Archiv der Kategorie: Schwalbacher Straße

Schwalbacher Straße 23

Ortsansicht und Geschäft von Feist Löwenstein

In der Schwalbacher Straße 23 befindet sich die heute die Bäckerei Ries. Ende des 19. Jahrhunderts betrieb dort Karl Konradi einen Warenhandel. Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert wurde das Geschäft von Ferdinand Löwenstein, der unter anderem als Vieh- und Warenhändler und wohl auch als Metzger tätig war, übernommen, der es 1934 an seinen Sohn Albert weiter gab. Die Familie Löwenstein zog 1936 nach Königstein, etwa zu diesem Zeitpunkt kam die Bäckerei Ries aus der Borngasse in ihr heutiges Domizil.

Die Bäckerei selbst besteht laut der Werbeaufschrift am Haus seit 1820 und war gemäß der Angaben von Helmut Wald vorher in der Borngasse beheimatet. Wald erinnert sich an Gustav Ries (Bäckersch Gustav) als Bäckermeister, ihm folgten Bäckersch Werner und  Bäckersch Steffen als Inhaber des Betriebs. Natürlich heißt die Familie weiterhin Ries mit „echtem“ Nachnamen und betriebt bis heute solides Bäckerhandwerk ohne Industrie-Teigprodukte.

Wald erinnert sich, dass in früheren Zeiten in der Bäckerei auch im Lohnverfahren gebacken wurde. Das bedeutet, dass die Dorfbewohner ihre großen Bleche mit Kuchen, meist Apfel- oder Zwetschgenkuchen (Quetschekuche) in die Backstube brachten und fertig gebacken wieder abholten. Solche Bleche, die in keinen heimischen Ofen passten, gibt es heute noch bei mancher Escher Familie. Heute bezieht man bei besonderen Anlässen, etwa beim „Flennes“, dem Trauerschmauß nach Beerdigungen, Krimmelkuche (Streuselkuchen) und Reiheweck (Einback) fertig bei Bäckersch.

Anzeige "Bäckerei Konditorei Ries", Festschrift "100 Jahre Chrogesang in Esch, 1983

Anzeige „Bäckerei Konditorei Ries“, Festschrift „100 Jahre Chrogesang in Esch, 1983

Quellen:

Telefonzellen

In den Zeiten, in denen es noch keine Mobiltelefone gab, standen in vielen Orten Telefonzellen zur Verfügung, so auch in Esch. Inzwischen sind die Zellen weitgehend abgebaut oder durch einfach Telefonsäulen ersetzt. In Esch gibt es keine Telefonzellen mehr.

Notrufhebel zum Notrufsystem 73, Bild: Kandschwar, 2005

Notrufhebel zum Notrufsystem 73, Bild: Kandschwar, 2005

Eine der beiden zuletzt vorhandenen Telefonzellen in Esch befand sich auf dem Mitarbeiterparkplatz des Rathauses. Sie war recht umfangreich ausgestattet und hatte zeitweise auch einen Notrufmelder für das Notrufsystem 73 zur Alarmierung von Polizei und Feuerwehr ohne Geldeinwurf. In den 1990er Jahren wurde diese Zelle zu einem Kartentelefon umgerüstet und verschwand dann in den 2000er Jahren.

Eine weitere Zelle befand sich am Dalles, neben dem Kriegerdenkmal, wo heute noch ein Briefkasten vorhanden ist. Sie war nach meiner Erinnerung bis zuletzt als Münztelefon ausgeführt und wurde vor allem von Eschern mit ausländischen Wurzeln oft für Gespräche in die Heimat genutzt, um die Gebühren für Auslandsgespräche unter Kontrolle zu halten. Auch diese Zelle wurde demontiert.

Im Eingangsbereich der Post (heute DRK Rettungswache) befand sich meiner Erinnerung nach ebenfalls eine Kabine, die als Telefonzelle gedacht gewesen sein dürfte. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass diese mal in Betrieb war.

Nathans Haus

Ehemals jüdisches Haus, heute Schwalbacher Str. 20, um 1963, Foto: Fam. Bund

Ehemals jüdisches Haus, heute Schwalbacher Str. 20, um 1963, Foto: Fam. Bund

Das ehemals im Besitz der Familie Löwenstein befindliche Haus am Anfang der Borngasse, genannt „Nathans Haus“, stand dort, wo heute die Schwalbacher Str. 20 mit Bank, Arztpraxis und Apotheke ist. Der Hausnahme stammt von Nathan Löwenstein, der es zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern bewohnte. Seine Frau Rebecca wohnte dort bis 1938 und war somit wahrscheinlich die letzte in Esch lebende jüdische Einwohnerin vor dem 2. Weltkrieg. Das Haus wurde unter der NS-Herrschaft eingezogen. Das Grundstück wurde in den 1960er Jahren von Walter Bund gekauft und das Haus wurde abgerissen. Zuvor, nach dem 2. Weltkrieg, wohnten dort verschiedene Familien und es gab einen Milchverkauf, den eine Frau Namens Guckes betrieb.

Ahlen

Der „Ahlen“ ist eine schmale Gasse zwischen den Häusern Schwalbacher Straße 19 (ehemals 17, Haus Eschenheimer) und 15 (ehemals Baum, dann Niemann, heute Richter). Er endet in der Flur „An der Limburger Straße“. Die Häuser dort gehören heute auch postalisch zur Limburger Straße, bis vor wenigen Jahren gehörten sie als Hausnummer 19a zur Schwalbacher Straße.

Ahlen bedeutet sinngemäß ganz allgemein „schmaler Weg/Fußweg zwischen Häusern“. So gibt es in Esch eigentlich mehrere Ahlen, diese sind allerdings weitgehend nicht mehr öffentlich zugänglich. In Idstein gibt es z.B. auch die Straße „im Kreuzahlen“. Wie sich Frank Müller und Thomas Schmittel erinnern würde der Weg auch „Lanzepädche“ genannt, eben weil es ein kleiner Pfad beim Anwesen Lanz ist.

Bei diesem Ahlen ist ein Zusammenhang mit einem ehemals dort verlaufenden Bach, der eventuell Teil des Arbeitsgraben gewesen sein könnte, zu vermuten.

Hof Hahn

Das Wohnhaus des Hof Hahn wurde 1904 (Bauinschrift) am westlichen Ortsrand von Wilhelm Hahn erbaut. Der Hof wurde später von Fritz Hahn (*1901, +1989) und seiner Frau Charlotte (geb. Schneider, *1912, +1994) und heute von Wilhelm Hahn betrieben.

Quellen:

Schwalbacher Straße 26

Postbote Julius Fischer mit Schulkindern auf der Hauptstraße (später Schwalbacher Straße). Im Hintergrund die Schule, links das Anwesen Leichtfuß / Rechener. Foto von Irmgard Pfeil.

Postbote Julius Fischer mit Schulkindern auf der Hauptstraße (später Schwalbacher Straße). Im Hintergrund die Schule, links das Anwesen Leichtfuß / Rechener. Foto von Irmgard Pfeil.

Das Anwesen Rechener, eigentlich Leichtfuß, ist eine stattliche Hofreite in der Ortsmitte. Es stammt wohl aus dem 18. Jahrhundert. Sowohl das Wohnhaus wie auch das rückwärtig anschließendes Nebengebäude sind heute verkleidet. Der kleinere Stall und die große Scheune sind 2010 bei einem Feuer beschädigt worden, das Fachwerk des Stalls musste komplett neu hergestellt werden.

Bis in die 1990er Jahre betrieben dort Gertrud und Erich Leichtfuß, genannt Recheners-Erich, einen Getränkehandel. Dort wurde auch hin und wieder ausgeschenkt, so dass sich der Name „Rathaus-Klause“ einbürgerte.

Quellen:

Schwalbacher Straße 22

Das Haus Dambeck, früher Hahn. Eine Hofreite aus dem 18. Jahrhundert in zentraler Lage in einem durch Borngasse, Kirchgasse und Schwalbacher Straße gebildeten Winkel. Das Wohnhaus ist verputzt, mit Krüppelwalmdach. Durch neuere Fenstereinbauten vor allem an der östlichen Traufseite verändert. An der Scheune findet sich das Erbauungsdatum 1730 im profilierten Torsturzbalken.

Quelle:
http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/14310/
Wald, 2012

Schwalbacher Straße 21

Anwesen "Merkels", 2016

Anwesen „Merkels“, 2016

In dem umfangreichen Vierseithof an der Ortsdurchfahrt lebte im größten Teil des 20. Jahrhunderts Karl Bund. Der Hausname war aber „Merkels“. Dieser geht auf die Familie der Frau von Karl Bund, Emma Merkel (*1901) zurück und lässt sich in Esch bis in das 16. Jahrhundert zurück verfolgen, als eine Anna Kettenbach, geborene Merkel, eine Wiese in der Adenbach mit einer Grundschuld belegte.

Das vollständig verkleidete Fachwerkwohnhaus geht auf das 18. Jahrhundert zurück, das Dachgeschoss wurde um 1900 mit auf geschnitzten Streben überstehendem Dach erneuert. Der anschließende markante Torbau mit Vergitterung und Ziegelüberdachung wie auch das kleine massive, verputzte Nebengebäude entstanden im 19. Jahrhundert und wurden in den 1990er  Jahren abgerissen. Dort befindet sich heute der Parkplatz der Bäckerei Ries.

Karl Bunds Tochter Gudrun heiratete Walter Rinker, der sich damit den Namen Merkles-Walter einhandelte.

Im Garten des Anwesens Schwalbacher Str. 21 befand sich im Jahr 2016 ein teil des Grabsteins eines Karl Seyberth (*1859). Foto von Birgit Anderegg

Kuriosum: Im Garten des Hauses befand sich im Jahr 2016 unter einem Stützpfeiler ein Teil des Grabsteines von einem Karl Seyberth (*1859). Hierzu stehen weitere Nachforschungen noch aus. Hinweise nehme ich gern entgegen!

Quellen:

Schwalbacher Straße 3

Deutsche Soldaten schaufeln Schnee, im Hintergrund links der Laden Mänscher/Knorr, 1940, Foto von R. Wick

Deutsche Soldaten schaufeln Schnee, im Hintergrund links der Laden Mänscher/Knorr, 1940, Foto von R. Wick

Das Anwesen liegt kurz unterhalb der Kreuzung Schwalbacher Straße / Frankfurter Straße, dem Dalles, am früheren Ortseingang von der Frankfurt-Limburger Straße aus. Das Wohnhaus wurde gemäß der Inschrift über dem Eingang 1732 von Carl und Anna Rosina Christ gebaut:

Gott behits fir Fever vnd Brand / in Gottes Schvtz steh ich Carl Christ vnd Anna Rosina baven mich / 1732

Vor dem 2. Weltkrieg wurde das Anwesen „Mänscher“ genannt. Der richtige Name der Familie ist das m.W. nicht, dieser ist mir aber auch nicht bekannt. Dort befand sich einer der damals drei Kaufläden im Ort. Eine Tochter des Hauses heiratete nach dem Krieg Adolf Knorr, der den Laden dann weiter führte. In dieser Zeit muss der Querbau, wo sich heute die Hofeinfahrt befindet, niedergelegt worden sein. Dieser Bauteil war scheinbare in Anbau, der nicht zum ursprünglichen Haus gehörte.

Um 1990 wurde es unter Freilegung des Fachwerks und Rekonstruktion des Giebels in ursprünglicher Form wiederhergestellt. Der heutige Torbau ist im Zuge der Renovierung neu hergestellt worden.  Zeitweise wurde dort in den 1990ern eine Art Reformhaus betrieben.

Quellen: