am Bildrand Anwesen Eschenheimer, 1940er Jahre, Foto von R. Wick

Über die Generationen entstanden mehrere „Judenhäuser“, also die Stammhäuser der Familien, die entsprechend weiter vererbt wurden. Eines stand neben dem Hof Lanz, zwischen dem heutigen Gasthaus Zur Krone und dem „Aahle„. Vor dem Krieg beherbergte es Teile der Familie Eschenheimer, stand dann aber wohl eine Zeit lang leer. Nach dem Krieg wurden dort noch Flüchtlinge einquartiert, irgendwann wurde es aber weitgehend abgerissen, so dass heute nur noch ein Teil der Mauern erhalten ist,  die als Wände für Schuppen des Anwesens Lanz genutzt werden.

Ehemals jüdisches Haus, heute Schwalbacher Str. 20, um 1963, Foto: Fam. Bund

Ehemals jüdisches Haus, heute Schwalbacher Str. 20, um 1963, Foto: Fam. Bund

Ein anderes jüdisches Haus war „Nathans Haus“, dort, wo heute die Schwalbacher Str. 20 mit Bank, Arztpraxis und Apotheke ist, am Anfang der Borngasse. Dort wohnte das letzte Mitglied der jüdischen Gemeinde Esch, Rebecca Löwenstein, vermutlich bis 1938. Das Haus wurde unter der NS-Herrschaft eingezogen. Das Grundstück wurde in den 1960er Jahren von Walter Bund gekauft und das Haus wurde abgerissen.

Ortsansicht und Geschäft von Feist Löwenstein

Gegenüber von Nathans Haus befand sich das Geschäft von seinem Bruder Ferdinand Löwenstein, der dort als Vieh- und Warenhändler aktiv war. Nach 1934 übergab er sein Geschäft an seinen Sohn Albert, 1936 zog die Familie nach Königstein. Heute befindet sich hier die Bäckerei Ries.

Die Geschäftsbeziehungen der Escher Einwohner mit den jüdischen Geschäftsleuten wurden nach der Machtergreifung des NS-Unrechtsregimes zusehends schwieriger. So berichtet Wilhelm Jung aus Reichenbach von Repressalien gegen ihn aufgrund seiner Geschäfte mit einem jüdischen Viehhändler aus Esch.

Karl Bund, der in den 1930er Jahren neben dem Geschäft von Ferdinand Löwenstein ein Dependance der Firma Goldschmidt (vermutlich Meier Goldschmidt & Cie) aus Idstein unterhielt, wurde nach Erinnerungen von Albert Bund zeitweise mit einem Boykott belegt, dem er sich wohl auch anfänglich widersetzte. Er entging entsprechenden Folgen wohl nur durch eine verwandschaftliche Beziehung mit der Frau des NSDAP-Bürgermeisters Adolf Heilhecker.

Da die jüdische Gemeinde Ende der 1930er Jahre faktisch nicht mehr existierte kam es auch zu keinen Deportationen direkt aus Esch. Dennoch ist ein Angriff auf das Haus von Nathan und Rebecca Löwenstein überliefert, und zahlreiche ehemalige Escher Einwohner starben auf der Flucht oder in den Vernichtungslagern der Nazis (Aufzählung vermutlich nicht vollständig).

1940: Willi Eschenheimer, Bertha Löwenstein (geb. Weinberg)

1941: Mathilde Issselbächer (geb. Löwenstein), David Löwenstein

1942: Selma Kahn (geb. Löwenstein), Frieda Stern (geb. Löwenstein), Selma Hermann (geb. Löwenstein),  Hermann Löwenstein, Selma Löwenstein (geb. Vogel), Ilse Löwenstein

1943: Bertha Nachmann (geb. Eschenheimer), Ruth Löwenstein

2019 wurden in Idstein drei Stolpersteine für die Familie von David Löwenstein verlegt. Foto: Stefan Gärth

Bei den Orten, an denen die Menschen zu Tode kamen, finden sich viele Ortsnamen die zu Symbolen der menschenverachtenden Vernichtungspolitik der NSDAP geworden sind. Dazu gehören die Tötungsanstalt Prina Sonnenstein, die Gehttos Minsk und Theresienstadt sowie die Vernichtungslager Sobibor und Auschwitz.

Einigen Familienmitgliedern gelang die Ausreise bzw. Flucht in sichere Länder, so dass sowohl in Israel als auch in den USA und Südamerika heute die Escher Namen Löwenstein und Eschenheimer weiter exisitieren.

Quellen: