Kalter Krieg

Als „Kalter Krieg“ bezeichnet man die nach dem 2. Weltkrieg einsetzende und bis zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten 1990 anhaltende, latente Konfrontation zwischen den Staaten der westlichen Hemisphäre, genauer der NATO, und den kommunistischen Staaten die im Warschauer Pakt zusammen geschlossen waren. Neben der potentiellen Gefahr eines weltweiten mit thermonuklearen strategischen Waffen geführten „Atomkrieges“ waren die Bundesrepublik Deutschland und die DDR in dieser Zeit unentwegt damit konfrontiert, möglicherweise Schlachtfeld eines konventionellen oder mit taktischen Atomwaffen geführten Konfliktes zu werden.

Allenthalben sahen sich auch die Escher Bürger den Anzeichen der Militarisierung gegenüber, nicht zuletzt, weil die männlichen Einwohner der Jahrgänge nach 1937 der Wehrpflicht unterlagen und zum großen Teil bis in die 2010er Jahre Wehr- oder Zivildienst leisten mussten. Unmittelbar betroffen waren die Escher auch von den, zumindest in meiner Erinnerung, in den 1980er Jahren fast jährlich stattfindenden Übungen (z.B. REFORGER – Return Of Forces to Germany) der US-Armee, zu deren Verteidigungsabschnitt Esch zählte, häufigen Tiefflugübungen von Kampfflugzeugen und den überall bemerkbaren Zivilschutzmaßnahmen, wie dem regelmäßigen Sirenenprobealarm.

M 1 - Abrams-Panzer in Esch beim Manöver "Ready Crucible 2005", Bild: Peter Hartmann

M 1 – Abrams-Panzer in Esch beim Manöver „Ready Crucible 2005“, Bild: Peter Hartmann

Die militärische Aktivität in Esch war in den 1980er Jahren vor allem von der US-Armee getragen. Das rührte zum einen von der Lage Eschs zwischen den Standorten der Armee in Wiesbaden, Gießen und Friedberg incl. des dortigen Truppenübungsplatzes Winterstein sowie des nahen Munitionsdepots an der Hühnerkirche und zum anderen an den Vorplanungen der NATO, die darauf ausgerichtet war, die Truppen des Wahrschauer Paktes in jedem Fall vor dem Rhein aufzuhalten. Deren Vormarsch wurde durch die so genannte „Fulda Gap“ und den Vogelsberg in Richtung Wetterau und Frankfurt sowie dann weiter durch den Taunus zum Rhein erwartet.

Esch befand sich in den 1980er Jahren im Verteidigungsbereich des V. US-Corps. Dabei lag Esch, gemäß mir vorliegender Unterlagen zu den Kriegsplänen von 1982, an der rückwärtigen Begrenzungslinie des V. Corps, Führungslinie „Gulfport“ genannt, die entlang der B8 bis Königstein und weiter entlang der B455 nach Oberursel und weiter bis nach Maintal lag. Nur auf Befehl durfte diese Linie in Richtung Westen bis zu B54 zwischen Hanstätten und Wiesbaden zurück genommen werden. Damit war Esch unmittelbares Aufmarschgebiet im Falle eines Krieges und wäre zu einer der letzten Verteidigungslinien geworden. Davor sollten den Angreifern aber ordentliche Hürden in den Weg gestellt werden: Die Sprengung ganzer Straßen durch Ladungen in vorbereiteten Sprengschächten, z.B. zwischen Riedelbach und Tenne war ebenso geplant wie der Einsatz von Kurzstreckenraketen, nötigenfalls auch mit Atomsprengköpfen auf dem eigenen Gebiet, wie etwa der MGM 52 Lance, die auch in Esch oft mit den von uns damals „Rakentenpanzer“ genannten Kettenfahrzeugen vom Typ M667 zu sehen waren und hin und wieder bei Manövern auf dem Festplatz standen.

Nach einer Zeit der Spannung in den 1980er Jahren, als das so genannte Wettrüsten nochmals einen Höhepunkt fand, endete der Kalte Krieg 1990 mit der deutschen Wiedervereinigung. Der 3. Oktober löste den 17. Juni als Nationalfeiertag ab und nicht wenige Escher Einwohner trafen die Ostdeutschen, denen sie vorab teils aufgrund familiärer Bande oft mit „Westpaketen“ aushalfen, zum ersten Mal persönlich. In den Schulen kamen nun Mitschüler aus den neuen Bundesländern dazu, die noch als Flüchtlinge, teil schon aufgrund von regulären Umzügen in den Westen gekommen waren. Dazu kamen dann auch so genannte Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion, die so genannten „Russlanddeutschen“.

Amerikanisches Militärfahrzeug beim Manöber "Ready Crucible 2005", Bild: Peter Hartmann

Amerikanisches Militärfahrzeug beim Manöver „Ready Crucible 2005“, Bild: Peter Hartmann

Während im Osten die Rote Armee zügig das Feld räumte, wurde Westdeutschland bereits 1990/1991 erneut zum Aufmarschgebiet. Diesmal entsendete die USA Truppen in den Nahen Osten, um auf den Einmarsch des Irak in das Nachbarland Kuwait zu reagieren. In Esch waren die Überflüge zahlreicher Transportflugzeuge von und zur Airbase am Frankfurter Flughafen zu höhren und zu sehen.

Die Amerikanische Truppenpräsenz besteht bis heute fort, wenn auch die Landstreitkräfte längst nicht mehr so oft zu sehen sind wie in den 1980ern. Zu einem letzten großen Manöver kam es im Winter 2005, als die US-Armee im Taunus mit „Ready Crucible“ Verlegungen und Märsche übte.

Quellen:

Ein Gedanke zu „Kalter Krieg

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