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Eschtalstraße 1

Heinz Moog vor dem Laden "Gerndt" im Haus von "Moose Fritz", 1950er/1960er Jahre. Foto von Franziska Moog

Heinz Moog vor dem Laden „Gerndt“ im Haus von „Moose Fritz“, 1950er/1960er Jahre. Foto von Franziska Moog

Im Haus Moos befand sich bis zum Ende der 50er Jahre ein kleiner Laden, der zunächst (wahrscheinlich nach dem Ende des 2. Weltkrieg) von Herrn Gerndt betrieben wurde, später dann von Irmgard Flören (später Schäfer). Sie zog mit dem Laden in die benachbarte Gaststätte Zum Grünen Baum, die sie zusätzlich zum weiterhin vorhandenen Zeitschriftenverkauf bis 1986 betrieb.

Im Haus Moos wohnte in den 1950ern auch die Hebamme Lina Leichtfuß und Fritz Moos (genannt „Moose Fritz“) im Besitz dessen Familie sich das Haus noch heute befindet.

Quellen:

Zum Grünen Baum

Die Gaststätte befand sich neben dem dem Gelände des ehemaligen „Seyberths Hof“, auch Riedsches Gut oder Stellhof genannte. Dort entstand später die Lederfabrik Rheingans (später Beuleke), in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stand ein Teil der Gebäude leer und verfiel zusehends. Zwischen der Gaststätte und der Lederfabrik entstand ein freier Platz, auf dem eine Tankstelle errichtet wurde.

Erwähnt wird die Gaststätte bereits in Zusammenhang mit Johann Bernhard Seyberth, der zwischen 1714 und 1791 in Esch lebte und das Riedsche Gut ab 1776 gepachtet hatte. Er pachtete kurz darauf den offenbar bereits bestehenden Grünen Baum dazu und wurde Gastwirt. Bereits damals wird eine Branntweinbrennerei erwähnt. Auch seine Söhne Philipp Daniel und Philipp Reinhard werden als Gastwirte geführt. Philipp Reinhard betrieb zudem eine Weinhandlung und ihm wurde die Thurn- und Taxissche Posthalterei übertragen. Für die Weinhandlung ließ er 1819 einen Weinkeller in den Felsen unter dem Gasthaus erbauen. Offenbar wurde in Esch auch Wein angebaut, dafür spricht zumindest die Flurbezeichnung Am Wingertsberg und vielleicht auch Auszüge aus einem Volkslied, dessen Herkunft aber nicht belegt ist.

Mitte des 19. Jahrhunderts soll auch der Herzog Adolph von Nassau hier eingekehrt sein. Laut Aufzeichnungen des Hessischen Staatsarchivs hat der Sohn von Philipp Reinhard Seyberth, Philipp Wilhelm, die Gaststätte 1854 aufgegeben. Es ist allerdings davon auszugehen, dass sie durch jemanden anderen weiter geführt wurde. 1862 wurde das gesamte Riedsche Gut, möglicherweise inclusive des Grünen Baums, vom Fiskus angekauft.

Die Gaststätte wurde zumindest Anfang bis Mitte des 20ten Jahrhunderts von Friedrich Ries, genannt „Precher-Fritz“, und seiner Schwester betrieben. Im Obergeschoss, bzw. in den Anbauten und den teils direkt übergehenden Gebäuden der Lederfabrik Beuleke wurden gemeindlicher Wohnraum geschaffen. Dort wohnte z.B. nach dem 2. Weltkrieg die Flüchtlingsfamilie Heger, die später nach Idstein umzog. Heger war Schuhmacher und ging diesem Gewerk auch dort nach.

Artikel aus dem Anzeiger des Gewerbevereins „Wir in Waldems“, November 1987. Aus dem Archiv von Günther Seyberth

1959 übernahm Irmgard Schäfer (damals Flören) den Laden von Herrn Gerndt im benachbarten Hause Moos in der heutigen Eschtalstraße 1. Etwas später übernahm Sie dazu auch den Grünen Baum und zog dann mit dem Laden ebenfalls in die Räumlichkeiten der Gaststätte. 1967 wurden Teile der Gebäude und der Weinkeller abgerissen, so auch die Viehtränke vor der Gastwirtschaft. Damit entstand die bis in die 1980er Jahre vorhandene Raumaufteilung: Vom Eingang aus gesehen rechts befand sich die Kneipe mit Thekenraum und einem Raum mit Sitzgelegenheiten. Im „Grünen Salon“, dem ehemaligen Laden, konnte man nun Familienfeiern abhalten und im Mittelteil zwischen Kneipe und „Grünem Salon“ wurden weiterhin Zeitschriften, aber auch Blumen verkauft. Die Toiletten befanden sich im Keller, außerhalb der Gaststätte. Die Gaststätte wurde 1986 geschlossen und Irmgard Schäfer zog mit Blumen- und Zeitschriftenladen in die Kirchgasse. 1987 fuhr dann ein LKW von der Frankfurter Straße kommend in den „Grünen Salon“ hinein und zerstörte beinahe das Haus.

Gasthaus „Zum grünen Baum“ nach der Schließung 1987. Im Hintergrund „Mänschers“ vor dem Umbau. Foto: Günter Seybert
Bericht vom Unfall 18.09.1987
Bericht vom Unfall 18.09.1987

Am Ende wurden die Gebäude von Seyberths Hof bzw. Beuleke sowie der Grüne Baum in den 1990er Jahren abgerissen um Platz für das Dorfgemeinschaftshaus und die Kirche St. Thomas zu schaffen. Die letzte Bewohnerin war meiner Erinnerung nach eine alte Frau, die dann von der Gemeinde in einer Wohnung im Feuerwehrhaus an der Frankfurter Straße untergebracht wurde.

Quellen:

Kreisausschuss des Rheingau-Taunus-Kreises (ed.) (1990) Jahrbuch Rheingau-Taunus-Kreis.
Wir in Waldems (1987) ‘Unsere Mitglieder in Wort und Bild - Irmgard Schäfer’, November.
Gülden, G. (2015) ‘Irmgard Schäfer leitet seit 40 Jahren den Altenclub in Esch’, Idsteiner Zeitung, 30 July. Available at: http://www.wiesbadener-tagblatt.de/lokales/untertaunus/waldems/irmgard-schaefer-leitet-seit-40-jahren-den-altenclub-in-esch_15930066.htm.
Baumann, H.-J. and Seyberth (1989) Die Seyberths. Bilder zur Geschichte einer Nassauischen Familie. Wiesbaden.