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Riedsches Gut

Das Riedsche Gut, später Stellhof oder Seyberths Hof genannt, war ein Domänengut. Ende des 17. Jahrhunderts ging es in Erbpacht in den Besitz der Familie Seyberth über, der erste Pächter war vermutlich Johann Daniel Seyberth (*1674 +1735). Dessen Sohn Johann Bernhard Seyberth, der zwischen 1714 und 1791 in Esch lebte, pachtete das Wirtshaus Zum Grünen Baum dazu, welches direkt neben dem Hofgut lag, und richtete dort eine Branntweinbrennerei ein. Zudem wurde den Seyberths die Posthalterei übertragen.  Philipp Reinhard Seyberth verpachtete das Hofgut zwischen 1817 und 1829 offenbar an einen Geord Weißbrod, nachdem der Erbleihbrief im selben Jahr vom Herzog verlängert worden war.

Küferwappen mit Fass, Zirkel, Klöbeisen und Hohldechsel und Spundbohrer, das daran erinnert, dass in Esch einmal Wein angebaut wurde und im Gasthaus „Zum grünen Baum“ einmal ein stattlicher Weinkeller bestand. Ehemals im Wirtschaftshof des Seybert’schen Gutes angebracht befindet es sich nun im Dorfgemeinschaftshaus. Foto: Günter Seybert

1844 wurde der Vertrag erneut verlängert. Laut Aufzeichnungen des Hessischen Staatsarchivs hat der Sohn von Philipp Reinhard Seyberth, Philipp Wilhelm, die Gaststätte 1854 aufgegeben. Es ist allerdings davon auszugehen, dass sie durch jemanden anderen weiter geführt wurde. Scheinbar infolge von Erbstreitigkeiten nach dem Tod von Philipp Wilhelm Seyberth 1860 wurde das gesamte Hofgut 1862 von der Witwe Seyberths mit Ausnahme einer Hofreite, die mit der Nummer 3356 bezeichnet wurde, an den Fiskus verkauft.

Ehemalige „Lederfabrik“ Beuleke bzw. Lohgerberei Rheingans vom Kindergartenweg aus fotografiert, Juni1986. Foto: Günter Seibert

Im 20. Jahrhundert wurde in den Gebäuden des Hofgutes eine Lohgerberei der Familie Reingans, später Beuleke betrieben, wozu die Gebäude teilweise abgerissen wurden. Es gab einen Arbeitsgraben zur Brauchwasserversorgung. Hinter dem Anwesen stand ein großer Kastanienbaum, der zwischenzeitlich als Naturdenkmal ausgewiesen war. Laut Wald, 2012, gab es in dem Garten des Anwesens früher auch einmal so etwas wie eine überdachte Kegelbahn. Dieser Garten muss hinter den Anwesen Eschtalstraße 1  und 3 gewesen sein. Mir ist neben dem Kastanienbaum ein Zaun erinnerlich und dahinter ein schwer zugewachsenes Geländestück. Später wurde eine Tankstelle errichtet.

Am Ende wurden die Gebäude von Seyberths Hof bzw. Beuleke, das Gasthaus Zum Grünen Baum und die Tankstelle in den 1990er Jahren abgerissen um Platz für das Dorfgemeinschaftshaus und die Kirche St. Thomas zu schaffen.

Quellen:

Arbeitsgraben

Revisionsöffnung zum Arbeitsgraben in der Borngasse, 2016

Revisionsöffnung zum Arbeitsgraben in der Borngasse, 2016

Als „Arbeitsgraben“ oder, je nach Verwendungszweck auch „Mühlengraben“ genannt, wurden Wasserläufe bezeichnet, die zur Versorgung von Mühlen oder Fabriken mit benötigtem Wasser, entweder zum Antrieb von Maschinen, oder zum verbrauch, genutzt wurden. In Esch gab es mindestens zwei solcher Gräben, die teilweise verzweigt und sehr weitläufig das Ortsgebiet durchschnitten. Erstmals erwähnt wird eine Flurbezeichnung „off dem molengraben“ bereits 1428, so dass bereits damals Mühlenbetrieb in Esch geherrscht haben dürfte.

Auf einigen Karten sind die Wasserläufe heute noch verzeichnet, und eine „Mühlenausleitung“ des Schlabach bzw. ein „Obergraben“ wird als Bodendenkmal im Bebauungsplan für den Turnhallenweg von 2016 genannt. Genauere Überlieferungen sind mir aber nicht bekannt, daher wären Angaben von Lesern, Fotos usw. sehr nützlich. In den nachfolgenden Kartenausschnitten sind die noch vorhandenen Eintragungen dazu gelb markiert.

Riesenmühle

Kartenmaterial zeigt einen Arbeitsgraben zur Riesenmühle

Kartenmaterial zeigt einen Arbeitsgraben zur Riesenmühle

Die Riesenmühle hatte offenbar einen Mühlengraben, der von der Schlabach unterhalb des Harbachtals in Flußrichtung links abzweigte, durch die Felder in Richtung der Mühle lief und dann entweder direkt wieder in den Schlabach abgeleitet wurde oder weiter Richtung Borngasse in den dortigen, von der Emsbach über die Gerberei führenden Arbeitsgraben mündete.

Gerberei

Arbeitsgraben Emsbach / Gerberei

Kartenmaterial zeigt den teilweisen verlauf des Arbeitsgrabens Emsbach / Gerberei

Als ziemlich sicher anzusehen ist der Abzweig des Arbeitsgrabens von der Emsbach unterhalb des Petershammer in Richtung Ort durch die Flure „Im Madacker“ und „Im Dietrich“. Laut Helmut Wald führte dieser dann ab der Limburger Straße teils unterirdisch, wohl auch unter dem Haus Bund/Müller hindurch zur Gerberei Reingans/Beueleke, von dort weiter über den jetzigen und über eine hölzerne Überführung über den Schlabach in die Wiesen hinter der Borngasse, wo er sich mit dem Graben der Riesenmühle vereinigt haben könnte.

Mangoldsmühle

Am heutigen Spielplatz befand sich ein Wehr, so dass hier scheinbar ebenfalls weiteres Wasser eingeleitet werden konnte. Von dort an ging es hinter den heutigen Häusern Klebach (früher Hies) entlang und ab dem Haus Lüth unterirdisch durch die Borngasse, unter der Schwalbacher Straße hindurch in Richtung der Mangolds- oder Leichtfußenmühle, heute Feuerwehrhaus und von dort Richtung Hirtesenmühle. Ab den Anwesen Leichtfuß / Wiegand wurde bis 1957 auch das Wasser des Marschbach mitgeführt, dass ab dann direkt in den Schlabach gemäß dem heutigen Verlauf geführt wurde.

Hirtesenmühle

Kartenmaterial zeigt den Verlauf des Mühlengrabens zur Hirtesen Mühle

Kartenmaterial zeigt den Verlauf des Mühlengrabens zur Hirtesen Mühle

Ziemlich sicher bekam die Hirtesenmühle ihr Wasser zum Teil aus der Schlabach. Ab dem Ende der Straße „Auf der Schur“ ist der Verlauf dieses Mühlengrabens heute noch als Weg erkennbar. Ob der Arbeitsgraben von der Gerberei und Mühle Lanz kommend dort tatsächlich einfloss und ob und wenn ja was der Teich der Familie Leichtfuß an der Ardenbach bzw. der Ardenbach selbst damit zu tun hat konnte ich noch nicht heraus finden. In jedem Fall wurde das Wasser der Ardenbach über einen Graben, vermutlich den gleichen, zur Hirtesenmühle geleitet, dürfte aber zum Antrieb derselben alleine nicht gereicht haben.

Weitere Fragen

Möglicher Grabenverlauf nahe der Schwalbacher Straße

Möglicher Grabenverlauf nahe der Schwalbacher Straße

Wie uns einmal Elli Kynast berichtete, lief an unserem Haus, Schwalbacher Str. 12, auch einmal ein Bach direkt vorbei. Schaut man sich nun die Flurstückskarte von Esch genauer an, könnte es sich dabei ebenfalls um einen von Roigans/Beuleke kommenden Graben gehandelt haben. Hinter den Anwesen der Schwalbacher Straße befindet sich eine sehr schmale Parzelle, die unterhalb des Gartens von Herbert und Rosel Werner in Richtung Schwalbacher Straße abknickt und genau auf den „Ahlen“ zu hält. Am Ausgang des „Ahlen“ knickt wiederum ein noch existenter Graben ab und läuft wieder Richtung Emsbach. Das sind an der Stelle aber eher Vermutungen. Falls einer der Leser etwas genaueres weiß würde ich mich über Hinweise sehr freuen!

Quellen: