Koalitions- und Befreiungskriege

Während der Revolutionskriege, den so genannten 1. und 2. Koalitionskriegen von 1792 bis 1802 standen zunächst Österreich und Preußen, später Großbritannien, Spanien, die Niederlande und Neapel gegen Frankreich, später verhielt sich Preußen neutral. Teile Hessens und Nassaus kamen in der Folge unter französischen Einfluss und erst mit den Befreiungskriegen 1813 bis 1815 erhielten die Ländereien wieder in eine echte Selbstständigkeit.

Bereits im Jahr 1792 begann der Krieg, Esch zu betreffen. So lag am 15. Juli 1792 das preussische Füsilierbataillon von Thadden in Esch. Nach dessen Abzug in Richtung Reichenbach und Steinfischbach folgte am 18. Juli der Stab des Infanterieregimentes Erbprinz von Hohenlohe. Bis 1794 folgten fast ständig weitere preußische Einheiten. Die Escher mussten jeweils Hafer, Heu, Stroh, Fleisch, Brot, Wein, Bier und Branntwein abliefern.

Im Frühsommer 1795 richteten zudem noch Hagel und Gewitter schwere Schäden, das Jahr 1795 brachte dann wechselnde Durchmärsche und Einquartierungen der kaiserlichen und französischen Armeen. Im Oktober plünderten die Franzosen den Ort komplett aus, kein Saatkorn blieb übrig und die Einwohner blieben teils nur mit den Kleidern zurück, die sie am Leib trugen. Die Tiere wurden aus den Ställen geholt und geschlachtet, das Inventar der Häuser teilweise verbrannt.

Am 9. Juli 1796 verloren die Österreicher ein Gefecht gegen die Franzosen zwischen Camberg und Selters. Am darauf folgenden Tag, dem 10. Juli 1796 scheiterte auch der österreichische Widerstand bei Esch. Abermals kam es zur Abgabe von Kontributionen und zu Plünderungen. So äußert der Schultheiß von Esch, dass die Bauern das gemachte Heu „auf dem Rücken in die Scheuern transportieren“ mussten, da alle Ochsen und Pferde weggenommen worden waren.

Mit dem Ende des 18. Jahrhunderts endeten auch zunächst mit einer sich verstetigenden Besetzung durch die Franzosen der ständige Durchmarsch unterschiedlicher Einheiten und Völker. Aber auch das machte das Leben nicht friedlicher. Alleine 1797 hatten umherziehende französische Banden die Orte in der Ems dreimal überfallen, und Banden wie die des Schinderhannes trieben auch Anfang des 19. Jahrhunderts ihr Unwesen. So mancher Einwohner muss bei all diesen Wirren seine Zuflucht im Trank gesucht haben. So wird aus dem Jahr 1803 vom damaligen Pfarrer Bender berichtet, er habe das Kind des Schulmeisters Lanz im Zustand der Trunkenheit getauft und sich im Wirtshaus Zum Grünen Baum eine Schlägerei mit einem durchreisenden Malergesellen geliefert.

Auf Druck des französischen Kaisers Napoleon entstand 1806 das Herzogtum Nassau, welches sogleich dem Rheinbund, einer Allianz zu Gunsten französischer Interessen, beitrat. Dies brachte Aushebungen, die Teile der männlichen Bevölkerung auf die Schlachtfelder Napoleons in aller Welt führte. So war etwa der Sohn des Zimmermanns Michael Wolfsheimer, Philipp, der 1808 die Obermühle in Oberems ersteigerte, zu diesem Zeitpunkt noch zum Militärdienst eingeschrieben. Dies brachte aber auch die Einführung zeitgemäßer Gesetze, die zur Abschaffung der Leibeigenschaft und zur Einführung der Reise- und Niederlassungsfreiheit führte. Zudem galten nun liberalere Vorschriften für Handel und Gewerbe, der Zunftzwang wurde abgeschafft.

Nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 wandte sich das Blatt, der Rheinbund zerbrach und die Franzosen begannen einen Rückzug, der sie über Hanau auch wieder durch den Taunus Richtung Rhein führte. Das Herzogtum Nassau trat nun dem antinapolionischen Bund bei und die im Feld stehenden nassauischen Truppen erhielten den Befehl, die Front zu wechseln. In der Nacht vom 4. auf den 5. November 1813 rückte das Corps des Fürsten Czernitschew über Esch in Richtung Limburg vor. Dabei müssen es die Escher mit der Angst zu tun bekommen haben und sie flüchteten sich teilweise nach Bermbach. Es folgten die Einheiten des Feldmarschall Blücher, die erst am 1. Januar 1814 ihren berühmten Rheinübergang bei Kaub machten. Solange mussten die Gemeinden im Taunus wiederum die Soldaten mit Lebens- und Futtermitteln unterhalten.

Im September 1814 wurde im Herzogtum Nassau die landständische Verfassung erlassen. Die Landstände bildeten demnach so etwas wie eine frühe Form des Parlamentes. U.a. war Philipp Reinhard Seybert aus Esch einer der ersten Landstände.

Gemälde von William Sadler (1782–1839) – gemeinfrei

Ab 1814 beteiligten sich neu ausgehobene nassauische Truppen an der Belagerung von Mainz und 1815 kämpften die Nassauer an der Seite von Großbritannien und den Niederlanden, später auch verstärkt durch Blüchers Preussen, in Waterloo und bereiteten der Herrschaft Napoleons ein Ende. Erkenntnisse über mögliche Verluste Escher Einwohner aus dieser Zeit liegen nicht vor. Der spätere Escher Pfarrer Karl Wilhelm Albert Erwin Gros verfasste die Kurzgeschichte Veteran Schlössermann die die verwirrenden Zustände in dieser Zeit humorvall beschreibt.

Quellen:

Gros, E. (1925) Winkelhude und anderes. Oranien-Verlag Herborn.
‘Das Gebiet der Pfarrei Esch und die Anfänge ihrer Dörfer’ (no date).
Kreisausschuß des Rheingau-Taunus-Kreises (2002) Das Nassauer Land Geschichte Landschaft Menschen.
Baumann, H.-J. and Seyberth (1989) Die Seyberths. Bilder zur Geschichte einer Nassauischen Familie. Wiesbaden.

4 Gedanken zu „Koalitions- und Befreiungskriege

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