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Dorfentwicklungsplan Waldems-Esch

Im Jahr 1987 wurde der Dorfentwicklungsplan, der vom Architekturbüro Freischladt/Holz aus Darmstadt entwickelt wurde, veröffentlicht. Der gebundenen, farbige Plan mit Erläuterungen wurde an jeden Haushalt verteilt. Die Umsetzung der Maßnahmen dauert bis in die Gegenwart an.

Das damit verbundene Dorfentwicklungsprogramm verfolgt das Ziel, die ortsbildtypischen, unverwechselbaren Elemente der Bebauung und der Begrünung zu erhalten oder wieder herzustellen. Dabei sollen zukünftige Maßnahmen, die Esch zum zentralen Mittelpunkt der Gemeinde entwickeln sollen, die Eigenart des Ortes berücksichtigen und erhalten.

Über die Zeit veränderten sich Ziele und es traten weitere Maßnahmen hinzu, andere Vorhaben wurden aufgegeben oder durch andere ersetzt.

Umgesetzt wurden vor allem die Umgestaltung des Geländes „Beulecke“ und der Bau des Dorfgemeinschaftshaus, die Schließung von Baulücken im Verlauf der Schwalbacher Straße und Am Kohlberg, die Umgestaltung der Schwalbacher Straße – Bushaltestelle, die Sanierung der Kirchgasse und der Hofgasse.

Nicht umgesetzt werden konnte der Bau einer Grundschule, an der vorgesehenen Stelle entstand aber der neue Kindergarten. Der Bauhof wurde nicht zum Rathaus umgebaut, dafür wurde das Rathaus angebaut und neben dem Bauhof entstand ein neues Feuerwehrhaus. Die Verbesserung der landschaftlichen Einbindung des Festplatzes ist bis dato nicht erfolgt, ebenso die Vervollständigung des Fußwegenetzes am südwestlichen Ortsrand mit Brücke über den Schlabach. Dies ist aber im Bebauungsplan Turnhallenweg enthalten.

Durch die nicht weiter vorangetriebene Planung einer Umgehungsstraße zur B 275 konnte ein Rückbau der Ortsdurchfahrt Schwalbacher Straße nicht erfolgen, ebenso nicht die Arrondierung der Bebauung Auf der Schur. Eine Bebauung des Areals Im Brühl erfolgte ab dem Jahr 2020.

In die Erstellung des Planes war neben der Gemeinde Waldems, dem Architekturbüro und dem Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung auch ein Planungsbeirat aus Escher Bürgerinnen und Bürgern eingebunden. Dieser bestand aus:

Otto Baum, Werner Dambeck, Werner Diehl, Fritz Flören, Hermann Heilhecker, Peter Hundegger, Klaus Martin, Stefan Moog, Hans-Peter Labonte, Horst Ries, Heinz Rücker, Kurt Rücker, Kurt Saame, Otto Schaus, Monika Thies und Theo Weller.

Quellen:

Architektur + Planung v. Freischlad B. Holz (1987) ‘Dorfentwicklungsplan Waldems-Esch’. Edited by Gemeinde Waldems.
Horrer, R. (2016) ‘BEBAUUNGSPLANENTWURF “TURNHALLENWEG” DER GEMEINDE WALDEMS’.

Apfelwein-Suppe

Lina Heilhecker vom Hof Petershammer hat vor gut 100 Jahren ein Rezept für eine Apfelwein-Suppe aufgeschrieben. Dank Lilli und Martin Klein dürfen wir es hier mit Euch teilen. Da vermutlich nicht jeder die Kurrantschrift lesen kann folgt hier eine Übersetzung von Martin:

Apfelwein-Suppe (mit Milch)

1 1/2 Shop. Apfelwein, 1 Schop. Wasser, Zimt, 3 Schop. Milch, 2 – 3 Esslöffel Zucker, 1 – 2 Eier, Mehl

Apfelwein Wasser wird ans Kochen kommen lassen (bis schäumt) Milch, Mehl eingerührt wieder langsam ans Kochen kommen lassen unter ständigem Rühren bis sie glatt ist

Lina Heilhecker, um 1920

1. Nassauisches Feldartillerie-Regiment „Oranien“ Nr. 27

Das Regiment wurde 1833 aufgestellt und bestand zunächst aus zwei Batterien und damit der kompletten damals vorhandenen Nassauischen Artillerie, die z.T. aus Beutekanonen der Schlacht um Waterloo bestand. Die Namensgebung wechselte zuweilen, u.a. wurde die Einheit als Feldartillerie-Regiment Nr. 11 bezeichnet, bevor es ab 1874 den hier geführten Namen bekam.

Das Oranien-Denkmal auf dem Luisenplatz in Wiesbaden

Das Regiment wurde im Dänischen Krieg, im Deutschen Krieg sowie im Deutsch-Französischen Krieg eingesetzt. In den letzten beiden Kriegen diente unter anderem Philipp Christian Adam Kimpel.

Im 1. Weltkrieg wurde das Regiment als Teil der 21. Infanterie-Division an der Westfront eingesetzt. Hier diente u.a. Adolf Heilhecker.

Quellen:

Johann Daniel Heilhecker

Johann Daniel Heilhecker wurde 1846 als Sohn von Johann Wilhelm Heilhecker und Anna Katharina Schönborn geboren. 1870/1871 nahm Heilhecker am Deutsch-Französischen Krieg teil. Er heiratete seine Cousine Regine Henriette Schönborn und war spätestens ab den 1880er Jahren Besitzer des Petershammer. Daniel Heilhecker starb 1920.

Quellen:

Mangoldsmühle

Abriss des Wohnhauses der Familie Lanz, 1992. Foto: H. Engelhard

In der Schulgasse am Ort des heutigen Bauhofes bzw. Feuerwehrhauses befanden sich bis Anfang der 1990er Jahre die Gebäude der Mangoldsmühle. Einige davon stehen noch heute und werden vom Gemeindebauhof genutzt. An der Stelle des Feuerwehrhauses befand sich eine Scheune mit Stallungen, am Ort der heutigen Hofeinfahrt stand das Wohnhaus. Insgesamt war die Mangoldsmühle ein umfangreiches Anwesen.

Urkundliche Erwähnungen finden sich ab 1705 im Staatsarchiv, bei den Eintragungen ging es um den Erbleibrief, der in diesem Jahr erlassen wurde, später kamen Akten zu den Wasserrechten, zu den Schäden die durch die Revolutionskriege entstanden waren und den Ausbau der Mühle und die damit verbundene Ermäßigung der Pacht.

Die Mühle wurde über das Wasser aus dem Arbeitsgraben angetrieben, der sie von der Borngasse aus erreichte. Von hier floss das Wasser wahrscheinlich weiter zur Hirtesenmühle. Es findet sich eine Prozessakte von 1822, in der es um die Instandhaltung eben dieses Grabens ging und in der sich ein Johann Conrad Leichtfuß zu Esch mit Philipp Schönborn aus Walsdorf stritt.

Der Mühlenbetrieb wurde zu einem mir nicht bekannten Zeitpunkt eingestellt, vermutlich, also die Mühle von Rudolf Heilhecker an die Familie Lanz überging. In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden in den dann schon ehemaligen Gebäuden teilweise die Lehrer der Schule untergebracht, danach wurden einzelne Räume weiter als gemeinnütziger Wohnraum verwendet. Oberhalb des heutigen Bauhofes wohnte zuletzt der „Goggo-Stefan“, nach meiner Erinnerung hieß er so, weil er eben ein Goggomobil fuhr. Seinen richtigen Namen war Stefan Gunzelmann (* 1920 + 1992).

Wohnhaus der Mühle Lanz bzw. Mangoldsmühle oder „Lennewerts“, Juli 1988. Foto: Günter Seybert

Die letzten Bewohner des Wohnhauses waren Hermann Lanz (* 1902 + 1990) und seine Frau Emma (*1908 + 1983), geborene Schütz. Sie brachte auch aus ihrem Elternhaus in der Schwalbacher Straße 33 den letzten Hausnamen der Mühle mit, nämlich Lennewerts, was daher rührte, dass ihre Familie wohl in der damaligen Lindenstraße ein Wirtshaus betrieben hatte.

Im Vorfeld des Neubaus des Feuerwehrhauses wurden Wohnhaus und Stall abgerissen.

Quellen:

Adolf Heilhecker

Adolf Heilhecker wurde am 24. Februar 1893 in Esch geboren. Am 1. Weltkrieg nahm er als Unteroffizier mit dem Feldartillerie-Regiment 27 teil und galt wohl zeitweise als vermisst.

Adolf Heilhecker war im Jahre 1921 Gründungsmitglied des Sportverein 1921 Esch e.V. und von der Gründung bis zum Jahr 1935 dessen Vorsitzender. Von Beruf war er Landwirt. Er wohnte in der heutigen Schwalbacher Straße 18, dem Haus „Dörfer“, und wurde daher auch Dörfersch Adolf oder schlicht „der Dörfer“ genannt.

1929 wurde er für die Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei (CNBL) in den Kreistag des Untertaunus-Kreises gewählt. Ab dem Jahr 1933 saß er, nachdem die CBNL faktisch aufgehört hatte zu existieren, für die NSDAP-Fraktion im Kreistag  in Bad Schwalbach. Er war in der NS-Zeit bis zur Absetzung durch die amerikanische Besatzung nach Ende des 2. Weltkrieges Bürgermeister in Esch.

Quellen:

Jüdische Gemeinde

Mauer und ehemaliger Friedhof am „Heftricher Weg“, Februar 2010

Bereits um 1700 lebten in Esch und Idstein jüdische Familien, die eine gemeinsame Gemeinde bildeten. In Idstein wurde 1793 auch eine Synagoge gebaut. Der Friedhof für diese Gemeinde wurde in Esch, am heutigen Ortsausgang der Eschtalstraße in Richtung Heftrich angelegt, der bis 1887 genutzt wurde. Danach wurde ein neuer jüdischer Friedhof in Idstein, gegenüber der heutigen Lore-Bauer-Halle, angelegt. Spätestens während der NS-Herrschaft wurde der Friedhof in Esch restlos abgeräumt, so dass heute weder Grabhügel noch Grabsteine, wohl aber eine Mauer, erhalten sind.

Die jüdischen Familien hatten bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch keine festen Familiennamen. Meist gab es nur einen Vornamen, dem der Vorname des Vaters als weiterer Name beigegeben wurde. Dazwischen konnte „ben“ für Sohn, oder „bat“ für Tochter stehen, was hier aber wohl nicht der Fall gewesen ist. Das konnte dann so aussehen:

Herz Salomon war der Sohn von Salomon. Der Sohn von Herz hieß dann wiederum z.B. Löb Herz.

Die Auswirkungen dieser abweichenden Namensgebung zeigt sich z.B. bei der Nacherzählung einer Begebenheit aus dem Jahre 1801. Damals soll der bekannte Räuber Johannes Bückler, genannt „Schinderhannes“, einen Teil des Raubgutes aus dem Überfall auf die Post in Würges an einen Juden namens Herz Salomon aus Esch verkauft haben, allerdings passen die Altersangabe aus den Prozessakten und das tatsächliche Alter und von Herz Salomon, dem Urgroßvater von Hermann Eschenheimer, nicht zusammen. Vermutlich handelte es sich daher um einen seiner Söhne, der kurz darauf den Namen gewechselt haben wird.

Unter der französichen Besatzung zu dieser Zeit änderte sich nämlich die Namensregelung, und die Juden mussten sich, als Bedingung für die Erlangung erweiterter Bürgerrechte, Nachnamen nach „deutschem“ Muster zulegen. Unter Übersetzung aus dem Hebräischen entstand dann aus Löb (Löwe) der Name Löwenstein, und mit Bezug auf den Herkunftsort der Name Eschenheimer, die sich teilweise bis in die NS-Zeit hielten. Im Jahr 1871 wurden bei einer Volkszählung 14 jüdische Einwohner erfasst, was allerdings aufgrund der vorliegenden Geburtstdaten recht wenig erscheint.

In den Kriegen des 19. Jahrhunderst, so z.B. 1870/71 und insbesondere im 1. Weltkrieg wurden viele jüdische Einwohner als Soldaten eingesetzt, teilweise meldeten sie sich freiwillig um ihre Zugehörigkeit zu Gemeinde und Staat zu beweisen. Im 1. Weltkrieg fielen Julius Eschenheimer und Max Löwenstein.

Die jüdischen Einwohner waren ab dem Zeitpunkt als das Vereinswesen liberalisiert wurde, also etwa Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts, stets auch in den Escher Vereinen vertreten, so waren Hermann und Otto Eschenheimer ausweißlich der Inschrift auf dem Kriegerdenkmal Mitglieder des Kriegervereins, Otto Eschenheimer war Gründungsmitglied des Sportverein 1921 Esch e.V.

Gasthaus zur Krone, rechts am Bildrand Anwesen Eschenheimer, 1940er Jahre, Foto von R. Wick

Gasthaus zur Krone, rechts am Bildrand Anwesen Eschenheimer, 1940er Jahre, Foto von R. Wick

Über die Generationen entstanden mehrere „Judenhäuser“, also die Stammhäuser der Familien, die entsprechend weiter vererbt wurden. Eines stand neben dem Hof Lanz, zwischen dem heutigen Gasthaus Zur Krone und dem „Aahle„. Vor dem Krieg beherbergte es Teile der Familie Eschenheimer, stand dann aber wohl eine Zeit lang leer. Nach dem Krieg wurden dort noch Flüchtlinge einquartiert, irgendwann wurde es aber weitgehend abgerissen, so dass heute nur noch ein Teil der Mauern erhalten ist,  die als Wände für Schuppen des Anwesens Lanz genutzt werden.

Ehemals jüdisches Haus, heute Schwalbacher Str. 20, um 1963, Foto: Fam. Bund

Ehemals jüdisches Haus, heute Schwalbacher Str. 20, um 1963, Foto: Fam. Bund

Ein anderes jüdisches Haus war „Nathans Haus“, dort, wo heute die Schwalbacher Str. 20 mit Bank, Arztpraxis und Apotheke ist, am Anfang der Borngasse. Dort wohnte das letzte Mitglied der jüdischen Gemeinde Esch, Rebecca Löwenstein, vermutlich bis 1938. Das Haus wurde unter der NS-Herrschaft eingezogen. Das Grundstück wurde in den 1960er Jahren von Walter Bund gekauft und das Haus wurde abgerissen.

Ortsansicht und Geschäft von Feist Löwenstein

Gegenüber von Nathans Haus befand sich das Geschäft von seinem Bruder Ferdinand Löwenstein, der dort als Vieh- und Warenhändler aktiv war. Nach 1934 übergab er sein Geschäft an seinen Sohn Albert, 1936 zog die Familie nach Königstein. Heute befindet sich hier die Bäckerei Ries.

Die Geschäftsbeziehungen der Escher Einwohner mit den jüdischen Geschäftsleuten wurden nach der Machtergreifung des NS-Unrechtsregimes zusehends schwieriger. So berichtet Wilhelm Jung aus Reichenbach von Repressalien gegen ihn aufgrund seiner Geschäfte mit einem jüdischen Viehhändler aus Esch.

Karl Bund, der in den 1930er Jahren neben dem Geschäft von Ferdinand Löwenstein ein Dependance der Firma Goldschmidt (vermutlich Meier Goldschmidt & Cie) aus Idstein unterhielt, wurde nach Erinnerungen von Albert Bund zeitweise mit einem Boykott belegt, dem er sich wohl auch anfänglich widersetzte. Er entging entsprechenden Folgen wohl nur durch eine verwandschaftliche Beziehung mit der Frau des NSDAP-Bürgermeisters Adolf Heilhecker.

Da die jüdische Gemeinde Ende der 1930er Jahre faktisch nicht mehr existierte kam es auch zu keinen Deportationen direkt aus Esch. Dennoch ist ein Angriff auf das Haus von Nathan und Rebecca Löwenstein überliefert, und zahlreiche ehemalige Escher Einwohner starben auf der Flucht oder in den Vernichtungslagern der Nazis (Aufzählung vermutlich nicht vollständig).

1940: Willi Eschenheimer, Bertha Löwenstein (geb. Weinberg)

1941: Mathilde Issselbächer (geb. Löwenstein), David Löwenstein

1942: Selma Kahn (geb. Löwenstein), Frieda Stern (geb. Löwenstein), Selma Hermann (geb. Löwenstein),  Hermann Löwenstein, Selma Löwenstein (geb. Vogel), Ilse Löwenstein

1943: Bertha Nachmann (geb. Eschenheimer), Ruth Löwenstein

2019 wurden in Idstein drei Stolpersteine für die Familie von David Löwenstein verlegt. Foto: Stefan Gärth

Bei den Orten, an denen die Menschen zu Tode kamen, finden sich viele Ortsnamen die zu Symbolen der menschenverachtenden Vernichtungspolitik der NSDAP geworden sind. Dazu gehören die Tötungsanstalt Prina Sonnenstein, die Gehttos Minsk und Theresienstadt sowie die Vernichtungslager Sobibor und Auschwitz.

Einigen Familienmitgliedern gelang die Ausreise bzw. Flucht in sichere Länder, so dass sowohl in Israel als auch in den USA und Südamerika heute die Escher Namen Löwenstein und Eschenheimer weiter exisitieren.

Quellen:

Kerb

Die Escher Kerb fällt traditionell auf den 19. Sonntag nach Trinitatis, das ist i.d.R. das dritte Wochenende im Oktober. Die Ursprünge der Kerb in der heutigen Form sind noch nicht bekannt, die „Kirchweih“ dürfte aber zumindest auf das 18. Jahrhundert zurück gehen. Die ältesten derzeit vorliegenden Nachweise einer Kerbegesellschaft stammen aus dem Jahr 1922, die „Kerbegesellschaft“ ist aber sicherlich deutlich älter.

Im Verlauf der Zeit entwickelten sich rund um die Kerb viele Bräuche und Traditionen, unter anderem die Kerbeborsch und ein zughöriges Liedgut und Spruchtum, was sich teilweise von dem der umliegenden Gemeinden unterschied. Insbesondere ist eine Grenze zwischen den ehemaligen Untertaunus-Gemeinden und dem Hochtaunus zu erkennen, wo einige Lieder mit anderen Texten gesungen werden. Die Kerbegesellschaft, zu der erst in den 90er Jahren erstmals auch Mädchen gehörten, bestand aus der Dorfjugend und dem Kewevadder (zeitweise auch Kerwepräsident), später auch einer Kerwemudder. Voraussetzung für die Kerbeborsch und -mädcher war grundsätzlich ein passendes Lebensalter und die Tatsache, dass man noch nicht verheiratet sein durfte. Traditionell wurden die Rivalitäten zwischen den Dörfern auf den jeweiligen Kerben lautstark ausgetragen, wobei sich die örtliche Kerbegesellschaft dabei durchsetzen und die Platzherrschaft behaupten musste, sonst galt die Kerb als „abgenommen“.

Symbole der jeweiligen Kerb, wie etwa Kerbefahnen (gab es in Esch eigentlich nie), der Kerbebaum und der Schlackes (eine Strohpuppe, die die Kerb symbolisierte, später auch Johann genannt) durften nicht in die Hände anderer Gruppen fallen. Erhebliche Ablösen und vor allem Gesichtsverlust waren die Folge.

In den Jahren 1976 bis 1978 wurde die Kerb, wie sich Stefan Moog erinnert, in sehr großem Stil gefeiert, der Kerbeumzug war laut der Idsteiner Zeitung einer der größten in der ganzen Gegend und hatte bis zu zwanzig Zugnummern. Organisatoren waren neben den jeweiligen Kerbegesellschaften vor allem Friedel Moos, Stefan Moog, Fritz Flören und Thomas Weller. Die Zugspitze bildete Günther Engel mit seinem Auto. Der Zug wurde auch „die Quetsch“ genannt, da Quetschekuche in großem Umfang (man maß ihn in Quadratmetern, deren Anzahl schon mal zweistellig war) entlang der Zugstrecke verteilt wurde. Zudem existierte in den genannten Jahren jeweils ein echter Kerbehammel, genannt Oskar (gefolgt von Oskar II. und Oskar III.), der einige Wochen nach der Kerb die Hauptrolle beim Hammelessen im Gasthaus Zum Grünen Baum spielen durfte. In diesen Jahren war Kerbevadder Achim Diehl und Kerbemudder Gertrud Heilhecker.

Ein typischer Ablauf in den 1980er/1990er Jahren war folgender:

Tag               Programmpunkt
Freitag          Kerbebaum aus dem Wald holen und bewachen
Samstag       Kerbebaum an der Turnhalle aufstellen und Kerbetanz in der Halle

Sonntag       Frühschoppen, ggf. Tombola, Kerbezug

Montag        Ausklang in den Gaststätten
Dienstag      0 Uhr, Ende, Verbrennen des Schlackes

Dabei gab es auf dem Parkplatz im Turnhallenweg einen Rummelplatz mit Autoscooter, Kettenkarusell, Schießbude, Losbude und Zuckerstand. Ausrichter der Kerb war der Vereinsring, der auch für die Rahmenbedingungen wie Genehmigungen und Versicherungen sorgte. Ausrichter der Kerben in der Turnhalle war der Turnverein Esch 1893 e.V.

Kinderkarussell auf der Escher Kerb, 1984

Kinderkarussell auf der Escher Kerb, 1984

Mitte der 1990er Jahre kam die Kerb fast zum Erliegen. Eine letzte Kerbegesellschaft richtete 1998 nach einer mehrjährigen Pause zusammen mit dem Vereinsring die erste und bislang einzige Kerb im Dorfgemeinschaftshaus aus. Kerwevadder war Peter Heilhecker.

Die bislang letzte Escher Krebsgesellschaft bei der Kerb 1998 im DGH.
Oben stehend v.l.n.r.: Christian Kern, Jasmin Heilhecker, Marco Gissel, Marcel Byron, Volker Ermel, Dorothe Mayer, Melanie Merkel, Jan Kirchner, Matthias Ott
Oben sitzend v.l.n.r.: Matthias Moog, Dorian Schwed, Andreas Erhardt, Stephanie Kern.
Unten stehend v.l.n.r.: Bürgermeister Rudolf Dörr, Vereinsringsvorsitzender Manfred Hönge, Herbert Engelhardt

Zwsichen 1998 und 1999 löste sich der Vereinsring auf, so dass die bereits geplante Kerb 1999 keine wirtschaftliche Basis mehr hatte und nicht mehr durchgeführt wurde. Immerhin gibt es neben der Einfahrt zum Vorplatz des DGH noch ein für einen Kerbebaum vorgesehenes Loch. Vielleicht wird es ja mal wieder irgendwann…

Hammermühle

Nordöstlich außerhalb des Ortes im Emsbachtal, an der Straße nach Niederems wurde 1822 von Johann Peter Schönborn eine Schleifmühle mit Bauernhof errichtet. 1826 wurde die Mühle in eine Eisenschiede umgebaut. Verarbeitet wurde vornehmlich Alteisen, dass bei den Auslieferungen des Schmiedemeisters zwischen Frankfurt und Montabaur eingesammelt wurde. Die benötigte Holzkohle für die Essen wurde in den nahen Wäldern in eigener Köhlerei hergestellt. Auch mit der Kohle wurde Handel betrieben.

Die Hammermühle verfügte über drei große Wasserräder mit einem Durchmesser von je 2,40 m und einer Breite von 1,40 m. Sie trieben den fünf Zentner schweren Schmiedehammer, ein Gebläse sowie einen 14 Meter hohen Rammbock zum zerkleinern des Alteisens an. Es gab drei Kohlenschuppen, von denen heute noch einer erhalten ist. Oberhalb der Mühle wurde in Stauweiher angelegt, um den Betrieb vom Wasserstand es Emsbaches unabhängig zu machen.

Der Weiher brachte Schönborn 1836 Ärger mit dem Müller der Mangoldsmühle ein, da diesem zeitweise das Wasser für den Mühlenbetrieb entzogen wurde. Bevor Peter Schönborn aber den im gerichtlichen Vergleich geforderten zweiten Weiher unterhalb seiner mphle anlegen konnrte verstarb er, so dass der Stauhweiher für die Mühlen unterhalb des Petershammers erst 1840 realisiert wurde.

Die Hammermühle blieb unterdessen in Familienbesitz. Laut „Geschäftliches Adressbuch und Spezialartikel aller Gemeinden des Herzogthums Nassau“ von 1863 wurde dort von Adam Schönborn Stabeisen hergestellt. Etwas weiter Richtung dem Ort in den Wiesen zwischen Straße und Emsbach befand sich die Knochenmühle von Philipp Heinrich Schönborn (*1818 +1882). Dessen Tochter Regine Henriette (*1859 +1921) heiratete ihren Cousin Johann Daniel Heilhecker (*1846 + 1920), was die beiden Mühlen wohl in den 1880er Jahren in den Besitz der Familie Heilhecker brachte.

Wie aus vorliegenden Rechnungen aus dem 19. Jahrhundert ersichtlich ist, vergab Daniel Heilhecker viele Arbeiten an die Geschäftsleute des Ortes. Mit einigen davon dürften ihn auch verwandschaftliche Verhältnisse verbunden haben, so war seine Schwiegermutter eine geborene Ries. Fuhrmann und Sattler hießen ebenfalls Ries. Die Zimmermanssfamilie Wolfsheimer, die sich zu diesem Zeitpunkt bereits einen fast hundertjährigen Ruf als „Mühlendoktoren“ erworben hatten, unternahm instandsetzungsarbeiten an den Landwirtschaftlichen Gebäuden und dem Hammerwerk. Auf Daniel Heilhecker folgte sein Sohn Ernst Karl Wilhelm (*1878 +1955) als Besitzer der Mühle.

Um die jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert wurde der Betrieb der Schmiede imme runwirtschaftlicher. Größere Betriebe, Walzwerke mit Bahnanschluss, verdräntgten die kleinen Hammermühlen vom Markt. So wurde nach und nach die Hammerschmiede abgebaut, z.B. 1909/1910 der Rammbock. In den 1930er Jahren wurde auch die Knochenmühle abgebrochen.

Karl Heilheckers Sohn Paul betrieb in der Folge nur noch Landwirtschaft. Mühlengebäude und Stallungen des Eisenhammers wurden 1960 durch einen Brand schwer beschädigt und später ebenfalls abgebrochen. Die Familie Heilhecker, die inzwischen auch den Hausnamen „Hammerschmidt“ geerbt hatte und den Hof zuletzt bewirtschaftete, siedelte auf den neuen „Hof Petershammer“ im Feld „An der Weinstraße“ an der Straße Richtung Bad Camberg aus. Heute stehen nur noch das Wohnhaus und der ehemalige Kohlenschuppen.

Hochwasser am Petershammer 1981, Bild M. Hannemann
Hochwasser am Petershammer 1981, Bild M. Hannemann

Das ehemals konstruktiven Fachwerk ist heute freigelegt. Das zugehörige Wirtschaftsgebäude, das ehemalige Kohlenhaus aus Backsteinmauerwerk, wird heute ebenfalls als Wohnhaus genutzt. Zwischen beiden Häusern fließt der Emsbach hindurch. 1981 kam es im gesamten Hintertaunus und auch im Emstal zu schweren Überflutungen, die auch die Hammermühle in Mitleidenschaft zogen.

Quellen:

... ... Am Wochenende (no date) ‘Es klappert die Mühle - Die Geschichte einer Eisenschmieder’.
Heilhecker, P. (no date) ‘Stammbaum der Familie Heilhecker’.
Hannemann, M. (1999) Hanni’s Homepage. Available at: http://www.niederems.de/.
Geschäftliches Adressbuch und Spezialartikel aller Gemeinden des Herzogthums Nassau (1863).
Wald, H. (2012) Eine kleine Chronik von Einem, der die Straßen von klein auf erlebt und auf ihnen gelebt hat. Waldems.

Sportverein 1921 Esch e.V.

Mannschaft des SV Esch, vermutlich auf dem Waldsportplatz in der Schrößbach, wahrscheinlich in den 1920er Jahren. Auf dem Bild u.a. Wilhelm Diehl (2. v.l.). Foto von Christel Diehl

Am 9. September 1921 wurde der Sportverein

1921 Esch im Taunus gegründet. Gründungsmitglieder waren Karl Baum, Willi Ernst, Otto Eschenheimer, Adolf Heilhecker, Emil Jung, Willi Jung, Karl Klapper II., Gustav Papst, Wilhelm Papst, Hermann Ries, Karl Ries, Hermann Saame, Adolf Weber und Willi Weber. Vorsitzender wurde Adolf Heilhecker. Im Jahre 1923 wurde dem Verein vom Gemeinderat ein Waldstück in der Schrößbach übergeben. Der Baumbestand wurde gefällt und der Sportplatz in Eigenleistung eingeebnet. Am 27. Juli 1924 konnte der Platz eingewiehen werden. Im gleichen Jahr wurde die Mannschaft Meister in der C-Klasse und stieg in die B-Klasse auf.

1935 wurde der Sportverein mit dem Turnverein vereinigt. Der Turn- und Sportverein stand nun unter Leitung des „Vereinsführers“ Otto Bund. Erst am 31. Januar 1953 wurden in einer letzten Generalversammlung aus dem TuS wieder zwei eigenständige Abteilungen. Vereinsvorsitzender des SV wurde Otto Bund. 1954 wurde am Waldsportplatz ein Clubhaus erbaut.

Vom 24. bis 26. Juni 1961 wurde unter Schirmherrschaft vom Landrat des Untertaunuskreises Dr. Vitense das 40jährige Vereinsjubiläum gefeiert. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Verein 119 Mitglieder. 1964 legte Otto Bund das Amt als 1. Vorsitzender nieder. Neuer Vorsitzender wurde Kurt Rücker. Zwischen 1968 und 1971 wurde der Sportplatz weiter ausgebaut. Er erhielt eine Strom- und Wasserversorgung sowie eine Toiletten- und Duschanlage. Inzwischen hatte der Verein 180 Mitglieder, 1973 waren es mehr als 200. 1975 wurde der Waldsportplatz eingeebnet und erfüllte fortan als Hartplatz auch die DFB-Norm. Inzwischen waren zusätzliche Umkleideräume für Gäste und ein Hallenanbau erstellt worden.

Sportplatz in Esch, 1970er Jahre. Foto von Familie Theo Weller

Aktuelles Wappen des SV Esch

Aktuelles Wappen des SV Esch

1981 wurde das 60jährige Jubiläum im Rahmen einer Sportwoche begangen. 1983 wurde in Eigenhilfe ein Leichtmetall-Geländer um den Sportplatz erbaut. 1987 legte Kurt Rücker das Amt als 1. Vorsitzender nieder. Sein Nachfolger wurde Wilhelm Weber. 1989 wurde der Jugendspielbetrieb der Vereine TuS Steinfischbach, TSV Niederems und SV Esch zur JSG Waldems zusammen gelegt. 1994 und 1995 erfolget die Erweiterung um Heftrich und Walsdorf. Am 12. Oktober 1993 wurde mit dem Umbau des Sportplatzes begonnen. Der Rasenplatz konnte am 1. Juli 1995 feierlich eingeweiht werden.

Seit den 2010er Jahren wird der Spielbetrieb in den Kreisklassen von der SG Niederems/Esch durchgeführt, die sich aus Spielern des SV Esch und des TSV Niederems zusammen setzt. gespielt wird auf dem Escher und auch dem Niederemser Sportplatz.

Im Corona-Jahr 2020 ruhte der Spielbetrieb weitgehend. Der SV betrieb fortan den Spielbetrieb gemeinsam mit dem TSV Niederems und derm TuS Steinfischbach im neu gegründeten FC Waldems. Im Spätsommer konnte mit den drei neuen Mannschaften einige Liga-Spiele in verschiedenen Klassen mit gutem Erfolg bestritten werden, bevor der Spielbetrieb aufgrund der Pandemie erneut eingestellt werden musste. In der Folge wurde die Saison abgebrochen.

Quellen: