Archiv der Kategorie: Geschichte

Corona-Pandemie ab 2020

Anfang des Jahres 2020 häuften sich die Nachrichten über den Ausbruch eines neuartigen SARS-Virus in Südostasien. Anfang März hatte das Virus auch Europa und Deutschland erreicht, es kam einem exponentiellen Wachstum bei den Infektionszahlen. Bund und Länder reagierten mit weitgehenden Kontaktbeschränkungen und einem so genannten Lockdown. Das führte zur Schließung der Gastronomie, bestimmten Geschäften und der Einstellung der Aktivitäten in vielen Vereinen. Auch Schulen und Kitas wurden geschlossen.

Erst im Mai/Juni wurden diese Beschränkungen wieder gelockert, die Kita in Esch war zu diesem Zeitpunkt 11 Wochen für die meisten Kinder geschlossen. Gemessen an dem was folgen sollte war der Sommer vergleichsweis von geringen Belastungen geprägt. So konnte der Spielbetrieb des neu gegründeten FC Waldems aufgenommen werden, Feuerwehren wieder in Präsenz üben, die Pizzeria da Giorgio und das Gasthaus Zur Krone waren unter erhöhten Hygienebestimmungen geöffnet, Reisen waren, anders als im Frühjahr, ebenfalls möglich.

Im Oktober kam es zu einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen, Präsenztermine der Vereine wurden wieder ausgesetzt, in der Folge die Gastronomie erneut geschlossen und durfte Speisen nur noch zum Abholen oder liefern anbieten. Im Verlauf der Folgemonate bis Mitte Dezember baute sich dennoch eine „2. Welle“ auf. Anfang Dezember wurden für die Weihnachtsfeiertage trotzdem Lockerungen in Aussicht gestellt, das Infektionsgeschehen wurde aber wieder exponentiell und die Zahl der Menschen auf Intensivstationen stieg zusehends. Am Ende er 2. Welle Anfang 2021 waren mehr als 70.000 Menschen an dem Virus gestorben. Die „Inzidenz“, der Wert der Neuinfektionen hochgerechnet auf 100.000 Einwohner innerhalb von 7 Tagen stieg im Rheingau-Taunus-Kreis zeitweise auf über 200, es wurde eine nächtliche Ausgangssperre erlassen. Weihnachten und Silvester waren von Kontaktbeschränkungen geprägt, die Evangelische Kirche und die Katholische Kirche führten keine Präsenzgottesdienste durch, das Krippenspiel wurde durch einen Krippenweg zwischen den beiden Kirchen ersetzt. Die Kita wurde erneut geschlossen.

Ab dem 27. Dezember wurden Impfungen möglich, die Impfkampagne war zunächst durch gravierenden Mangel an Impfstoffen geprägt, wenngleich es eine riesige Leistung darstellt, innerhalb von weniger als einem Jahr überhaupt Impfstoffe verfügbar zu haben. Zunächst wurden Menschen von über 80 Jahren in Pflegeheimen geimpft, die in der 2. Welle die höchsten Todeszahlen hatten. Es wurde per Verordnung eine Reihenfolge der zu impfenden Personen erstellt, Angefangen mit allen Menschen über 80 und bestimmten Berufsgruppen, z.B. im Gesundheitsdienst.

Impfung von über 80jähringen im März 2020

Ende Februar konnten Kitas und Schulen wieder mit Einschränkungen geöffnet werden. Die Escher Kita war diesmal etwa 10 Wochen nur im Notbetrieb geöffnet gewesen. Anfang März erarbeiteten Bund und Länder ein Öffnungskonzept mit dem Ziel durch Impfungen und Tests Öffnungen auch bei höheren Inzidenzzahlen zu ermöglichen. Mitte/Ende März begann allerdings die 3. Welle, begünstig durch Mutationen des Virus, die ansteckender waren als der ursprüngliche Virustyp. Dieser wurde zusehends verdrängt. Ende März wurden daher die Lockerungen wieder sukzessive zurück genommen, über Ostern sollte es eine „Ruhephase“ geben. Impfungen und Testungen sollten beschleunigt werden. Am 24. März wurde im DGH in Esch eine mobile Impfstation umgesetzt, in der an diesem Tag 80 Menschen über 80 Jahre geimpft wurden. Die Apotheke im Emstal führte von da an Schnelltests durch, mit denen Infektionen schneller erkannt werden sollten.

Die Osterruhe gab es tatsächlich nicht, die 3. Welle endete im Mai mit zunehmendem Impffortschritt und besserem Wetter. Danach wurde wiederum Lockerungen vorgenommen, allerdings nur langsam, so dass es bis in den Juli dauerte, bis wieder Innengastronomie, Fußballspiele und teilweise auch Feste möglich wurden.

Mit dem Ende der Sommeferien udn nicht zufriedenstellendem Impffortschritt begann eine 4. Welle. Im August fanden sonder-Impfaktione, u.a. am Netto-Einkaufsmarkt in Esch statt. Anders als bei den ersten 3 Wellen wird nun verstärkt auf das 3G-Konzept gesetzt, sprich, es dürfen nur geimpfte, getestete oder genesene Personen (und Kinder unter 12 bzw. 6) bestimmte Aktivitäten unternehmen.

Dorfentwicklungsplan Waldems-Esch

Im Jahr 1987 wurde der Dorfentwicklungsplan, der vom Architekturbüro Freischladt/Holz aus Darmstadt entwickelt wurde, veröffentlicht. Der gebundenen, farbige Plan mit Erläuterungen wurde an jeden Haushalt verteilt. Die Umsetzung der Maßnahmen dauert bis in die Gegenwart an.

Das damit verbundene Dorfentwicklungsprogramm verfolgt das Ziel, die ortsbildtypischen, unverwechselbaren Elemente der Bebauung und der Begrünung zu erhalten oder wieder herzustellen. Dabei sollen zukünftige Maßnahmen, die Esch zum zentralen Mittelpunkt der Gemeinde entwickeln sollen, die Eigenart des Ortes berücksichtigen und erhalten.

Über die Zeit veränderten sich Ziele und es traten weitere Maßnahmen hinzu, andere Vorhaben wurden aufgegeben oder durch andere ersetzt.

Umgesetzt wurden vor allem die Umgestaltung des Geländes „Beulecke“ und der Bau des Dorfgemeinschaftshaus, die Schließung von Baulücken im Verlauf der Schwalbacher Straße und Am Kohlberg, die Umgestaltung der Schwalbacher Straße – Bushaltestelle, die Sanierung der Kirchgasse und der Hofgasse.

Nicht umgesetzt werden konnte der Bau einer Grundschule, an der vorgesehenen Stelle entstand aber der neue Kindergarten. Der Bauhof wurde nicht zum Rathaus umgebaut, dafür wurde das Rathaus angebaut und neben dem Bauhof entstand ein neues Feuerwehrhaus. Die Verbesserung der landschaftlichen Einbindung des Festplatzes ist bis dato nicht erfolgt, ebenso die Vervollständigung des Fußwegenetzes am südwestlichen Ortsrand mit Brücke über den Schlabach. Dies ist aber im Bebauungsplan Turnhallenweg enthalten.

Durch die nicht weiter vorangetriebene Planung einer Umgehungsstraße zur B 275 konnte ein Rückbau der Ortsdurchfahrt Schwalbacher Straße nicht erfolgen, ebenso nicht die Arrondierung der Bebauung Auf der Schur. Eine Bebauung des Areals Im Brühl erfolgte ab dem Jahr 2020.

In die Erstellung des Planes war neben der Gemeinde Waldems, dem Architekturbüro und dem Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung auch ein Planungsbeirat aus Escher Bürgerinnen und Bürgern eingebunden. Dieser bestand aus:

Otto Baum, Werner Dambeck, Werner Diehl, Fritz Flören, Hermann Heilhecker, Peter Hundegger, Klaus Martin, Stefan Moog, Hans-Peter Labonte, Horst Ries, Heinz Rücker, Kurt Rücker, Kurt Saame, Otto Schaus, Monika Thies und Theo Weller.

Quellen:

Architektur + Planung v. Freischlad B. Holz (1987) ‘Dorfentwicklungsplan Waldems-Esch’. Edited by Gemeinde Waldems.
Horrer, R. (2016) ‘BEBAUUNGSPLANENTWURF “TURNHALLENWEG” DER GEMEINDE WALDEMS’.

Sturmkatastrophe 1990

Im Winter 1990 ereignete sich eine Serie von fünf schweren Stürmen die in den Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Würtemberg und Bayern schwere Waldschäden verursachten. Auch Österreich und die Schweiz waren betroffen.

Die Sturmserie begann in der Nacht vom 25. auf den 26. Januar 1990, es folgten weitere schwere Stürme am 03. Februar und vom 13. auf den 14. Februar. Ihren Höhepunkt fand die Katastrophe mit dem Orkan Vivian am 26. Februar, gefolgt von Wiebke in der Nacht vom 28. Februar auf den 1. März. In Summe fielen in Waldems 45.000 Festmeter Schadholz an. Besonders betroffen waren in Esch der Bereich um den Dinkelstein sowie der Wald nördlich des Sportplatzes bis zur Emsbach.

Blockaden der Bundesstraßen B8 und B275 erforderten den Einsatz der örtlichen Feuerwehren, aber auch von THW und Bereitschaftspolizei. Zeitweise waren die Ortsteile von der Außenwelt abgeschnitten.

Die Spuren dieser Stürme sind bis heute in den Wäldern sichtbar, auch wenn die wiederaufgeforsteten Fichtenbestände am Dinkelstein und beim Sportplatz in den Dürresommern 2018 bis 2020 teilweise wieder durch Trockenheit und Borkenkäferbefall vernichtet wurden. Zwischen Emsbach und oberem Emser Weg ist noch eine gerade Rückegasse zu sehen, die auch das Kurpfädchen überquert. Diese wurde seinerzeit zur Abfuhr der gewaltigen Holzmenge aus diesem Hang angelegt.

Quellen:

Kreisausschuß des Rheingau-Taunus-Kreises (ed.) (1991) Jahrbuch Rheingau-Taunus-Kreis.

1. Nassauisches Feldartillerie-Regiment „Oranien“ Nr. 27

Das Regiment wurde 1833 aufgestellt und bestand zunächst aus zwei Batterien und damit der kompletten damals vorhandenen Nassauischen Artillerie, die z.T. aus Beutekanonen der Schlacht um Waterloo bestand. Die Namensgebung wechselte zuweilen, u.a. wurde die Einheit als Feldartillerie-Regiment Nr. 11 bezeichnet, bevor es ab 1874 den hier geführten Namen bekam.

Das Oranien-Denkmal auf dem Luisenplatz in Wiesbaden

Das Regiment wurde im Dänischen Krieg, im Deutschen Krieg sowie im Deutsch-Französischen Krieg eingesetzt. In den letzten beiden Kriegen diente unter anderem Philipp Christian Adam Kimpel.

Im 1. Weltkrieg wurde das Regiment als Teil der 21. Infanterie-Division an der Westfront eingesetzt. Hier diente u.a. Adolf Heilhecker.

Quellen:

Rosenwald, W. (1998) Das Herzoglich Nassauische Militär 1806-1866. Edited by G. Müller-Schellenberg and P. Wacker. Schellenberg.
Rosenwald, W. (1983) Die Herzoglich Nassauische Brigade im Feldzug 1866. Schellenbergsche Verlagsbuchhandlung.
Verein für Computergenealogie e.V. (no date) Verlustlisten Erster Weltkrieg, genealogy.net/. Available at: http://wiki-de.genealogy.net/Verlustlisten_Erster_Weltkrieg/Projekt.

Reserve-Infanterie-Regiment 221

Das Reserve-Infanterie-Regiment 221 wurde im 1. Weltkrieg als Teil der 48. Reserve-Division der preußischen Armee aufgestellt und rekrutierte sich aus Soldaten aus dem Großherzogtum Hessen. Aber auch einige Escher, und damit Nassauer, waren unter den Soldaten., so z.B. Wilhelm Baum.

Das Regiment bestand von August 1914 bis Januar 1919. Einsätze erfolgten zunächst an der Westfront, dann im Osten in den Karparten und dann wieder im Westen, u.a. bei Verdun.

Quellen:

Verein für Computergenealogie e.V. (no date) Verlustlisten Erster Weltkrieg, genealogy.net/. Available at: http://wiki-de.genealogy.net/Verlustlisten_Erster_Weltkrieg/Projekt.

Füsilier-Regiment „von Gersdorff“ (Kurhessisches) Nr. 80

Das Regiment wurde 1821 im Zuge der Reorganisation der kurhessischen Armee als „Leib-Garde-Regiment“ aus zwei bestehenden Regimentern (Leib-Grenadier-Garde und Garde-Grenadiere) gegründet und in Bad Homburg stationiert.

Teile der Einheit wurden 1849 im Dänischen Krieg zusammen mit der Nassauische Armee eingesetzt.

Nach der Annektion Kurhessens durch Preußen im Deutschen Krieg 1866 wurde das Regiment in die preußische Armee überführt und erhielt verschiedene Kompanien anderer bisheriger Regimenter. Ab 1867 wurde es Hessisches Füsilier-Regiment Nr. 80 genannt und nahm als solches am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil. In diesem Krieg fiel Generalleutnant von Gersdorff, in dessen Andenken das Regiment 1889 seinen Nachnahmen als Ehrenbezeichnung erhielt.

Im 1. Weltkrieg wurde das Regiment an der West- und Ostfront eingesetzt. Es bildete zusammen mit dem 1. Kurhessischen Infanterie-Regiment Nr. 81 die 42. Infanterie-Brigade im XVIII. Armee-Korps. Zahlreicher Escher zogen mit diesem Regiment, damals in Wiesbaden stationiert, in den Krieg, einige ließen dabei ihr Leben. Mitglieder des Regiments waren u.a.:

Willi Ernst, Adolf Körner, Ludwig Moll, Karl Moog, Wilhelm Stamm und Adolf Werner.

Quelle:

Verein für Computergenealogie e.V. (no date) Verlustlisten Erster Weltkrieg, genealogy.net/. Available at: http://wiki-de.genealogy.net/Verlustlisten_Erster_Weltkrieg/Projekt.

Nassauische Armee

In den Fürstentümern Nassaus gab es bis zum Jahr 1803 nur bescheidene, militärisch unbedeutende Armeen. Nach den Revolutionskriegen geriet das neu entstandene Herzogtum Nassau unter napoleonischen Einfluss und hatte seinen Beitrag zu den Kriegen Napoleons zu leisten.

Es entstanden

  • das 1. Leibbatalion (Wiesbaden und Biebrich, ehemals Nassau-Usinger Grenadiere)
  • das 2. Jägerbatalion (Weilburg, ehemals Nassau-Weilburger Jäger)
  • das 3. Jägerbatalion (Hochheim und Höchst, ehemals Kurmainzer Jäger)
  • das 4. Musketierbatalion in Deuz und Linz am Rhein

Mit Napoleon kamen die Nassauer unter anderem nach Spanien und Flandern. Im Zuge der Erfahrungen und der Anforderungen aus den Feldzügen wurde die Armee vergrößert und aus je zwei Bataillonen wurde ein Regiment formiert. So entstanden das

  • 1. Nassauische Infanterie-Regiment (aus dem 1. und 4. Batalion)
  • 2. Nassauisches Infanterie-Regiment (aus dem 2. und 3. Batalion)

Im Zuge der Befreiungskriege wechselten die nassauischen Truppen die Front und kämpften nun gegen die Franzosen. Es wurde ein 3. reguläres Infanterie-Regiment und ein zusätzliches Landwehr-Regiment aufgestellt. Die Ersatzreserve wurde im so genannten Landsturm organisiert. Bald nach der französischen Kapitulation nach der Schlacht um Waterloo wurde der Landsturm wieder aufgelöst. Die Wirren dieser Zeit beschreibt der Escher Pfarrer Karl Wilhelm Albert Erwin Gros in seiner Kurzgeschichte Veteran Schlössermann.

Die nassauischen Truppen wurden ab 1815 Teil der Truppenorganisation, die gemäß der Bundeskriegsverfassunng zur gemeinschaftlichen Verteidigung des Deutschen Bundes aufgestellt wurde. Im Zuge dessen wurde die Wehrpflicht eingeführt. Die einzuziehenden Soldaten wurden aus dem Kreis der Wehrpflichtigen per Los bestimmt und konnten sich durch so genannte „Einsteher“ vertreten lassen, die den Militärdienst gegen Kaution für den „Einsteller“ übernahmen. Der reguläre Wehrdienst dauerte vom 20. bis zum 26. Lebensjahr.

Es bestanden in den 1820er Jahren wieder zwei reguläre Regimenter Infantrie und ein Reserve-Batallion, und mit den in Waterloo erbeuteten Kanonen wurde eine Artillerie-Kompanie aufgestellt. In den 1830er Jahren kamen Pioniertruppen dazu, die Artillerie wurde auf zwei Kompanien vergrößert. Die nassauischen Truppen bildeten eine Brigade innerhalb einer Division der Bundesarmee. Als Mitglied der Nassauischen Brigade bekannt sind unter anderem Adam Schüttig, Philipp Schneider und Philipp Christian Adam Kimpel.

Den ersten Kampfeinsatz seit Waterloo erlebte die Infanterie in Baden während der Deutschen Revolution 1848/1849 und Artillerie und Infanterie an der Seite weiterer Bundestruppen im Dänischen Krieg 1849.

Im Deutscher Krieg 1866 wurde das nassauische Territorium von preußischen Truppen bedroht und es kam zu marginalen Kampfhandlungen bei Zorn. In der Folge wurden die Truppen aus dem eigenen Hoheitsgebiet verdrängt und, wiederum in Baden, in ein Gefecht bei Gerchsheim verwickelt.

Der Sieg Preußens beendete die Eigenständigkeit der nassauischen Armee. Die Truppenteile wurden in die preußische Armee übernommen und bestanden bis zum Ende des 1. Weltkrieges unter den traditionellen Namen fort:

Um die Wende zum 20. Jahrhundert wurden weitere nassauische Einheiten aufgestellt, die keine direkten Vorgänger in der herzoglich-nassauischen Armee hatten

    • 2. Nassauisches Feldartillerie-Regiment „Frankfurt“ Nr. 63
  • 1. Nassauisches Pionier-Bataillon Nr. 21
  • 2. Nassauisches Pionier-Bataillon Nr. 25

Quellen:

Rosenwald, W. (1983) Die Herzoglich Nassauische Brigade im Feldzug 1866. Schellenbergsche Verlagsbuchhandlung.

Deutscher Krieg

Im Jahr 1866 eskalierte der Streit zwischen Österreich und Preußen um die Vormachtstellung im Deutschen Bund. Formeller Anlass war der preußische Einmarsch in Holstein, gegen den Österreich scharfen Protest einlegte. In der Folge wollte der Deutsche Bund Preußen militärisch zum Rückzug bewegen und Bayern, Österreich sowie viele Kleinstaaten, u.a. das Herzogtum Nassau, mobilisierten ihre Truppen gegen die Preußen.

Im Juni 1866 ordnete Herzog Adolf die Mobilmachung der nassauischen Truppen an. Die Nassauische Landeszeitung propagierte eine preußenfeindliche Stimmung. Schon Ende Juni rückten preußische Truppen von der Festung Ehrenbreitstein aus erstmals in die Nassauer Lande ein. Am 10. Juli begannen nassauische Truppen ihrerseits einen Vorstoß in Richtung der von norden heran rückenden Feinde. Im Grunde blieb es bei einzelnen Geplänkeln, und auch die „Schlacht bei Zorn“ am 12. Juli war nicht viel mehr als ein zufälliges Treffen weniger Soldaten.

Einen Einfluss auf den Ausgang des Krieges konnten die Nassauer ohnehin nicht mehr nehmen, denn die Entscheidungsschlacht war in Königsgrätz bereits am 3. Juli geschlagen worden. So kam es dann auch, dass die Alliierten sich am 15. Juli nach Bayern zurück ziehen mussten.

Am 3. Oktober 1866 wurde Nassau dem Königreich Preußen einverleibt. Nach den Aufzeichnungen meines Urgroßvaters war mein Ururgroßvater Philipp Christian Adam Kimpel Teilnehmer dieses Feldzuges.

Quellen:

Kreisausschuß des Rheingau-Taunus-Kreises (2002) Das Nassauer Land Geschichte Landschaft Menschen.

Kriminalfälle in Esch

Nicht erst seit dem Schinderhannes weiß man, dass Esch, auch aufgrund seiner verkehrsgünstigen Lage, auch Schauplatz von Verbrechen und Kriminalfällen sein kann. Einige davon haben Esch nur kurz berührt, andere hatten in Esch bedeutende Stationen.

Überfall auf die Posthalterei Würges, 1801

In der Nacht auf den 10. Januar 1801 zog der Schinderhannes genannte Johannes Bückler mit der seinerzeit berüchtigten Niederländer Bande von der Hasenmühle bei Heftrich nach Würges. Dort wurden bei einem Überfall auf die Thurn- und Taxissche Posthalterei verschiedene Wertgegenstände erbeutet. Nach Erkenntnissen der Vernehmungen von Bückler und weiteren Nachforschungen wurde ein Teil des Diebesgutes an einen Juden aus Esch verkauft, dessen Name nicht genau bekannt ist, der aber wohl ein Vorfahre der Familie Eschenheimer gewesen sein könnte.

Postraub zu Esch, 1848

Im Zuge der Deutschen Revolution 1848 kam es hier und da zu seltsamen Umtrieben, teils zur beinahe anarchistischer Auflehnung gegen die Herrschaft. So verabredeten sich zwei Escher Maurer, ein Metzger und ein Schuster zu einem Überfall auf den über die Frankfurter Straße verkehrenden Geldwagen. Dies gelang auch am 18. Juli des Jahres 1848 zunächst. Es wurden drei Fässer mit Geld entwendet und im Wald vergraben, um sie später wieder auszuheben. Am Ende wurden die vier jedoch überführt und eingesperrt. Angeblich wurden zwei der Geldfässer gefunden, ein drittes mit etwa 2.000 Talern blieb verschwunden.

Kindesentführung durch Dr. X, 1969

Für Esch von recht geringer Bedeutung ist die Entführung  des damals 12jährigen Volker Abromeit aus Kirnbach in Baden Würtemberg. Dennoch sorgte dieses Ereignis seinerzeit für großes Aufsehen und bundesweite Schlagzeilen, nicht zuletzt, weil die Pflegeeltern des Kindes mit den Entführern teilweise über die BILD-Zeitung kommunizierten. Nach der Entführung des Jungen am 21. August 1969 und einigen Tagen mit Nachrichten und Forderungen der Entführer wurden am 1. September ein Brief bei der Frankfurter Redaktion dieser Zeitung zugestellt, der eine Geldübergabe am selben Tag, 17 Uhr, am Ortsschild von Esch fordert. Dieser Termin verstrich allerdings erfolglos, und auch ein telefonisch verlangter zweiter Versuch um Mitternacht scheiterte. In beiden Fällen war der Übergabeort von Polizisten beobachtet worden.

Letzen Endes kommt der Junge bei einem weiteren Übergabeversuch zwei Tage später bei Schlüchtern durch die Vermittlung des Pfarrers Karl-Heinz Happich frei. Zuvor war es zu einer kritischen Situation gekommen, bei der der Entführer dem Jungen eine Waffe an den Kopf hielt uns so seinen freien Abzug erpresste. Der später gefasste Täter, der sich während der Entführung „Dr. X“ nannte sagt aus, dass die Geldübergabe bei Esch im warsten Sinne des Wortes wegen einer Reifenpanne geplatz sei.

Quellen:

Freiwillige Feuerwehr 1934 Esch e.V. (1994) 60 Jahre Freiwillige Feuerwehr 1934 Esch e.V.
Mosman, K. (2014) ‘Glückliches Ende bei Frankfurt’, Mittelbadische Presse, 11 May. Available at: http://www.bo.de/sites/default/files/downloads/kriminalfaelle8.pdf.
Scheibe, M. (2008) Schinderhannes ‘Nichtsnutz, Pferdedieb, Räuberhauptmann?’ Verlag Historische Kommission für die Rheinlande 1789-1815 e.V.

Kalter Krieg

Als „Kalter Krieg“ bezeichnet man die nach dem 2. Weltkrieg einsetzende und bis zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten 1990 anhaltende, latente Konfrontation zwischen den Staaten der westlichen Hemisphäre, genauer der NATO, und den kommunistischen Staaten die im Warschauer Pakt zusammen geschlossen waren. Neben der potentiellen Gefahr eines weltweiten mit thermonuklearen strategischen Waffen geführten „Atomkrieges“ waren die Bundesrepublik Deutschland und die DDR in dieser Zeit unentwegt damit konfrontiert, möglicherweise Schlachtfeld eines konventionellen oder mit taktischen Atomwaffen geführten Konfliktes zu werden.

Allenthalben sahen sich auch die Escher Bürger den Anzeichen der Militarisierung gegenüber, nicht zuletzt, weil die männlichen Einwohner der Jahrgänge nach 1937 der Wehrpflicht unterlagen und zum großen Teil bis in die 2010er Jahre Wehr- oder Zivildienst leisten mussten. Unmittelbar betroffen waren die Escher auch von den, zumindest in meiner Erinnerung, in den 1980er Jahren fast jährlich stattfindenden Übungen (z.B. REFORGER – Return Of Forces to Germany) der US-Armee, zu deren Verteidigungsabschnitt Esch zählte, häufigen Tiefflugübungen von Kampfflugzeugen und den überall bemerkbaren Zivilschutzmaßnahmen, wie dem regelmäßigen Sirenenprobealarm.

M 1 - Abrams-Panzer in Esch beim Manöver "Ready Crucible 2005", Bild: Peter Hartmann

M 1 – Abrams-Panzer in Esch beim Manöver „Ready Crucible 2005“, Bild: Peter Hartmann

Die militärische Aktivität in Esch war in den 1980er Jahren vor allem von der US-Armee getragen. Das rührte zum einen von der Lage Eschs zwischen den Standorten der Armee in Wiesbaden, Gießen und Friedberg incl. des dortigen Truppenübungsplatzes Winterstein sowie des nahen Munitionsdepots an der Hühnerkirche und zum anderen an den Vorplanungen der NATO, die darauf ausgerichtet war, die Truppen des Wahrschauer Paktes in jedem Fall vor dem Rhein aufzuhalten. Deren Vormarsch wurde durch die so genannte „Fulda Gap“ und den Vogelsberg in Richtung Wetterau und Frankfurt sowie dann weiter durch den Taunus zum Rhein erwartet.

Esch befand sich in den 1980er Jahren im Verteidigungsbereich des V. US-Corps. Dabei lag Esch, gemäß mir vorliegender Unterlagen zu den Kriegsplänen von 1982, an der rückwärtigen Begrenzungslinie des V. Corps, Führungslinie „Gulfport“ genannt, die entlang der B8 bis Königstein und weiter entlang der B455 nach Oberursel und weiter bis nach Maintal lag. Nur auf Befehl durfte diese Linie in Richtung Westen bis zu B54 zwischen Hanstätten und Wiesbaden zurück genommen werden. Damit war Esch unmittelbares Aufmarschgebiet im Falle eines Krieges und wäre zu einer der letzten Verteidigungslinien geworden. Davor sollten den Angreifern aber ordentliche Hürden in den Weg gestellt werden: Die Sprengung ganzer Straßen durch Ladungen in vorbereiteten Sprengschächten, z.B. zwischen Riedelbach und Tenne war ebenso geplant wie der Einsatz von Kurzstreckenraketen, nötigenfalls auch mit Atomsprengköpfen auf dem eigenen Gebiet, wie etwa der MGM 52 Lance, die auch in Esch oft mit den von uns damals „Rakentenpanzer“ genannten Kettenfahrzeugen vom Typ M667 zu sehen waren und hin und wieder bei Manövern auf dem Festplatz standen.

Nach einer Zeit der Spannung in den 1980er Jahren, als das so genannte Wettrüsten nochmals einen Höhepunkt fand, endete der Kalte Krieg 1990 mit der deutschen Wiedervereinigung. Der 3. Oktober löste den 17. Juni als Nationalfeiertag ab und nicht wenige Escher Einwohner trafen die Ostdeutschen, denen sie vorab teils aufgrund familiärer Bande oft mit „Westpaketen“ aushalfen, zum ersten Mal persönlich. In den Schulen kamen nun Mitschüler aus den neuen Bundesländern dazu, die noch als Flüchtlinge, teil schon aufgrund von regulären Umzügen in den Westen gekommen waren. Dazu kamen dann auch so genannte Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion, die so genannten „Russlanddeutschen“.

Amerikanisches Militärfahrzeug beim Manöber "Ready Crucible 2005", Bild: Peter Hartmann

Amerikanisches Militärfahrzeug beim Manöver „Ready Crucible 2005“, Bild: Peter Hartmann

Während im Osten die Rote Armee zügig das Feld räumte, wurde Westdeutschland bereits 1990/1991 erneut zum Aufmarschgebiet. Diesmal entsendete die USA Truppen in den Nahen Osten, um auf den Einmarsch des Irak in das Nachbarland Kuwait zu reagieren. In Esch waren die Überflüge zahlreicher Transportflugzeuge von und zur Airbase am Frankfurter Flughafen zu höhren und zu sehen.

Die Amerikanische Truppenpräsenz besteht bis heute fort, wenn auch die Landstreitkräfte längst nicht mehr so oft zu sehen sind wie in den 1980ern. Zu einem letzten großen Manöver kam es im Winter 2005, als die US-Armee im Taunus mit „Ready Crucible“ Verlegungen und Märsche übte.

Quellen:

Ministerium für Staatssicherheit, GDR (1982) ‘US and NATO Military Planning on Mission of V Corps/US Army During Crises and in Wartime’. Available at: http://www.php.isn.ethz.ch/collections/colltopic2455.html?lng=en&id=17214&navinfo=15697.