Im Jahre 1705 stellte der damalige Pfarrer Johann Daniel Thiel den Antrag, das Pfarrhaus in der heutigen Kirchgasse 1 auszubessern. Im Verlauf des sich bis in das Jahr 1708 hin ziehenden Prozesses wurde daraus offenbar ein Neubau, der wohl den heutigen oberen Teil des Pfarrhauses darstellt. Die Finanzierung dieses Baus war zwischen den Einwohnern von Esch und der Filiale Niederems / Reinborn stark umstritten, hätte doch die alt hergebrachte Regelung, dass die Teilung der Kosten nach der Einwohnerzahl, und zwar für jeden Escher um den Faktor 1 und für jeden Niederemser um den Faktor 0,5 umgelegt werden sollte, dazu geführt hätte, dass Esch 3/4 der Baukosten und Niederems 1/4 zu tragen gehabt hätte.
Der Streit wurde im Februar 1705 durch eine Entscheidung der Regierung in Idstein zu Gunsten der Niederemser entschieden. In der Folge trafen sich der Bürgermeister Schmidt aus Niederems und der Escher Schultheiß in einem Gasthaus in Esch um die Abrechnung der Kosten festzustellen. Auch diese Sitzung dauert länger und es brauchte wieder einen Gerichtsschreiber aus Idstein, der feststellte, dass die Escher falsch und die Niederemser richtig gerechnet hatten. Dadurch offenbar schon gedemütigt ließ sich der Schultheiß durch einen Wortwechsel zwischen Schmidt und einem Fuhrmann, der die Sache mit angehört hatte, zu einer Tätlichkeit gegen den Bürgermeister hinreißen, die nachher mit einer Strafe von 5 Florin geahndet wurde.
In der Folge wurde das Pfarrhaus von verschiedenen Pfarrern, zuletzt von Angela Krause in den 2010er Jahren, bewohnt. Es war um einen großen Anbau in Richtung der unteren Kirchgasse ergänzt worden. Bis in die 1990er Jahre befand sich im Altbau der Gemeinderaum, in dem z.B. die Konfirmationsstunden und der Kindergottesdienst abgehalten wurden. Diese Funktion übernahm das 1993 errichtete „Haus der lebendigen Steine“, welches im Pfarrhof steht.
Dort befindet sich ebenfalls die Pfarrscheune, deren Baudatum unbekannt ist.
Seit der Flüchtlingskriese 2015 wird das ehemalige Pfarrhaus als Unterkunft für Flüchtlingsfamilien genutzt.
In früheren Zeiten war die Aufgabe, die Kinder des Ortes zu unterrichten, dem Pfarrer auferlegt. Wenn er es sich leisten konnte, beschäftigte er einen Lehrer, sozusagen als Hilfsarbeiter. 1713 wurde die allgemeine Schulpflicht eingeführt, so dass ab dann auch die Mädchen zur Schule gingen. Anfang des 19. Jahrhunderts kam eine staatliche Aufsicht hinzu. Aus dem Jahre 1808 ist ein Bericht des Schulaufsehers Bender über die Schule in Esch erhalten. In diesem werden die Leistungen der Schüler zunächst überschwänglich gelobt, allerdings findet der Beamte keine lobenden Worte für den Lehrer Lanz, der nach seinen Worten dem Trunk ergeben gewesen sei. Nachdem er mit der Amtsenthebung bedroht worden war gelobte der gescholtene Lehrer unter Tränen Besserung, wurde aber in der Folge auf’s schärfste überwacht.
Colonialwaren Wilhelm Ries / Schule mit Vorplatz
Die Schüler der „Volksschule“ wurde in Esch unterrichtet, wahrscheinlich im Pfarrhaus. Das heutige Rathaus wurde im 19. Jahrhundert als Schulgebäude in der Schulgasse 2 errichtet. Sie hatte auch Wohnungen für die Lehrer. Dazu gab es auch eine Scheune. Diese wurde später abgerissen und es entstanden Toiletten. Heute ist dort der Mitarbeiter-Parkplatz.
Landwirt Adolf Engel in der Schwalbacher Straße, vor der Schule, 1940er Jahre. Im Hintergrund die Scheune des Schulhauses. Foto von F. Müller
Einschulung 1954 mit den Lehrern Blumentritt und Keffert und u.a. Gerhard Ott, Achim Diehl, Annerose Schneider u.v.m.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Lehrerwohnungen nicht mehr als solche genutzt. Dort wohnten dann die Flüchtlingsfamilien Liepold und Neugebauer. Der Lehrer Otto Keffert wohnte in einem der „Gemeindehäuser“ in der Eschtalstraße und auch Herr Blumentritt wohnte am Heftricher Weg bei Familie Moog. Weitere Lehrerinnen wohnten in der Mühle der Familie Lanz in der Schulgasse.
Im Jahre 1950 werden die Lehrer Hans Lenzen, Georg Pahlow und Marianne Alof im Jahrbuch des Untertaunus aufgeführt, im Jahre 1963 Otto Keffert und Renate Hinkel.
In den 1960er Jahren wurde mit den Nachbargemeinden das Projekt einer Mittelpunktschule für die Schüler ab der 5. Klasse in Heftrich diskutiert, bald aber von schulpolitischen Entscheidungen, vor allem der Einführung der Förderstufe, überholt. Schulträger für alle Schulen waren jetzt nicht mehr die Gemeinden, sondern der Landkreis. Die Schüler der höheren Schuljahre gingen weiter nach Idstein.
Im Jahr 1970 folgte die nächste größere Reform: Die kleinen Volksschulen in den Orten wurden aufgehoben, die Escher Grundschüler gingen fortan nach Heftrich. Die dortige Schule war dem großen Schüleraufkommen aus Heftrich selbst, Bermbach, Esch, Kröftel, Nieder- und Oberrod nicht mehr gewachsen, so dass drei so genannte „Schulpavillions“ aus Wellblech aufgestellt und eine Toilettenanlage auf dem Schulhof errichtet wurden.
Dieses, von den Schülern „Barracken“ genannte Provisorium sollte bis 1991 Bestand haben, da die Überlegungen, für die 1972 gegründete Gemeinde Waldems eine eigene Grundschule zu bauen, die Entwicklung der Heftricher Schule über Jahrzehnte beeinträchtigte.
Das Schulgebäude in Esch wurde nach dem Ende des Schulbetriebes als Rathaus der Gemeinde Waldems genutzt und später um einen Anbau ergänzt.
Kreisausschuss des Untertaunuskreises (ed.) (1963) Heimatjahrbuch ‘Der Untertaunus’.
Kreisausschuss des Untertaunuskreises (ed.) (1950) Heimatjahrbuch ‘Der Untertaunus’.
Jahrbuch Rheingau-Taunus-Kreis (2018).
Altenburgschule Heftrich (no date) Geschichte der Schule, Altenburgschule. Available at: http://www.alteburgschule.info/über-die-schule/geschichte-der-schule/.
Ansichtskarte mit Panorama vom Kohlberg, Schwalbacher Straße und Kirche
Seit spätestens 1343 gab es eine Kirchengemeinde in Esch. Diese wurde 1540 von einem Pfarrer Tönges gekauft, der in der Folge die Reformation einführte. Seitdem sind die Einwohner von Esch überwiegend evangelischer Konfession.
Zum Kirchspiel Esch gehörten bis ins 16. Jahrhundert die heutige Wüstung Alsdorf bei Würges, ab 1594 Reinborn, dazu später Niederems. Heute bilden Esch und Walsdorf eine Pfarrei. Während des Dreißigjährigen Krieges lag die Pfarrei zweitweise brach. 1633 berichtet noch der Pfarrer Brühl von den Einquartierungen und Zerstörungen durch fremde Truppen, im Jahre 1636 erfahren wir von Pfarrer Plebanus:
Nun ist in der ganzen Idsteiner Gegend kein Pfarrer mehr außer mir. Auch in Kettenbach. Michelbach, Dörsdorf, Rettert, Miehlen,Wlterod, Strinz Trinitatis, Strin Magarethä. Breithardt, Bleidenstadt, Wehen, Bechtheim, auroff, Wörsdorf, Esch und Walsdorf fehlen die Geistlichen.
Tagebuch des Pfarrers Plebanus aus dem 30jähr. Krieg, in Land Nassau, 1926
Erst im Jahre 1650 übernahm Pfarrer Rüger aus Walsdorf wieder die Amtsgeschäfte in Esch und Reinborn, einen eigenen Pfarrer in Esch gab es erst 1665 mit Rügers Sohn Johann Conrad. Dieser erbaute auch 1686 ein neues Pfarrhaus in der Kirchgasse.
Bereits um 1705 gab es einen Streit um die Unterhaltung des Pfarrhauses zwischen den Orten Esch und Niederems, der dann offenbar 1708 in einem weiteren Neubau in der Kirchgasse 5 endete.
In erhöhter Lage am südlichen Ortsrand wurde 1786 die evangelische Kirche erbaut. Im selben Jahr wurden auch neue Glocken angeschafft. Innen gibt es zwei Emporen an den Schmalseiten und eine Kanzel aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, die Altarplatte stammt von 1761 und der Taufstein von 1732. Die Orgel wurde 1845 von Gustav Raßmann erbaut. Unter Pfarrer Röhrborn wurde in den 1960er Jahren ein umfassender Umbau vorgenommen. Der Eingang befand sich bis dato direkt oberhalb des Treppenaufgangs von der Kirchgasse, dort befindet sich noch bis heute eine ungenutzte Tür. In diesem Bereich müsste es auch einen Gedenkstein für den einzigen Escher Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges gegeben haben. Der ursprünglich quer zum Dachfirst orientiert Innenraum wurde in seine heute Position gedreht.
Evangelische Kirche, etwa 2010, vom Borhain aus gesehen
Im Jahr 2024 wurde das Kirchendach umfassend saniert, so dass ab dem Frühjahr ein großes Gerüst an der Kirche stand. Die Arbeiten zogen sich bis in den Oktober hinein.
1686, also nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg, und in der Zeit der Kriege Ludwig des XIV. als Pfarrhof am Anfang der zur Kirche hin ansteigenden Kirchgasse erbautes Fachwerkhaus (auf der Abbildung unten links). Das einzige Haus in Esch mit verziertem Sichtfachwerk, wie man es häufig auch in Idstein findet (Weinranken, gedrehte Säulen, Konsolen, Masken, Fischfiguren). Im Obergeschoss ist ein reich verzierter fränkischer Erker angebracht. Über der Tür steht eine Inschriftt:
Schild in der Kirchgasse 1 mit Hinweis auf das Baudatum 1683 und den Bauherren Pfarrer Johann Conrad Rüger
Ornamente im Fachwerk des Hauses Kirchgasse 1, um 2010
Johann Conrad Rüger war ab 1665 Pfarrer in Esch. Er hatte die Pfarrstelle, die nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges lange verwaist war, angetreten, obwohl er aufgrund der geringen Einwohnerzahlen nicht mit einem großen Einkommen rechnen konnte. Er bewirtschaftete ein alte Hofreite im Ort, bis er 1886 von Erspartem und mit Zuschüssen der Gemeinde das Haus in der Kirchgasse 1 errichten konnte. Zunächst, so berichtet Gerd Böttger im Heimatjahrbuch des Rheingau-Taunus-Kreises von 1988, waren hier aber ebenfalls Truppeneinquartierungen zu erdulden. Pfarrer Rüger betrieb auch hier eine Landwirtschaft, die er jedoch, wohl aus Altersgründen, 1694 an Pfarrer Henrich Zehner aus Heftrich verkaufte. Nach dem Tod von Rüger 1703 bewohnte sein Nachfolger, Johann Daniel Thiel, das Pfarrhaus, zog aber 1707/1708 in ein neu errichtetes Gebäude gegenüber der Kirche. Um dessen Errichtung bzw. die möglicherweise beabsichtigte Ausbesserung des Hauses von Rüger, gab es zwischen den Eschern und den Niederemsern einen heftigen Streit, der mit einer Prügelei zwischen dem Escher Schultheißen und dem Bürgermeister von Niederems in einem Wirtshaus endete.
Über die Zeit von Anfang des 18. Jahrunderts bis zum Jahr 1800 ist nicht viel über das Haus bekannt. Erst dann wurde vermerkt, dass das Haus an die Familie Schönborn kam, in deren Besitz es noch heute ist. Dort wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die alte Toreinfahrt abgebrochen und ein neuzeitlicher Anbau erstellt. Dort wurde von Herbert Schönborn, genannt Streußer-Herbert, und seiner Frau ein A&O, eine Art Tante-Emma-Laden, betrieben. Später kam eine Tierfutterhandlung dazu. Heute befindet sich in dem ehemaligen Laden ein Friseursalon.
Ortsansicht und Schwalbacher Straße, Kirchgasse 1 sowie Schule, um 1940. Foto: R. Wick
Haus Streußer/Schönborn, etwa 2010
Evangelische Kirche, Laden Schönborn und Baugebiet Kohlberg. Etwa 1969.
Ansichtskarte mit Schwalbacher Straße, Kirchgasse und Panorama
Auf dem Friedhof steht ein Ehrenmal für die Gefallenen und vermissten der beiden Weltkriege. Dabei handelt es sich um ein Rondell mit Marmor-Ornamenten und vier Marmor-Tafeln, von denen eine die Gefallen und Vermissten des 1. Weltkrieges, zwei die Gefallenen des 2. Weltkrieges und eine die Vermissten des 2. Weltkrieges aufführt. Zwischen den Tafeln gibt es Halterungen für Kränzen, die alljährlich zum Volkstrauertag dort nieder gelegt werden.
Auf dem Ring, der das Denkmal nach oben abschließt, steht auf der Außenseite: „Den Toten zum Gedächtnis, den Lebenden zur Mahnung.
Gedenktafel für die Toten des 2. Weltkrieges
Gedenktafel für die Toten des 2. Weltkrieges
Gedenktafel für die Vermissten des 2. Weltkrieges
Die Tafel für die Opfer des 1. Weltkrieges am Ehrenmal