Archiv der Kategorie: Straßen

Bereits in früher Zeit führte hier eine bedeutende Handelsstraße die von Frankfurt über Limburg nach Köln führte und hier eine weitere Verbindung zwischen Rhein und Wetterau kreuzte. Noch heute sind diese Verbindungen im Grundzuge vorhanden. Es treffen sich die Bundesstraßen B 8 und B 275 im Ortsgebiet, am so genannten „Dalles“.

Über die Bundesstraße 275 zum Autobahnanschluss Idstein (5 Minuten) ist auch der Bahnhof Idstein und damit die Reginalbahnlinie 20 nach Frankfurt und Limburg über diesen Weg zu erreichen. An den Bushaltestellen Schwalbacher Straße und Auf der Lind halten Nahverkehrsbusse der Linien 230 (Idstein – Esch – Bad Camberg) und 231 (Wüstems – Esch – Niedernhausen). Mit der Linie 233 kann die Alteburgschule in Heftrich von Schulkindern direkt erreicht werden

Kirchgasse 5

Im Jahre 1705 stellte der damalige Pfarrer Johann Daniel Thiel den Antrag, das Pfarrhaus in der heutigen Kirchgasse 1 auszubessern. Im Verlauf des sich bis in das Jahr 1708 hin ziehenden Prozesses wurde daraus offenbar ein Neubau, der wohl den heutigen oberen Teil des Pfarrhauses darstellt. Die Finanzierung dieses Baus war zwischen den Einwohnern von Esch und der Filiale Niederems / Reinborn stark umstritten, hätte doch die alt hergebrachte Regelung, dass die Teilung der Kosten nach der Einwohnerzahl, und zwar für jeden Escher um den Faktor 1 und für jeden Niederemser um den Faktor 0,5 umgelegt werden sollte, dazu geführt hätte, dass Esch 3/4 der Baukosten und Niederems 1/4 zu tragen gehabt hätte.

Der Streit wurde im Februar 1705 durch eine Entscheidung der Regierung in Idstein zu Gunsten der Niederemser entschieden. In der Folge trafen sich der Bürgermeister Schmidt aus Niederems und der Escher Schultheiß in einem Gasthaus in Esch um die Abrechnung der Kosten festzustellen. Auch diese Sitzung dauert länger und es brauchte wieder einen Gerichtsschreiber aus Idstein, der feststellte, dass die Escher falsch und die Niederemser richtig gerechnet hatten. Dadurch offenbar schon gedemütigt ließ sich der Schultheiß durch einen Wortwechsel zwischen Schmidt und einem Fuhrmann, der die Sache mit angehört hatte, zu einer Tätlichkeit gegen den Bürgermeister hinreißen, die nachher mit einer Strafe von 5 Florin geahndet wurde.

In der Folge wurde das Pfarrhaus von verschiedenen Pfarrern, zuletzt von Angela Krause in den 2010er Jahren, bewohnt. Es war um einen großen Anbau in Richtung der unteren Kirchgasse ergänzt worden. Bis in die 1990er Jahre befand sich im Altbau der Gemeinderaum, in dem z.B. die Konfirmationsstunden und der Kindergottesdienst abgehalten wurden. Diese Funktion übernahm das 1993 errichtete „Haus der lebendigen Steine“, welches im Pfarrhof steht.

Dort befindet sich ebenfalls die Pfarrscheune, deren Baudatum unbekannt ist.

Seit der Flüchtlingskriese 2015 wird das ehemalige Pfarrhaus als Unterkunft für Flüchtlingsfamilien genutzt.

Schwalbacher Straße 13

Die Schwalbacher Straße 13 ist heute das Haus von Klaus Martin, der Jahrelang in Esch Ortsvorsteher gewesen ist. Davor war es das Haus der Familie Wolfsheimer. Wilhelm Wolfsheimer (*1882) war Zimmermann und Architekt. Auf seinen Plänen beruhen offenbar mehrere Häuser in Esch, so z.B. das Haus von Walter Werr in der Kirchgasse oder das Haus von Ludwig Bund. Die Familie Wolfsheimer betrieb um die Jahrhundertwende bereits seit mindestens hundert Jahren eine Zimmerei. Zur Zeit der Mühlen im Emstal waren Wolfsheimers auch als „Mühlendoktoren“ bekannt. So wurde in Johann Philipp, Sohn von Michael Wolfsheimer, als fleißiger Zimmermann und Mühlenspezialist genannt, als er 1808 im Alter von 22 Jahren die Obermühle in Oberems für 500 Gulden kaufte. Er konnte Sie aber nur ein knappes halbes Jahr halten.

Rechnung der Witwe des Zimmermanns Wolfsheimer an den Hammermüller Heilhecker, 1895

Philipp Peter Wolfsheimer (+1883), wahrscheinlich einer seiner Söhne, betätigte sich in den 1880er Jahren bei der Instandhaltung von Mühlen. So liegt mir eine Rechnung für Arbeiten am Petershammer der Familie Heilhecker vor. Philipp Daniel Wolfsheimer führte nach dem Tod seines Vaters den Zimmereibetrieb fort. Er dürfte sowohl der Erbauer des Hauses Schwalbacher Str. 10 als auch Schwalbacher Straße 12 und weiterer Fachwerkhäuser im Ort gewesen sein. Mitarbeiter im Zimmereigeschäft waren um die Jahrhundertwende u.a. Karl Hölzer und Karl Moll.

Quellen:

Berg, I. (2012) Die Oberemser Mühlen.
Hessische Landesamt für geschichtliche Landeskunde (no date) Hessische Geburten-, Ehe-, Sterberegister. Available at: http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/index/sn/pstr.
Wald, H. (2012) Eine kleine Chronik von Einem, der die Straßen von klein auf erlebt und auf ihnen gelebt hat. Waldems.

 

Mangoldsmühle

Abriss des Wohnhauses der Familie Lanz, 1992. Foto: H. Engelhard

In der Schulgasse am Ort des heutigen Bauhofes bzw. Feuerwehrhauses befanden sich bis Anfang der 1990er Jahre die Gebäude der Mangoldsmühle. Einige davon stehen noch heute und werden vom Gemeindebauhof genutzt. An der Stelle des Feuerwehrhauses befand sich eine Scheune mit Stallungen, am Ort der heutigen Hofeinfahrt stand das Wohnhaus. Insgesamt war die Mangoldsmühle ein umfangreiches Anwesen.

Urkundliche Erwähnungen finden sich ab 1705 im Staatsarchiv, bei den Eintragungen ging es um den Erbleibrief, der in diesem Jahr erlassen wurde, später kamen Akten zu den Wasserrechten, zu den Schäden die durch die Revolutionskriege entstanden waren und den Ausbau der Mühle und die damit verbundene Ermäßigung der Pacht.

Die Mühle wurde über das Wasser aus dem Arbeitsgraben angetrieben, der sie von der Borngasse aus erreichte. Von hier floss das Wasser wahrscheinlich weiter zur Hirtesenmühle. Es findet sich eine Prozessakte von 1822, in der es um die Instandhaltung eben dieses Grabens ging und in der sich ein Johann Conrad Leichtfuß zu Esch mit Philipp Schönborn aus Walsdorf stritt.

Der Mühlenbetrieb wurde zu einem mir nicht bekannten Zeitpunkt eingestellt, vermutlich, also die Mühle von Rudolf Heilhecker an die Familie Lanz überging. In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden in den dann schon ehemaligen Gebäuden teilweise die Lehrer der Schule untergebracht, danach wurden einzelne Räume weiter als gemeinnütziger Wohnraum verwendet. Oberhalb des heutigen Bauhofes wohnte zuletzt der „Goggo-Stefan“, nach meiner Erinnerung hieß er so, weil er eben ein Goggomobil fuhr. Seinen richtigen Namen war Stefan Gunzelmann (* 1920 + 1992).

Wohnhaus der Mühle Lanz bzw. Mangoldsmühle oder „Lennewerts“, Juli 1988. Foto: Günter Seybert

Die letzten Bewohner des Wohnhauses waren Hermann Lanz (* 1902 + 1990) und seine Frau Emma (*1908 + 1983), geborene Schütz. Sie brachte auch aus ihrem Elternhaus in der Schwalbacher Straße 33 den letzten Hausnamen der Mühle mit, nämlich Lennewerts, was daher rührte, dass ihre Familie wohl in der damaligen Lindenstraße ein Wirtshaus betrieben hatte.

Im Vorfeld des Neubaus des Feuerwehrhauses wurden Wohnhaus und Stall abgerissen.

Quellen:

Mangoldsmühle in Esch (1705).
Mangoldsmühle bei Esch (1807).
Verein für Computergenealogie e.V. (no date) Grabsteine. Available at: http://grabsteine.genealogy.net/.

Riesenmühle

Die Häuser Klapper und Weller in der Eschtalstraße vom Hof der Riesenmühle aus gesehen. Vermutlich um 1949. Foto von Christel Diehl

Die Riesenmühle in der hinteren Flur Kautwiese gehört heute zur Eschtalstraße. Der Name leitet sich nicht etwa von den riesenhaften Märchengestalten ab, sondern vom alten Escher Namen Ries. So wird die Mühle bereits im 18. Jahrhundert als „Ries’che Mühle“ erwähnt. Die Bewohner, seit Anfang des 20. Jahrhunderts mit Nachnahmen Hoffmann, haben heute noch den Hausnamen „Riesemüller“ inne.

Zur Riesenmühle führte ein Arbeitsgraben, der auch heute noch in einigen Kartenwerken zu ersehen, in der Realität aber allenfalls noch zu erahnen ist.

Eschtalstraße 6

Eschtalstraße 6, Haus Klapper/Diehl vermutlich um 1949. Foto von Christel Diehl

Das Haus Eschtalstraße 6 wurde im 19. Jahrhundert von der Familie Klapper in Klinkermauerwerk gebaut. Es gab zwei heute noch erhaltene Stallgebäude und zwei Scheunen, die beide nicht mehr stehen. Durch Heirat änderte sich der Name der Eigentümer-Familie um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert in Leichtfuß, der Hausnahme erhielt sich aber bis zur heutigen Besitzerin, Klappers Christel, eigentlich geborene Leichtfuß, inzwischen Diehl.

Die Scheune an der Straße wich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer Garage, Anfang des 21. Jahrhunderts machte die hintere Scheune einem weiteren Wohnhaus Platz. Das Anwesen befindet sich heute noch im Familienbesitz.

Schwalbacher Straße 39

Haus Schwalbacher Str. 39 nach einem Unfall. Im Bild Gustav Poths und Oskar Welsch

Das Gebäude Schwalbacher Straße 39, früher Lindenstraße 5, wurde vermutlich im 18. Jahrhundert erbaut. Es befand sich viele Jahre im Besitz der Familie Kimpel, und nur durch Heirat wechselte der Name Anfang des 20. Jahrhundert zu Ott. In den 1950er Jahren wurde die Fassade durch einen Unfall erheblich beschädigt. Anfang der 1970er Jahre wurde die Scheune abgerissen und ein neueres Wohnhaus wurde angebaut. Das Anwesen befindet sich noch heute im Familienbesitz.

Schwalbacher Straße 33

Hier gab es laut Helmut Wald einst eine Gaststätte namens „Zum Lindenwirt“. Die Bewohner, wohl eine aus Kröftel stammende Familie Schütz, später wohl Knieling, erwarb sich daher den Hausnamen „Lennewerts“. Eine Tochter, Emma, heiratete Hermann Lanz, dessen Familie in der Schulgasse eine Mühle besaß und nahm ihren Hausnamen mit. Bis zu ihrem Tod 1983 wurde sie daher Lennewerts-Emma genannt.

Anwesen Schwalbacher Str. 33, später Diehl, 2. März 1930. Fotograf Adolf Jung, Esch. Foto von Irmgard Pfeil

In den 1930er Jahren kauften das Haus Wilhelm Diehl und seine Frau Ella (geb. Frankenbach auch Mauloff). Beide bewohnten es bis zu ihrem Tod Anfang der 1990er Jahre, zeitweise mit ihren Kindern Liselotte (später Moll) und Karl-Heinz. Das Haus blieb in der Familie bis zum heutigen Tag und wird von Wilhelm Diehls Enkelin Tatjana bewohnt.

Schwalbacher Straße 33 mit Blick auf den Lennebaam, November 1987. Foto: Günter Seybert

Quellen:

Ott, M. and Ott, J. (2012) ‘Stammbaum der Familie Ott/Elfgen’.
Wald, H. (2012) Eine kleine Chronik von Einem, der die Straßen von klein auf erlebt und auf ihnen gelebt hat. Waldems.

Schwalbacher Straße 24

Der Postbote Julius Fischer mit seinem Fahrrad, 1938. Foto von Irmgard Pfeil

Der Postbote Julius Fischer mit seinem Fahrrad, 1938. Foto von Irmgard Pfeil

Hier war früher einmal die Post. Sie wurde von Julius Fischer bis nach Oberems ausgetragen. Auch nach dem 2. Weltkrieg konnten hier Postgeschäfte erledigt werden, bis die Bundespost 1975 einen Neubau auf dem ehemaligen Turnplatz in der Schulgasse erstellte.

Das Haus in der Schwalbacher Straße war noch lange im Familienbesitz, bis es in den 2000er Jahren verkauft wurde.

Quellen:

Wald, H. (2012) Eine kleine Chronik von Einem, der die Straßen von klein auf erlebt und auf ihnen gelebt hat. Waldems.

 

Turnhalle

Gedenkstein zum Baubeginn der Turnhalle, 1954. Nach dem Abriss der Turnhalle im DGH installiert.

Gedenkstein zum Baubeginn der Turnhalle, 1954. Nach dem Abriss der Turnhalle im DGH installiert.

1954 konnte die vom Turnverein Esch 1893 e.V. in Eigenleistung erstellte Turnhalle an der Schlabach eingeweiht werden. Sie hatte ein Eternitdach und war teilweise unterkellert. Sie wurde ab 1967 u.a. um einen Schankraum 1967 erweitert und ersetzte fortan den Saal im Gasthaus Krone auch für Veranstaltungen im Ort. 1973 wurde das 80jährige Vereinsjubiläum mit einem Schauturnen in der Turnhalle begangen.1978 wurde ein neuer Schießstand eingebaut. 1985 wurde die Decke mit Holz verkleidet.

Der Schlackes wird am Krebebaum befestigt, vor der Turnhalle, Kerb 1968. Foto von Familie Ott

Der Schlackes wird am Krebebaum befestigt, vor der Turnhalle, Kerb 1968. Foto von Familie Ott

Regelmäßige Veranstaltungen in der Turnhalle waren, neben den Aktivitäten des TV, die Fastnacht, die Kerb, der Altennachmittag im Advent und die Zuchtschau des Kleintierzuchtvereins. 1994 wurde als letztes großes Fest das 60. Jubiläum der Freiwillige Feuerwehr 1934 Esch e.V. in und vor der Turnhalle gefeiert.

1992 verhandelte der Verein mit der Gemeinde, um ihr die Turnhalle zu übereignen und gleichzeit Nutzungsrechte im neu zu erbauenden Dorfgemeinschaftshaus zu erhalten. Dort zog der Verein dann 1997 ein, woraufhin die Turnhalle eine Zeitlang leer stand, bevor sie angerissen wurde. In der Zeit wurde der Schankraum noch als Jugendraum genutzt.

Schwalbacher Straße 12

Kerbezug 1968 auf der Schwalbacher Straße vor den Häusern (v.l.n.r.) Wolfsheimer/Behrendt, Werner/Ott und Kohnle/Leichtfuß. Foto von Familie Ott

Kerbezug 1968 auf der Schwalbacher Straße vor den Häusern (v.l.n.r.) Wolfsheimer/Behrendt, Werner/Ott und Kohnle/Leichtfuß. Foto von Familie Ott

Das Haus in seiner heutigen Form stammt wohl vom Ende des 19. Jahrhunderts. Nach Erinnerungen von Elli Kynast gab es dort Anfang des 20. Jahrhunderts einen Handel für landwirtschaftlichen Bedarf. Seinerzeit gab es eine Hofeinfahrt von der Schwalbacher Straße aus und Scheune und Stall im heutigen Hofbereich. Die Eingangstür befand sich etwa in der Mitte des Hauses auf der Seite der Schwalbacher Straße und war als ein im Grundriss des Hauses liegender Treppenaufgang, wie er heute noch bei der Bäckerei Ries vorhanden ist, ausgeführt. Sie wurde nach Erzählungen von Karl Moll von seinem Großvater Fritz Moll (seinerseits der Ururgroßvater des heutigen Hauseigentümers) bei seiner Arbeit als Nachtwächter häufig als Unterstand genutzt. 1968 befand sich dort nur mehr ein Fenster.

Bewohner waren Mitte des 20. Jahrhunderts Karl Werner und Familie. Werners hielten dort u.a. den „Dorfwatz“, also das männliche Schwein das für das Decken der Muttersauen im Ort benötigt wurde, und Pferde, mit denen auch der Leichenwagen gezogen wurde.

Scheune und Stallungen wurden im Laufe  der Zeit abgerissen und durch einen großen Neubau als Wohnhaus, die heutige Schwalbacher Str. 12a (weiterhin im Besitz der Familie Werner), ersetzt. Nach Erzählungen betrieb Dieter Werner im Hof des Anwesens zeitweise einen Pommesbude, Petra Werner hatte hier eine Zeit lang einen Handel für Haustierbedarf. Im Jahr 2013 erwarben Janina und Matthias Ott das Haus von der Familie Werner.

Quellen:

Wald, H. (2012) Eine kleine Chronik von Einem, der die Straßen von klein auf erlebt und auf ihnen gelebt hat. Waldems.