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Emstalstraße 1

Sommerfrische "Villa Waldeck" an der Emstalstraße, Foto R. Wick

Sommerfrische „Villa Waldeck“ an der Emstalstraße, Foto R. Wick

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Esch einen regen Fremdenverkehr. Bis zur Mitte des Jahrhunderts rühmte sich der Ort ein „Luftkurort“ zu sein. Dem trug Hermann Ries im Jahr 1904 Rechnung und erbaute an der Straße in Richtung Petershammer eine Villa, die auch von Urlaubern, so genannten „Sommerfrischlern“ genutzt wurde. Von dort aus waren über das Kurpfädchen z.B. Spaziergänge zum Äppelwoifelsen möglich. Ries war mit einer Tochter von Philipp Preiss verheiratet, der Wagner war. Das brachte am Ende auch diesem Haus den Namen „Wooner“ ein.

Zum Haus gehört eine Scheune, im Hof gibt es einen Brunnen. Später wurde das Haus in Richtung Limburger Straße noch vergrößert.

Quellen:

Wald, H. (2012) Eine kleine Chronik von Einem, der die Straßen von klein auf erlebt und auf ihnen gelebt hat. Waldems.

 

 

Hammermühle

Nordöstlich außerhalb des Ortes im Emsbachtal, an der Straße nach Niederems wurde 1822 von Johann Peter Schönborn eine Schleifmühle mit Bauernhof errichtet. 1826 wurde die Mühle in eine Eisenschiede umgebaut. Verarbeitet wurde vornehmlich Alteisen, dass bei den Auslieferungen des Schmiedemeisters zwischen Frankfurt und Montabaur eingesammelt wurde. Die benötigte Holzkohle für die Essen wurde in den nahen Wäldern in eigener Köhlerei hergestellt. Auch mit der Kohle wurde Handel betrieben.

Die Hammermühle verfügte über drei große Wasserräder mit einem Durchmesser von je 2,40 m und einer Breite von 1,40 m. Sie trieben den fünf Zentner schweren Schmiedehammer, ein Gebläse sowie einen 14 Meter hohen Rammbock zum zerkleinern des Alteisens an. Es gab drei Kohlenschuppen, von denen heute noch einer erhalten ist. Oberhalb der Mühle wurde in Stauweiher angelegt, um den Betrieb vom Wasserstand es Emsbaches unabhängig zu machen.

Der Weiher brachte Schönborn 1836 Ärger mit dem Müller der Mangoldsmühle ein, da diesem zeitweise das Wasser für den Mühlenbetrieb entzogen wurde. Bevor Peter Schönborn aber den im gerichtlichen Vergleich geforderten zweiten Weiher unterhalb seiner mphle anlegen konnrte verstarb er, so dass der Stauhweiher für die Mühlen unterhalb des Petershammers erst 1840 realisiert wurde.

Die Hammermühle blieb unterdessen in Familienbesitz. Laut „Geschäftliches Adressbuch und Spezialartikel aller Gemeinden des Herzogthums Nassau“ von 1863 wurde dort von Adam Schönborn Stabeisen hergestellt. Etwas weiter Richtung dem Ort in den Wiesen zwischen Straße und Emsbach befand sich die Knochenmühle von Philipp Heinrich Schönborn (*1818 +1882). Dessen Tochter Regine Henriette (*1859 +1921) heiratete ihren Cousin Johann Daniel Heilhecker (*1846 + 1920), was die beiden Mühlen wohl in den 1880er Jahren in den Besitz der Familie Heilhecker brachte.

Wie aus vorliegenden Rechnungen aus dem 19. Jahrhundert ersichtlich ist, vergab Daniel Heilhecker viele Arbeiten an die Geschäftsleute des Ortes. Mit einigen davon dürften ihn auch verwandschaftliche Verhältnisse verbunden haben, so war seine Schwiegermutter eine geborene Ries. Fuhrmann und Sattler hießen ebenfalls Ries. Die Zimmermanssfamilie Wolfsheimer, die sich zu diesem Zeitpunkt bereits einen fast hundertjährigen Ruf als „Mühlendoktoren“ erworben hatten, unternahm instandsetzungsarbeiten an den Landwirtschaftlichen Gebäuden und dem Hammerwerk. Auf Daniel Heilhecker folgte sein Sohn Ernst Karl Wilhelm (*1878 +1955) als Besitzer der Mühle.

Um die jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert wurde der Betrieb der Schmiede imme runwirtschaftlicher. Größere Betriebe, Walzwerke mit Bahnanschluss, verdräntgten die kleinen Hammermühlen vom Markt. So wurde nach und nach die Hammerschmiede abgebaut, z.B. 1909/1910 der Rammbock. In den 1930er Jahren wurde auch die Knochenmühle abgebrochen.

Karl Heilheckers Sohn Paul betrieb in der Folge nur noch Landwirtschaft. Mühlengebäude und Stallungen des Eisenhammers wurden 1960 durch einen Brand schwer beschädigt und später ebenfalls abgebrochen. Die Familie Heilhecker, die inzwischen auch den Hausnamen „Hammerschmidt“ geerbt hatte und den Hof zuletzt bewirtschaftete, siedelte auf den neuen „Hof Petershammer“ im Feld „An der Weinstraße“ an der Straße Richtung Bad Camberg aus. Heute stehen nur noch das Wohnhaus und der ehemalige Kohlenschuppen.

Hochwasser am Petershammer 1981, Bild M. Hannemann
Hochwasser am Petershammer 1981, Bild M. Hannemann

Das ehemals konstruktiven Fachwerk ist heute freigelegt. Das zugehörige Wirtschaftsgebäude, das ehemalige Kohlenhaus aus Backsteinmauerwerk, wird heute ebenfalls als Wohnhaus genutzt. Zwischen beiden Häusern fließt der Emsbach hindurch. 1981 kam es im gesamten Hintertaunus und auch im Emstal zu schweren Überflutungen, die auch die Hammermühle in Mitleidenschaft zogen.

Quellen:

... ... Am Wochenende (no date) ‘Es klappert die Mühle - Die Geschichte einer Eisenschmieder’.
Heilhecker, P. (no date) ‘Stammbaum der Familie Heilhecker’.
Hannemann, M. (1999) Hanni’s Homepage. Available at: http://www.niederems.de/.
Geschäftliches Adressbuch und Spezialartikel aller Gemeinden des Herzogthums Nassau (1863).
Wald, H. (2012) Eine kleine Chronik von Einem, der die Straßen von klein auf erlebt und auf ihnen gelebt hat. Waldems.