Schlagwort-Archive: Ries

Schwalbacher Straße 3

Colonialwaren Wilhelm Ries, später Mänscher, später Knorr

Das Gebäude wurde gemäß der Inschrift über der Tür im Jahr 1732 von Carl und Anna Christ erbaut. Die Inschrift lautet:

Gott behits fir Fever vnd Brand

in Gottes Schvtz steh ich Carl Christ vnd Anna Rosina baven mich

1732

Im Laufe der Jahre wurde das Haus ständig verändert, es entstand der auf der Ansichtskarte oben abgebildete Anbau mit Überbauung der Hofeinfahrt. Im Zuge dessen wurde auch der Dachstuhl gedreht. Der Überbau und der nebenstehende Hausteil dürften dann noch vor dem 2. Weltkrieg wieder abgebrochen worden sein. Dabei entstand ein Walmdach dessen Giebel wieder in Richtung Straße zeigte.

Das Haus beherbergte Anfang des 20. Jahrhunderts einen von drei Kolonialwarenläden. Besitzer war Wilhelm Ries. Auf Ihn folgten „Mänschersch“, danach Arno Knorr, der das Geschäft zum Schluss führte.

Anfang der 1990er Jahre erfolgte eine Denkmalgerechte Wiederherstellung unter Freilegung des Fachwerkes und Wiederherstellung der ursprünglich giebelständigen Ausrichtung.

Schwalbacher Str. 3, Umbau 1990er Jahre

In den 1990er Jahren wurde im hinteren Hofbereich ein kleines Reformhaus betrieben.

Quellen:

Recherche nach Kulturdenkmälern und Gesamtanlagen (no date). Available at: http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de.
Wald, H. (2012) Eine kleine Chronik von Einem, der die Straßen von klein auf erlebt und auf ihnen gelebt hat. Waldems.

Dorfentwicklungsplan Waldems-Esch

Im Jahr 1987 wurde der Dorfentwicklungsplan, der vom Architekturbüro Freischladt/Holz aus Darmstadt entwickelt wurde, veröffentlicht. Der gebundenen, farbige Plan mit Erläuterungen wurde an jeden Haushalt verteilt. Die Umsetzung der Maßnahmen dauert bis in die Gegenwart an.

Das damit verbundene Dorfentwicklungsprogramm verfolgt das Ziel, die ortsbildtypischen, unverwechselbaren Elemente der Bebauung und der Begrünung zu erhalten oder wieder herzustellen. Dabei sollen zukünftige Maßnahmen, die Esch zum zentralen Mittelpunkt der Gemeinde entwickeln sollen, die Eigenart des Ortes berücksichtigen und erhalten.

Über die Zeit veränderten sich Ziele und es traten weitere Maßnahmen hinzu, andere Vorhaben wurden aufgegeben oder durch andere ersetzt.

Umgesetzt wurden vor allem die Umgestaltung des Geländes „Beulecke“ und der Bau des Dorfgemeinschaftshaus, die Schließung von Baulücken im Verlauf der Schwalbacher Straße und Am Kohlberg, die Umgestaltung der Schwalbacher Straße – Bushaltestelle, die Sanierung der Kirchgasse und der Hofgasse.

Nicht umgesetzt werden konnte der Bau einer Grundschule, an der vorgesehenen Stelle entstand aber der neue Kindergarten. Der Bauhof wurde nicht zum Rathaus umgebaut, dafür wurde das Rathaus angebaut und neben dem Bauhof entstand ein neues Feuerwehrhaus. Die Verbesserung der landschaftlichen Einbindung des Festplatzes ist bis dato nicht erfolgt, ebenso die Vervollständigung des Fußwegenetzes am südwestlichen Ortsrand mit Brücke über den Schlabach. Dies ist aber im Bebauungsplan Turnhallenweg enthalten.

Durch die nicht weiter vorangetriebene Planung einer Umgehungsstraße zur B 275 konnte ein Rückbau der Ortsdurchfahrt Schwalbacher Straße nicht erfolgen, ebenso nicht die Arrondierung der Bebauung Auf der Schur. Eine Bebauung des Areals Im Brühl erfolgte ab dem Jahr 2020.

In die Erstellung des Planes war neben der Gemeinde Waldems, dem Architekturbüro und dem Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung auch ein Planungsbeirat aus Escher Bürgerinnen und Bürgern eingebunden. Dieser bestand aus:

Otto Baum, Werner Dambeck, Werner Diehl, Fritz Flören, Hermann Heilhecker, Peter Hundegger, Klaus Martin, Stefan Moog, Hans-Peter Labonte, Horst Ries, Heinz Rücker, Kurt Rücker, Kurt Saame, Otto Schaus, Monika Thies und Theo Weller.

Quellen:

Architektur + Planung v. Freischlad B. Holz (1987) ‘Dorfentwicklungsplan Waldems-Esch’. Edited by Gemeinde Waldems.
Horrer, R. (2016) ‘BEBAUUNGSPLANENTWURF “TURNHALLENWEG” DER GEMEINDE WALDEMS’.

Karl Ries

Ausflugsgesellschaft Pfingsten 1937, vorn v.l.n.r. Walter Ott und Ernst Kohnle, hinten v.l.n.r. Karl Ries (genannt Seller Kall), Emma Wissig (geb. Christmann) und Paul Wissig, vor Deutschem Haus

Karl Ries (*1917 +2005), genannt Seller Karl, stammt aus dem Haus Eschtalstraße 3. Der Hausname stammt von der Sattlerei, die seine Familie im 19. Jahrhundert in Esch betrieb. Er zog später nach Steinfischbach. Nach meinen Erinnerungen kam er bis in die 1990er Jahre zu meinem Großvater um sich die Haare schneiden zu lassen. Dabei erzählte er häufig von seinen großen Stallhasen, die so groß wären, dass er sie zum „Stämm schlaafe“, also zum Holzrücken, in den Wald mitnehmen würde. Allerdings sei ihm das vom Bürgermeister verboten worden, als die Hasen mal wieder die Kanaldecke in der Pfarrgasse in Steinfischbach kaputt getreten hätten.

Quellen:

Riesenmühle

Die Häuser Klapper und Weller in der Eschtalstraße vom Hof der Riesenmühle aus gesehen. Vermutlich um 1949. Foto von Christel Diehl

Die Riesenmühle in der hinteren Flur Kautwiese gehört heute zur Eschtalstraße. Der Name leitet sich nicht etwa von den riesenhaften Märchengestalten ab, sondern vom alten Escher Namen Ries. So wird die Mühle bereits im 18. Jahrhundert als „Ries’che Mühle“ erwähnt. Die Bewohner, seit Anfang des 20. Jahrhunderts mit Nachnahmen Hoffmann, haben heute noch den Hausnamen „Riesemüller“ inne.

Zur Riesenmühle führte ein Arbeitsgraben, der auch heute noch in einigen Kartenwerken zu ersehen, in der Realität aber allenfalls noch zu erahnen ist.

Schwalbacher Straße 23

Ortsansicht und Geschäft von Feist Löwenstein

In der Schwalbacher Straße 23 befindet sich die heute die Bäckerei Ries. Ende des 19. Jahrhunderts betrieb dort Karl Konradi einen Warenhandel. Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert wurde das Geschäft von Ferdinand Löwenstein, der unter anderem als Vieh- und Warenhändler und wohl auch als Metzger tätig war, übernommen, der es 1934 an seinen Sohn Albert weiter gab. Die Familie Löwenstein zog 1936 nach Königstein, etwa zu diesem Zeitpunkt kam die Bäckerei Ries aus der Borngasse in ihr heutiges Domizil.

Die Bäckerei selbst besteht laut der Werbeaufschrift am Haus seit 1820 und war gemäß der Angaben von Helmut Wald vorher in der Borngasse beheimatet. Wald erinnert sich an Gustav Ries (Bäckersch Gustav) als Bäckermeister, ihm folgten Bäckersch Werner und  Bäckersch Steffen als Inhaber des Betriebs. Natürlich heißt die Familie weiterhin Ries mit „echtem“ Nachnamen und betriebt bis heute solides Bäckerhandwerk ohne Industrie-Teigprodukte.

Wald erinnert sich, dass in früheren Zeiten in der Bäckerei auch im Lohnverfahren gebacken wurde. Das bedeutet, dass die Dorfbewohner ihre großen Bleche mit Kuchen, meist Apfel- oder Zwetschgenkuchen (Quetschekuche) in die Backstube brachten und fertig gebacken wieder abholten. Solche Bleche, die in keinen heimischen Ofen passten, gibt es heute noch bei mancher Escher Familie. Heute bezieht man bei besonderen Anlässen, etwa beim „Flennes“, dem Trauerschmauß nach Beerdigungen, Krimmelkuche (Streuselkuchen) und Reiheweck (Einback) fertig bei Bäckersch.

Anzeige "Bäckerei Konditorei Ries", Festschrift "100 Jahre Chrogesang in Esch, 1983

Anzeige „Bäckerei Konditorei Ries“, Festschrift „100 Jahre Chrogesang in Esch, 1983

Quellen:

Ries, Adam

Adam Ries wird in den staatlichen Adressbüchern des Herzogtums Nassau von 1859 bis 1863 als Bürgermeister von Esch aufgeführt. In der Zeit wohnten in Esch etwa 130 Familien mit 550 Mitgliedern.

Quellen:

Emstalstraße 1

Sommerfrische "Villa Waldeck" an der Emstalstraße, Foto R. Wick

Sommerfrische „Villa Waldeck“ an der Emstalstraße, Foto R. Wick

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Esch einen regen Fremdenverkehr. Bis zur Mitte des Jahrhunderts rühmte sich der Ort ein „Luftkurort“ zu sein. Dem trug Hermann Ries im Jahr 1904 Rechnung und erbaute an der Straße in Richtung Petershammer eine Villa, die auch von Urlaubern, so genannten „Sommerfrischlern“ genutzt wurde. Von dort aus waren über das Kurpfädchen z.B. Spaziergänge zum Äppelwoifelsen möglich. Ries war mit einer Tochter von Philipp Preiss verheiratet, der Wagner war. Das brachte am Ende auch diesem Haus den Namen „Wooner“ ein.

Zum Haus gehört eine Scheune, im Hof gibt es einen Brunnen. Später wurde das Haus in Richtung Limburger Straße noch vergrößert.

Quellen:

 

 

Arbeitsgraben

Revisionsöffnung zum Arbeitsgraben in der Borngasse, 2016

Revisionsöffnung zum Arbeitsgraben in der Borngasse, 2016

Als „Arbeitsgraben“ oder, je nach Verwendungszweck auch „Mühlengraben“ genannt, wurden Wasserläufe bezeichnet, die zur Versorgung von Mühlen oder Fabriken mit benötigtem Wasser, entweder zum Antrieb von Maschinen, oder zum verbrauch, genutzt wurden. In Esch gab es mindestens zwei solcher Gräben, die teilweise verzweigt und sehr weitläufig das Ortsgebiet durchschnitten. Erstmals erwähnt wird eine Flurbezeichnung „off dem molengraben“ bereits 1428, so dass bereits damals Mühlenbetrieb in Esch geherrscht haben dürfte.

Auf einigen Karten sind die Wasserläufe heute noch verzeichnet, und eine „Mühlenausleitung“ des Schlabach bzw. ein „Obergraben“ wird als Bodendenkmal im Bebauungsplan für den Turnhallenweg von 2016 genannt. Genauere Überlieferungen sind mir aber nicht bekannt, daher wären Angaben von Lesern, Fotos usw. sehr nützlich. In den nachfolgenden Kartenausschnitten sind die noch vorhandenen Eintragungen dazu gelb markiert.

Riesenmühle

Kartenmaterial zeigt einen Arbeitsgraben zur Riesenmühle

Kartenmaterial zeigt einen Arbeitsgraben zur Riesenmühle

Die Riesenmühle hatte offenbar einen Mühlengraben, der von der Schlabach unterhalb des Harbachtals in Flußrichtung links abzweigte, durch die Felder in Richtung der Mühle lief und dann entweder direkt wieder in den Schlabach abgeleitet wurde oder weiter Richtung Borngasse in den dortigen, von der Emsbach über die Gerberei führenden Arbeitsgraben mündete.

Gerberei

Arbeitsgraben Emsbach / Gerberei

Kartenmaterial zeigt den teilweisen verlauf des Arbeitsgrabens Emsbach / Gerberei

Als ziemlich sicher anzusehen ist der Abzweig des Arbeitsgrabens von der Emsbach unterhalb des Petershammer in Richtung Ort durch die Flure „Im Madacker“ und „Im Dietrich“. Laut Helmut Wald führte dieser dann ab der Limburger Straße teils unterirdisch, wohl auch unter dem Haus Bund/Müller hindurch zur Gerberei Reingans/Beueleke, von dort weiter über den jetzigen und über eine hölzerne Überführung über den Schlabach in die Wiesen hinter der Borngasse, wo er sich mit dem Graben der Riesenmühle vereinigt haben könnte.

Mangoldsmühle

Am heutigen Spielplatz befand sich ein Wehr, so dass hier scheinbar ebenfalls weiteres Wasser eingeleitet werden konnte. Von dort an ging es hinter den heutigen Häusern Klebach (früher Hies) entlang und ab dem Haus Lüth unterirdisch durch die Borngasse, unter der Schwalbacher Straße hindurch in Richtung der Mangolds- oder Leichtfußenmühle, heute Feuerwehrhaus und von dort Richtung Hirtesenmühle. Ab den Anwesen Leichtfuß / Wiegand wurde bis 1957 auch das Wasser des Marschbach mitgeführt, dass ab dann direkt in den Schlabach gemäß dem heutigen Verlauf geführt wurde.

Hirtesenmühle

Kartenmaterial zeigt den Verlauf des Mühlengrabens zur Hirtesen Mühle

Kartenmaterial zeigt den Verlauf des Mühlengrabens zur Hirtesen Mühle

Ziemlich sicher bekam die Hirtesenmühle ihr Wasser zum Teil aus der Schlabach. Ab dem Ende der Straße „Auf der Schur“ ist der Verlauf dieses Mühlengrabens heute noch als Weg erkennbar. Ob der Arbeitsgraben von der Gerberei und Mühle Lanz kommend dort tatsächlich einfloss und ob und wenn ja was der Teich der Familie Leichtfuß an der Ardenbach bzw. der Ardenbach selbst damit zu tun hat konnte ich noch nicht heraus finden. In jedem Fall wurde das Wasser der Ardenbach über einen Graben, vermutlich den gleichen, zur Hirtesenmühle geleitet, dürfte aber zum Antrieb derselben alleine nicht gereicht haben.

Weitere Fragen

Möglicher Grabenverlauf nahe der Schwalbacher Straße

Möglicher Grabenverlauf nahe der Schwalbacher Straße

Wie uns einmal Elli Kynast berichtete, lief an unserem Haus, Schwalbacher Str. 12, auch einmal ein Bach direkt vorbei. Schaut man sich nun die Flurstückskarte von Esch genauer an, könnte es sich dabei ebenfalls um einen von Roigans/Beuleke kommenden Graben gehandelt haben. Hinter den Anwesen der Schwalbacher Straße befindet sich eine sehr schmale Parzelle, die unterhalb des Gartens von Herbert und Rosel Werner in Richtung Schwalbacher Straße abknickt und genau auf den „Ahlen“ zu hält. Am Ausgang des „Ahlen“ knickt wiederum ein noch existenter Graben ab und läuft wieder Richtung Emsbach. Das sind an der Stelle aber eher Vermutungen. Falls einer der Leser etwas genaueres weiß würde ich mich über Hinweise sehr freuen!

Quellen:

2. Weltkrieg

Wehrmachtssoldaten 1940 beim Gasthaus Zum Taunus, mit Tankstelle. Foto: R. Wick

Wehrmachtssoldaten 1940 beim Gasthaus Zum Taunus, mit Tankstelle. Foto: R. Wick

Der 2. Weltkrieg hatte großen Einfluss auf die Entwicklung des Dorfes. Zwar blieb Esch im Allgemeinen von größeren Kampfhandlungen verschont, dennoch musste ein Großteil der männlichen Bevölkerung zum Wehrdienst einrücken und nicht wenige wurden verwundet, getötet oder werden bis heute vermisst. Schon 1938 zeigte sich, dass das Reich auf einen Krieg eingestellt wurde. So wurde die Escher Feuerwehr wie alle Feuerwehren im gesamten Deutschen Reich aufgrund des „Gesetzes über das Feuerlöschwesen“ als „Feuerlöschpolizei“ der Zuständigkeit des Reichsministers des Inneren unterstellt.

Nach dem Überfall auf Polen kam es im Winter 1939/1940 zu ersten Einquartierungen von Wehrmachtseinheiten. Nach der Erinnerung meines Großvaters wurden damals auch Nachrichtenleitungen verlegt, die in Zusammenhang mit dem geplanten Westfeldzug und dem Führerhauptquartier Adlerhorst in Ziegenberg standen. Diese folgten wohl der „Landsteiner Straße“ und waren  bei den Bauarbeiten zum Gewerbegebiet Auf der Lind noch zu sehen. Zumindest hatte mein Großvater mir ein altertümlich anmutendes Kabel gezeigt und erklärt, diese Kabel wären im Kalten Krieg auch vom Warnamt in Bodenrod zur Sirenensteuerung genutzt worden.

Die Einberufungen beeinträchtigten auch das dörfliche Leben. So hatte die Feuerwehr die Einberufung ihres Ortsbrandmeisters Adolf Pabst und weiterer Wehrmänner zu verkraften, so dass 1943 nur noch 18 Aktive zu verzeichnen waren (gegenüber 36 im Vorjahr). Mit dieser um 50 % geschrumpften Mannschaft mussten dann schwierige Einsätze nach Bombenangriffen in Wiesbaden und Frankfurt bewältigt werden. Nach der Erinnerung von Albert Bund gab es zweitweise auch eine Frauenmannschaft, um die Brandbekämpfung überhaupt noch sicher stellen zu können. Auch im Turn- und Sportverein ruhte kriegsbedingt der Sportbetrieb weitgehend. Die Landwirte wurden zur Abgabe von Lebensmitteln verpflichtet, das Schlachten von Vieh wurde reguliert, „Schwarzschlachtungen“ oder die Weiterverarbeitung von Rohmilch zu Butter konnten bestraft werden.

Im Zuge der Kampfhandlungen im Westen wurden durch die Wehrmacht viele Gefangene gemacht. Einige davon, nach Erzählungen von Karl Moll und der Familie Müller meist Franzosen, kamen nach Esch und wurden den Landwirten als Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt. Dabei wurde durch die örtlichen NS-Authoritäten darauf geachtet, dass diese nicht zu gut behandelt wurden. Es existierte z.B. das Verbot, die Gefangenen mit der Familie am Tisch essen zu lassen. Dies wurde jedoch von den Eschern auch oft missachtet. Die Kriegsgefangenen sollen laut Karl Moll im oberen Teil des Anwesens Schneider / Zum Taunus gesammelt untergebracht gewesen sein, wo sich heute die Pizzeria „Da Giorgio“ befindet.

Im Verlauf des Krieges hatten auch die Escher Familien zunehmend mehr Gefallene zu verzeichnen. Gemäß der Inschrift auf dem Ehrenmal auf dem Friedhof sind in diesem Krieg die folgenden Escher Männer gefallen oder als vermisst gemeldet:

1940 Helmut Hahn

1941 Ernst Ries, Johann Vogel

1942 Siegfried Richter, Otto Moos, Willi Reuscher, Otto Wiegand, Wilhelm Leichtfuß, Hans Kirchhof

1943 Rudolf Richter, Otto Diehl, Franz Peregrin, Edmund Müller, Walter Lieber, Richard Scheid, Adolf Wissig, Helmut Schönborn, Wilhelm Konrad, Willi Engel

1944 Erich Moog, Ernst Pabst, Walter Moog, Wilhelm Klapper, Hans Hentschel, Adolf Klecker, Franz Assmann, Adolf Engel, Adolf Kohnle, Hermann Stamm, Otto Bohatschek, Erich Bastian, Fritz Grünig, Karl Christmann, Berthold Golda, Richard Rassbach, Alwin Leichtfuß, Karl Adolf Moog, Willi Weller, Ambrosius Kraft

1945 Franz Sziltzl, Franz Pitz, Hans Weller, Robert Müller, Willi Guckes, Helmut Ernst, Karl Schönborn, Helmut Ott, Wilhelm Kopp, Walter Pabst, Werner Sträter, Julius Modl, Alwin Hies, Hermann Bund, Karl Mehl, Ernst Maibaum, Karl Hölzer, Wilhelm Engel

Das Ehrenmal auf dem Freidhof

Das Ehrenmal auf dem Freidhof

In der Gefangenschaft bzw. an den Spätfolgen des Krieges starben Hermann Saame (1946) und Otto Martin (1948).

Unmittelbare Kriegseinwirkungen gab es in und vor allem um Esch vor allem durch Luftkämpfe und Tieffliegerangriffe. Helmut Wald berichtet, dass er einmal einen Angriff auf ein Fahrzeug der Wehrmacht in der Eschtalstraße beobachtet hatte. Mit Brandplättchen und Brandbomben versuchten die Alliierten auch im Untertaunus die Ernte zu vernichten und den Wald in Brand zu setzen. So fielen im Untertaunus am 11. April 1943 über 3.000 Brandbomben. Zudem kam es zu so genannten Notabwürfen. Dabei warfen angeschossene Bomber ihre Bombenlast aus Sicherheitsgründen ab. Die Walsdorfer Schulchronik berichtet in der zweiten Septemberhälfte 1943 von zwei Brandbomben in der Escher Gemarkung, die aber keinen Schaden angerichtet hätten. Munition und Blindgänger blieben über den Kriegsverlauf hinweg eine Gefahr für die Escher. So wurde beim Spielen mit gefundener Brandmunition im Feld Ottmar Moog schwer verletzt und zeitlebens entstellt, was ihm schlimme Schimpfnamen einbrachte. Nach und nach erlangten die Alliierten nach der Landung in der Normandie die Lufthoheit über dem Deutschen Reich. So nahm sukzessive auch die Tieffliegergefahr zu. An den Straßen wurden teilweise Splittergräben ausgehoben, so dass die Menschen dort Deckung suchen konnten.

Wald berichtet weiter von den Eindrücken von den Bombenangriffen gegen größere Städte, wie etwa Frankfurt, und Industrieanlagen, bei denen die Bomber auch Esch überflogen und zu denen auch die Escher Feuerwehr alarmiert wurde. Dabei wurden die anfliegenden Bomber häufig von deutschen Jägern angegriffen und es gab Luftalarm. Improvisierte Erdbunker gab es hinter der Mühle der Familie Lanz in der Schulgasse und in der Lehmgrube in der Frankfurter Straße, in der Borngasse befand sich ein Luftschutzkeller im Hof der Familie Bund.

Helmut Wald Berichtet von einem abgestürzten Bomber zwischen Escher Kopp und Schanz (wohl am Fürstenweg). In der Literatur findet sich der Abschuss eines amerikanischen Bombers am 17. August 1943 in Esch (wobei hier auch ein anderes Esch gemeint sein könnte) und der Walsdorfer Schulchronik nach stürzte am 27. Januar 1944 ein kanadischer Lancaster-Bomber von Esch her kommend im Goldenen Grund ab. Am 12. Mai desselben Jahre kam es zu einem großen Luftkampf über dem Gebiet, der fast den ganzen Tag dauerte. Ein deutsches Jadgflugzeug soll in der Ardenbach abgestürzt sein.

Laut der Walsdorfer Schulchronik soll am 3. März 1945 in Esch auch eine Scheune durch einen Fliegerangriff in Flammen aufgegangen sein. Das konnte ich bislang nicht verifizieren. Ende März 1945, es war kurz vor Ostern, rückte die Front auf Esch zu. Die Tieffliegergefahr nahm noch einmal zu. Der Landwirt Karl Schönborn wurde am 27. März auf dem Weg von oder nach Idstein von einem Tiefflieger getötet.

Wie Helmut Wald berichtet, wurde in Esch nur mäßiger Widerstand organisiert. So wurde in der heutigen Schwalbacher Straße eine Panzersperre aus Baumstämmen und Holz der Wagnerei Bund errichtet, die aber weiter keinen Einfluss auf die Entwicklung hatte. Das lag mitunter auch daran, dass die ersten Einheiten in Esch nicht wie erwartet aus Richtung Idstein kamen, sondern sich durch den Goldenen Grund vorarbeiteten. Dort kam es am 29. und 30. März zu heftigen Käpfen mit der kuz zuvor aus Norwegen in das Kampfgebiet verlegten 6. SS-Gebirgsdivision und weiteren Wehrmachtseinheiten. Dazu gehörte, wie in einigen Berichten erwähnt, auch eine Einheit aus Fahnenjunkern der Offiziersschule Weilburg. Die SS-Einheiten hätten, so Karl Moll, in den letzten Kriegstagen noch versucht, in Esch 13 – 15jährige Jungen zu rekrutieren, die teilweise von ihren Eltern versteckt wurden, bis die Soldaten nach Osten abzogen. Helmut Wald berichtet ebenfalls von einem Versuch, eine Volkssturmeinheit aus älteren Männern aufzustellen.

Die vorrückenden amerikanischen Truppen wahren wahrscheinlich Einheiten der amerikanischen 76. Infanterie-Division. Auch die 87. US-Infantrie-Division sowie die 9. US-Panzerdivision operierten im Bereich. Die US-Einheiten kamen aus dem Brückenkopf Remagen. Sie erreichten Esch wohl endgültig am 31. März. Es fanden Durchsuchungen in Scheunen und Wohnhäusern statt, und der Bürgermeister der NSDAP, Adolf Heilhecker, wurde schnell durch Hermann Leidig ersetz. Wald berichte weiter, dass es zeitweise in Richtung Hirtesenmühle einen kleinen amerikanischen Feldflugplatz für Artillerie-Aufklärer und am Wingertsberg eine Geschützbatterie der US-Armee gegeben haben soll. Von letzterer soll auch in Richtung Nordosten noch gefeuert worden sein. Hier könnte er Kämpfe um die Tenne und Riedelbach beobachtet haben, die deutlich heftiger ausfielen. Die Versorgung der amrikanischen Truppen wurde in diesen Tagen durch eine Feldküche im Hof der Familie Bund in der Borngasse sicher gestellt. Die US-Soldaten machten sich schnell bei den Kindern und Jugendlichen durch das verteilen von Kaugummis und Zigaretten beliebt.

Auch nach dem Krieg hatten die Escher Unheil und Entbehrungen zu tragen. So berichten sowohl Helmut Wald als auch die Walsdorfer Schulchronik, dass ehemalige Zwangsarbeiter plündernd umher zogen und auch mindestens einmal die Hirtesenmühle überfallen hätten. Zudem kamen die in Gefangenschaft geratenen Escher erst nach und nach wieder nachhause. So konnte das Vereinsleben langsam wieder aufgenommen werden. Die Sängervereinigung begann 1947 wieder mit dem Gesangsbetrieb, ebenso wurde in diesem Jahr auch die freiwillige Feuerwehr neu gegründet.

Eine weiter große Aufgabe war die Integration der Heimatvertriebenen aus den besetzten Gebieten im Osten. Das das einige waren, zeigt auch der Blick in die Einwohnerzahlen: 1939 hatte Esch 622 Einwohner, 1946 waren es trotz der Entbehrungen des Krieges deutlich mehr, nämlich 919. Die Flüchtlinge, wie die Menschen oft genannt wurden, wurden teils in gemeindlichen Immobilien, teils privat untergebracht.

Quellen: