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Kriminalfälle in Esch

Nicht erst seit dem Schinderhannes weiß man, dass Esch, auch aufgrund seiner verkehrsgünstigen Lage, auch Schauplatz von Verbrechen und Kriminalfällen sein kann. Einige davon haben Esch nur kurz berührt, andere hatten in Esch bedeutende Stationen.

Überfall auf die Posthalterei Würges, 1801

In der Nacht auf den 10. Januar 1801 zog der Schinderhannes genannte Johannes Bückler mit der seinerzeit berüchtigten Niederländer Bande von der Hasenmühle bei Heftrich nach Würges. Dort wurden bei einem Überfall auf die Thurn- und Taxissche Posthalterei verschiedene Wertgegenstände erbeutet. Nach Erkenntnissen der Vernehmungen von Bückler und weiteren Nachforschungen wurde ein Teil des Diebesgutes an einen Juden aus Esch verkauft, dessen Name nicht genau bekannt ist, der aber wohl ein Vorfahre der Familie Eschenheimer gewesen sein könnte.

Postraub zu Esch, 1848

Im Zuge der Deutschen Revolution 1848 kam es hier und da zu seltsamen Umtrieben, teils zur beinahe anarchistischer Auflehnung gegen die Herrschaft. So verabredeten sich zwei Escher Maurer, ein Metzger und ein Schuster zu einem Überfall auf den über die Frankfurter Straße verkehrenden Geldwagen. Dies gelang auch am 18. Juli des Jahres 1848 zunächst. Es wurden drei Fässer mit Geld entwendet und im Wald vergraben, um sie später wieder auszuheben. Am Ende wurden die vier jedoch überführt und eingesperrt. Angeblich wurden zwei der Geldfässer gefunden, ein drittes mit etwa 2.000 Talern blieb verschwunden.

Kindesentführung durch Dr. X, 1969

Für Esch von recht geringer Bedeutung ist die Entführung  des damals 12jährigen Volker Abromeit aus Kirnbach in Baden Würtemberg. Dennoch sorgte dieses Ereignis seinerzeit für großes Aufsehen und bundesweite Schlagzeilen, nicht zuletzt, weil die Pflegeeltern des Kindes mit den Entführern teilweise über die BILD-Zeitung kommunizierten. Nach der Entführung des Jungen am 21. August 1969 und einigen Tagen mit Nachrichten und Forderungen der Entführer wurden am 1. September ein Brief bei der Frankfurter Redaktion dieser Zeitung zugestellt, der eine Geldübergabe am selben Tag, 17 Uhr, am Ortsschild von Esch fordert. Dieser Termin verstrich allerdings erfolglos, und auch ein telefonisch verlangter zweiter Versuch um Mitternacht scheiterte. In beiden Fällen war der Übergabeort von Polizisten beobachtet worden.

Letzen Endes kommt der Junge bei einem weiteren Übergabeversuch zwei Tage später bei Schlüchtern durch die Vermittlung des Pfarrers Karl-Heinz Happich frei. Zuvor war es zu einer kritischen Situation gekommen, bei der der Entführer dem Jungen eine Waffe an den Kopf hielt uns so seinen freien Abzug erpresste. Der später gefasste Täter, der sich während der Entführung „Dr. X“ nannte sagt aus, dass die Geldübergabe bei Esch im warsten Sinne des Wortes wegen einer Reifenpanne geplatz sei.

Quellen:

Freiwillige Feuerwehr 1934 Esch e.V. (1994) 60 Jahre Freiwillige Feuerwehr 1934 Esch e.V.
Mosman, K. (2014) ‘Glückliches Ende bei Frankfurt’, Mittelbadische Presse, 11 May. Available at: http://www.bo.de/sites/default/files/downloads/kriminalfaelle8.pdf.
Scheibe, M. (2008) Schinderhannes ‘Nichtsnutz, Pferdedieb, Räuberhauptmann?’ Verlag Historische Kommission für die Rheinlande 1789-1815 e.V.

Johannes Bückler

Von Karl Matthias Ernst (1758-1830) - Stadtarchiv Mainz, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6318308

Johannes Bückler, von Karl Matthias Ernst (1758-1830) – Stadtarchiv Mainz, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6318308

Johannes Bückler, Schinderhannes genannt, war ein bekannter Räuberhauptmann, (geb. Herbst 1779 in Miehlen, gest. 21. November 1803 in Mainz). Ende des Jahres 1800 hatte er sich auf der Hasenmühle bei Heftrich einquartiert in der Absicht, bald einen guten Fang im Goldenen Grund zu machen. Mit dem benachbarten Fuchsmüller verstanden sich die Ganoven jedoch schlecht. Diesem wurde gar im Januar 1801 ein Erpresserbrief geschickt um Nahrungsmittel und Werkzeuge für die kommenden Raubzeuge zu erhalten. In dem im Original erhaltene Brief wird auch schon auf geplante Vorhaben in den Nachbarorten, u.a. in Esch, hingewiesen. Dem Fuchsmüller unterdessen wurde gedroht, seine Mühle in Brand zu setzen, sollte er nicht liefern. Die Eiche, an der die Übergabe erfolgen sollte, wurde deshalb später „Schinderhannes-Eiche“ genannt.

Sparwasser Spitzbub. Ir lüffert mürr biß morje Owend 11 Uhr an die Aich am Börner Weg ain Ax, ain Häbeiße, ain groß Laib Brut, ain Schünke und ain Krugk Schnapps. Mürr san vill Kerle unn der Zanfranz, der Husarefritz unn der scheel Hannes iß aach bei mürr. Wenn ir nütt den rote Gückell uff die müll hun wollt, warne ich Euch. Der Zanfranz hat gedrat, er tät, wenn ir den Schnaps net bringt, alles verschieße, waß aus der Müll herauskem. Mürr brauche vill Geldt unn hun kaans, die Julle will ir Korschtgeld un naie Klader hun, drum mache mir hin, wo vill Geldt iß noch Heftrich unn Esch unn weiters, unn wann döß Zeig nit morje Owend do iß unn kaner dorbey, derß gitt unn sacht, obs in Heftrich sauwer iß unn der Scholtes dehaam, sein aich for nix gut unn aier Lewe. Halts Maul unn sag dem steife Pitter nix, der platschts sonst. Ir Spitzbuwe unn Wilbertschneußer. Mürr sein erhliche Leit. Wannß aich aier Lewe lib iß, warne aich nochmals, hallt Baroll.

Johannes dorch den Waldt

Zusammen mit der so genannten „Niederländer Bande“ des Pickard zog er in der Nacht zum 10. Januar 1801 von Heftrich nach  Würges. Dort kam es zum Überfall auf die Turn- und Taxische Posthalterei. Nach dem erfolgreichem Raub, der mit Gewehren und einem abgesägten Baumstamm zum Einrennen der Tür begangen wurde, gingen die Niederländer und der Schinderhannes bei Esch vorbei.

Einer der Räuber ging in den Ort. Sie nahmen einen Juden aus Esch mit zur Hasenmühle um ihm einiges Beutestücke zu verkaufen. Der Schinderhannes benannte später in seinem Verhör in Mainz den Juden mit dem Namen Salomon Herz, der zwischen 18 und 20 Jahren alt gewesen sein soll. Das scheint gemäß Scheibe, 2008, so nicht zu stimmen, da zwar ein Salomon Herz (oder Herz Salomon oder Herz Simon) in Esch existierte, dieser aber wesentlich älter gewesen sein müsste. Herz Simon war der  der Urgroßvater von Hermann Eschenheimer und wurde 1749 geboren. Daran, dass der Name des mutmaßlichen Hehlers nicht genau nachgewiesen werden kann, ist sicher auch die genau in diesem Zeitraum einsetzende Pflicht für jüdische Familien, einen Eindeutigen Nachnamen zu führen, schuld. Diese Regelung hatte zu zahlreichen Namensänderungen geführt. Aufgrund des Geburtstdatums in Frage käme auch ein Großvater oder Großonkel von Hermann Eschenheimer, der einen ähnlichen Namen geführt haben müsste.

Quellen:

Kreisausschuß des Rheingau-Taunus-Kreises (ed.) (1989) Jahrbuch Rheingau-Taunus-Kreis.
Scheibe, M. (2008) Schinderhannes ‘Nichtsnutz, Pferdedieb, Räuberhauptmann?’ Verlag Historische Kommission für die Rheinlande 1789-1815 e.V.