Arbeitsgraben

Revisionsöffnung zum Arbeitsgraben in der Borngasse, 2016

Revisionsöffnung zum Arbeitsgraben in der Borngasse, 2016

Als „Arbeitsgraben“ oder, je nach Verwendungszweck auch „Mühlengraben“ genannt, wurden Wasserläufe bezeichnet, die zur Versorgung von Mühlen oder Fabriken mit benötigtem Wasser, entweder zum Antrieb von Maschinen, oder zum verbrauch, genutzt wurden. In Esch gab es mindestens zwei solcher Gräben, die teilweise verzweigt und sehr weitläufig das Ortsgebiet durchschnitten. Erstmals erwähnt wird eine Flurbezeichnung „off dem molengraben“ bereits 1428, so dass bereits damals Mühlenbetrieb in Esch geherrscht haben dürfte.

Auf einigen Karten sind die Wasserläufe heute noch verzeichnet, und eine „Mühlenausleitung“ des Schlabach bzw. ein „Obergraben“ wird als Bodendenkmal im Bebauungsplan für den Turnhallenweg von 2016 genannt. Genauere Überlieferungen sind mir aber nicht bekannt, daher wären Angaben von Lesern, Fotos usw. sehr nützlich. In den nachfolgenden Kartenausschnitten sind die noch vorhandenen Eintragungen dazu gelb markiert.

Riesenmühle

Kartenmaterial zeigt einen Arbeitsgraben zur Riesenmühle

Kartenmaterial zeigt einen Arbeitsgraben zur Riesenmühle

Die Riesenmühle hatte offenbar einen Mühlengraben, der von der Schlabach unterhalb des Harbachtals in Flußrichtung links abzweigte, durch die Felder in Richtung der Mühle lief und dann entweder direkt wieder in den Schlabach abgeleitet wurde oder weiter Richtung Borngasse in den dortigen, von der Emsbach über die Gerberei führenden Arbeitsgraben mündete.

Gerberei

Arbeitsgraben Emsbach / Gerberei

Kartenmaterial zeigt den teilweisen verlauf des Arbeitsgrabens Emsbach / Gerberei

Als ziemlich sicher anzusehen ist der Abzweig des Arbeitsgrabens von der Emsbach unterhalb des Petershammer in Richtung Ort durch die Flure „Im Madacker“ und „Im Dietrich“. Laut Helmut Wald führte dieser dann ab der Limburger Straße teils unterirdisch, wohl auch unter dem Haus Bund/Müller hindurch zur Gerberei Reingans/Beueleke, von dort weiter über den jetzigen und über eine hölzerne Überführung über den Schlabach in die Wiesen hinter der Borngasse, wo er sich mit dem Graben der Riesenmühle vereinigt haben könnte.

Mangoldsmühle

Am heutigen Spielplatz befand sich ein Wehr, so dass hier scheinbar ebenfalls weiteres Wasser eingeleitet werden konnte. Von dort an ging es hinter den heutigen Häusern Klebach (früher Hies) entlang und ab dem Haus Lüth unterirdisch durch die Borngasse, unter der Schwalbacher Straße hindurch in Richtung der Mangolds- oder Leichtfußenmühle, heute Feuerwehrhaus und von dort Richtung Hirtesenmühle. Ab den Anwesen Leichtfuß / Wiegand wurde bis 1957 auch das Wasser des Marschbach mitgeführt, dass ab dann direkt in den Schlabach gemäß dem heutigen Verlauf geführt wurde.

Hirtesenmühle

Kartenmaterial zeigt den Verlauf des Mühlengrabens zur Hirtesen Mühle

Kartenmaterial zeigt den Verlauf des Mühlengrabens zur Hirtesen Mühle

Ziemlich sicher bekam die Hirtesenmühle ihr Wasser zum Teil aus der Schlabach. Ab dem Ende der Straße „Auf der Schur“ ist der Verlauf dieses Mühlengrabens heute noch als Weg erkennbar. Ob der Arbeitsgraben von der Gerberei und Mühle Lanz kommend dort tatsächlich einfloss und ob und wenn ja was der Teich der Familie Leichtfuß an der Ardenbach bzw. der Ardenbach selbst damit zu tun hat konnte ich noch nicht heraus finden. In jedem Fall wurde das Wasser der Ardenbach über einen Graben, vermutlich den gleichen, zur Hirtesenmühle geleitet, dürfte aber zum Antrieb derselben alleine nicht gereicht haben.

Weitere Fragen

Möglicher Grabenverlauf nahe der Schwalbacher Straße

Möglicher Grabenverlauf nahe der Schwalbacher Straße

Wie uns einmal Elli Kynast berichtete, lief an unserem Haus, Schwalbacher Str. 12, auch einmal ein Bach direkt vorbei. Schaut man sich nun die Flurstückskarte von Esch genauer an, könnte es sich dabei ebenfalls um einen von Roigans/Beuleke kommenden Graben gehandelt haben. Hinter den Anwesen der Schwalbacher Straße befindet sich eine sehr schmale Parzelle, die unterhalb des Gartens von Herbert und Rosel Werner in Richtung Schwalbacher Straße abknickt und genau auf den „Ahlen“ zu hält. Am Ausgang des „Ahlen“ knickt wiederum ein noch existenter Graben ab und läuft wieder Richtung Emsbach. Das sind an der Stelle aber eher Vermutungen. Falls einer der Leser etwas genaueres weiß würde ich mich über Hinweise sehr freuen!

Quellen:

Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS) (no date). Available at: http://lagis.online.uni-marburg.de/de/kat1.
Horrer, R. (2016) ‘BEBAUUNGSPLANENTWURF “TURNHALLENWEG” DER GEMEINDE WALDEMS’.
Wald, H. (2012) Eine kleine Chronik von Einem, der die Straßen von klein auf erlebt und auf ihnen gelebt hat. Waldems.
Hessisches Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation (no date) Geoportal Hessen. Available at: http://www.geoportal.hessen.de/.

8 Gedanken zu „Arbeitsgraben

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